Die Forderungen für die diesjährige Tarifrunde der Stahlindustrie unter dem Motto „Wir stehen für Verantwortung” wurden erst sehr spät, nämlich am 11. September, festgelegt. Und da die erste Verhandlungsrunde unmittelbar danach, am 16. September, stattfand, fanden sie in der Öffentlichkeit kaum Beachtung.
Die Tarifparteien IG Metall und AGV Stahl trafen sich am 16. September. Die IG Metall-Vertreter legten den Arbeitgebern ihre sehr verantwortungsvollen Forderungen vor. Wie bekannt ist, kommt bei der ersten Verhandlung meist nicht viel heraus. Die IG Metall-Seite begründet die Rechtmäßigkeit ihrer Forderungen, die AGV-Sprecher erklären, dass sie diesen Forderungen nicht nachkommen können, und verlassen den Verhandlungstisch.
Für die zweite Verhandlungsrunde trafen sich die Parteien am Freitag, dem 19. September. Bei dieser Sitzung machten die AGV-Sprecher keine Vorschläge für den Zeitraum Oktober bis Dezember dieses Jahres. Sie schlugen 500 Euro für zwölf Monate vor, davon 250 Euro im Januar 2026 und 250 Euro im Juni 2026. Die IG Metall begrüßte zwar die vorgeschlagene Laufzeit des Tarifvertrags von zwölf Monaten, lehnte jedoch diesen Vorschlag ab, da er keine dauerhaften Lohnerhöhungen vorsah, die sich auf die Lohn- und Gehaltstabellen auswirken würden. Die IG Metall kündigte außerdem an, dass sie in dieser Tarifrunde keine Vorschläge akzeptieren werde, die einmalige Zahlungen beinhalten.
Die AGV-Sprecher beendeten die zweite Verhandlungsrunde mit der Ankündigung, dass sie in der dritten Verhandlungsrunde einen prozentualen Lohnvorschlag vorlegen würden.
WAS WAREN DIE FORDERUNGEN?
Die Forderungen wurden nicht in Form von konkreten Zahlen formuliert. Es wurde eine unbezifferte Forderung gestellt:
– Arbeitsplatzgarantie
– Absicherung der Reallöhne (mindestens 2 % Inflationsausgleich)
– Absicherung einer guten Ausbildung und guter Löhne für Auszubildende, die die qualifizierten Arbeitskräfte der Zukunft sein werden (Anhebung der Einkommen von Auszubildenden auf das Niveau der Metall- und Elektroindustrie)
– Verlängerung des Altersteilzeitvertrags für ältere Arbeitnehmer (ATZ) und des Beschäftigungssicherungstarifvertrags
– Die Laufzeit des Tarifvertrags wurde auf maximal 12 Monate festgelegt
IG METALL LEGTE IN DER DRITTEN VERHANDLUNGSRUNDE IHRE ERWARTUNGEN VOR
Die Verhandlung, zu der sich die Parteien am Dienstag, dem 23. September, trafen, dauerte fünf Stunden. Nachdem die Arbeitgeber in den ersten Stunden keine Fortschritte erzielt hatten, legten sie folgenden Vorschlag vor:
– Keine Lohnerhöhung für die Monate Oktober bis Dezember
– 1,2 % Lohnerhöhung vom 1. Januar 2026 bis zum 31. Januar 2027
– Laufzeit des Tarifvertrags 16 Monate
Daraufhin legte die IG Metall ihre eigenen Vorschläge vor:
300 Euro für alle für die Monate Oktober bis Dezember. Unternehmen, denen es nicht gut geht, müssen diese Zahlung nicht leisten. (Nach den vorliegenden Informationen geht es keinem Unternehmen gut.) Zusätzlich werden IG Metall-Mitglieder unabhängig von den Bedingungen 150 Euro erhalten. (Mit dieser Forderung wird zum Ausdruck gebracht, dass sie sowohl den Niedriglohnempfängern mit 100 Euro pro Monat einen größeren Beitrag leisten als auch gegenüber Nicht-Gewerkschaftsmitgliedern einen Mitgliederbonus gewähren.)
– Ab dem 1. Januar 2026: 2 % Lohnerhöhung bis zum 30. September 2026
– Die Laufzeit des Tarifvertrags beträgt zwölf Monate
Die AGV-Sprecher erklärten, dass diese Forderung weit von dem von ihnen angestrebten Ergebnis entfernt sei und sie diesen Vorschlag untereinander diskutieren wollten. Während zu den Auszubildenden keine Stellungnahme abgegeben wurde, wurde erklärt, dass Themen wie die Verlängerung des Vertrags über Altersteilzeit (ATZ) und des Tarifvertrags zur Beschäftigungssicherung nicht zur Debatte stehen würden, sondern sogar notwendig seien.
Knut Giesler, der die Verhandlungen im Namen der IG Metall führte, erklärte nach den Gesprächen: „Unsere Forderungen sind erfüllbar.” Außerdem sagte er: „Niemand kann etwas über den Herbst 2026 sagen. Ich hoffe, dass das 500-Milliarden-Paket der Regierung Wirkung zeigt.”
Giesler sagte: „Wir übernehmen Verantwortung, die Arbeitgeber können sich ihrer Verantwortung nicht entziehen.” Außerdem erklärte er: „Unser Ziel ist es, im Rahmen der Friedenspflicht mit Verantwortungsbewusstsein zu einem Ergebnis zu kommen.”
WIRD ES IM OKTOBER WARNSTREIKS GEBEN?
Die dritte Verhandlungsrunde zum Tarifvertrag für die Stahlindustrie in Ostdeutschland findet morgen (Donnerstag) statt. Die IG Metall erklärte, dass sie von dieser Verhandlungsrunde einen positiven Schritt erwarte.
Den vorliegenden Informationen zufolge werden die Tarifparteien voraussichtlich nächste Woche, höchstwahrscheinlich am Montag, erneut zusammenkommen, um die Verhandlungen fortzusetzen. Am 1. Oktober findet ein Treffen mit Wirtschaftsminister Lars Klingbeil zum Stahlgipfel statt. Ziel ist es, dieses Treffen nicht mehr während laufender Tarifauseinandersetzungen bestreiten zu müssen.
Die Gewerkschaft IG Metall teilte mit, dass der derzeitige Tarifvertrag am 30. September ausläuft und erklärte: „Ab dem 1. Oktober stehen Warnstreiks auf unserer Agenda.”