Written by 11:08 HABERLER

Einblicke von Gegendemonstranten

Silan Kücük

Die Politik der AKP-Regierung und die Hetzkampagne gegen die kurdische Bevölkerung in der Türkei sind auch in Europa und insbesondere in Deutschland angekommen. In vielen Städten Deutschlands haben Demonstrationen, Kundgebungen und Proteste stattgefunden. Wir haben von einigen Gegendemonstranten ihre Eindrücke gesammelt.

„Menschenverachtende Weltsicht wird verherrlicht“
Hevindar Isik, 24 Jahre
Für mich war und ist es weiterhin wichtig, an den Protesten gegen die Staatsgewalt in der Türkei teilzunehmen, um offen Solidarität mit den Opfern und anderen Betroffenen zu demonstrieren. Die Kämpfe begrenzen sich mittlerweile nicht nur auf türkischem Boden. Sie reichen auch bis nach Europa. Die sogenannten Grauen Wölfe verherrlichen offen ihre menschenverachtende Weltsicht, sie sind nicht zu unterscheiden von deutschen Rechtsextremen. Es müssen Grenzen gezeigt werden, um dabei die Öffentlichkeit in Kenntnis zu setzen. Auf den Gegendemonstrationen zeigten nicht nur Kurden, sondern auch türkische und internationale Linke ihre Solidarität. Nichtsdestotrotz waren die Proteste von Provokationen von Seiten türkischer Nationalisten geprägt. Ich verurteile jegliche Angriffe auf die Demonstrationen. Sie schaden nicht nur dem Klima, sondern greifen grundsätzliche Rechte an. Ich fordere hierbei die deutsche Regierung auf, sich dazu zu äußern und diese selbst auch zu verurteilen.

„Nicht die Menschlichkeit verlieren“
Rojin Civi, 21 Jahre
Mir ist es wichtig, meine Meinung zu den aktuellen Geschehnissen und Solidarität mit den Opfern der türkischen Regierung zum Ausdruck zu bringen. Es kommt einem so vor, als würden diese Gräueltaten kein Ende nehmen wollen. Es muss aber ein Ende geben. Das Einzige, was ich kann, ist in die Öffentlichkeit gehen und mich zu solidarisieren. Es ist traurig mit anzusehen, dass Menschen, geblendet von Hass und Gewalt, ihre Menschlichkeit verlieren. Es muss beiden Seiten klargemacht werden, dass es kein Kampf zwischen Türken und Kurden ist. Seitdem die AKP-Regierung an der Macht ist, prahlt sie ständig von dem Friedensprozess, den sie angeblich initiiert hat. Die Türken, die gegen die Kurden sind, sollten sich die Frage stellen, warum dieser Friedensprozess nicht mehr weitergeführt wird.
„Nicht auf die Provokation einlassen!“
Akar Sanganah, 24 Jahre
Es ist für mich eine Pflicht, an solchen Demonstrationen teilzunehmen. Die Demonstrationen der türkischen Nationalisten sind nicht dafür gedacht, eine Lösung zu einem Konflikt beizutragen. Viel mehr dient es der Provokation, da sie Hetzreden halten und Angriffe auf die Kurden als Anlass zum Feiern nehmen. Wir müssen ein Zeichen setzen und uns gegen solche nationalistischen und rassistischen Demonstrationen stellen. Die Angriffe auf die Kurden müssen aufhören und deshalb ist es wichtig auf die Straßen zu gehen und auf das ganze aufmerksam zu machen. Die Welt schaut zu und schweigt. Es ist momentan eine sehr angespannte Situation.
Wir haben in Hannover, Frankfurt und weitere Städte gesehen, dass das lediglich nur der Anfang ist. Dort wurden nämlich die Demonstranten gezielt angegriffen und wurden Opfer von Messerattacken. Wir dürfen uns nicht von solchen Übergriffen einschüchtern lassen. Wir werden weiterhin demonstrieren und protestieren. Auf die Provokationen dürfen wir nicht eingehen, sonst haben sie genau das erreicht, was sie erreichen wollten.

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