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IQB-Bildungstrend 2024: Kompetenzrückgang – Weckruf an die Politik

Özgün Önal

Die jüngsten Ergebnisse der Studie des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) zeigen, dass der Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler in Deutschland erneut unter dem Durchschnitt liegt.
Die Studie untersucht die fachlichen Kompetenzen und die Problemlösungsfähigkeit von Neuntklässlerinnen und Neuntklässlern in den Naturwissenschaften (Physik, Chemie, Biologie) sowie in Mathematik.

Das IQB führt diese Studien im Auftrag der Kultusministerkonferenz regelmäßig durch, um zu überprüfen, inwieweit die Bildungsstandards erreicht werden.

Der IQB-Bildungstrend 2024 macht deutlich: Die Leistungen der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler in Mathematik und den Naturwissenschaften befinden sich auf einem historischen Tiefpunkt. In nahezu allen Kompetenzbereichen liegen die Ergebnisse deutlich unter den Vergleichswerten der Erhebungen von 2018 und 2012. Insgesamt erreichen 34 Prozent der Schülerinnen und Schüler nicht die Mindeststandards in Mathematik, die für den Mittleren Schulabschluss erforderlich sind. Dieser Negativtrend zeigt sich in fast allen Bundesländern, wobei die Leistungsunterschiede zwischen den Ländern zum Teil erheblich ausfallen.

Dies ist nur eine von vielen Studien, die verdeutlichen, dass die Lehr- und Lernqualität an Schulen abnimmt. Zahlreiche Faktoren tragen dazu bei, dass Kinder und Jugendliche die festgelegten Mindeststandards nicht erreichen können.
Dorothee Feller, Ministerin für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen und Koordinatorin der B-Länder, fasst die Situation folgendermaßen zusammen: „[…] Die Corona-Pandemie hat ihre Spuren hinterlassen, Krisen und Kriege in aller Welt belasten unsere Schülerinnen und Schüler, die Integration neu zugewanderter Kinder und Jugendlicher ist und bleibt eine Herausforderung für unsere Schulen, ein zu hoher Medienkonsum etwa durch Social-Media beeinträchtigt die Entwicklung der jungen Menschen. Das alles verlangt unseren Schulen viel ab. […]“

Um diese Lernlücken zu schließen, braucht es eine gerechte und nachhaltige Finanzierung des Bildungsbereichs. Neben der bestehenden Unterfinanzierung drohen zudem Kürzungen in der Lehrkräfteausbildung, was den Lehrkräftemangel weiter verschärfen wird. Dies hätte zur Folge, dass Schülerinnen und Schüler, die besondere Unterstützung benötigen, diese künftig noch seltener erhalten.

Diese Schieflage trifft insbesondere Schülerinnen und Schüler mit Flucht- oder Migrationsgeschichte sowie Kinder aus Arbeiterfamilien, Haushalten von Alleinerziehenden oder allgemein sozioökonomisch benachteiligten Familien.

Laut dem Statistischen Bundesamt liegt der Anteil der jährlichen Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei unter fünf Prozent – während die Rüstungsausgaben über fünf Prozent des BIP betragen.
Daran wird deutlich, wo die Investitionsprioritäten der Regierung liegen.

Das wiederholte schlechte Abschneiden Deutschlands in Bildungsstudien ist längst kein Einzelfall mehr. Statt eine faire und zukunftsorientierte Finanzierung des Bildungswesens sicherzustellen, werden Mittel gekürzt, Lehrkräfte überlastet und Schülerinnen und Schüler zunehmend ängstlicher und demotivierter.

Der Druck auf die Politik müsse deutlich steigen, betont Karin Prien, Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend, deren Regierung die Prioritäten in Richtung Sozialabbau gesetzt hat! Man sollte sie beim Wort nehmen!

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