Mit 500 Jugendlichen aus über 30 Orten sind wir dieses Jahr zum Jugendsommercamp an den Attersee gereist, um so in Gemeinschaft miteinander zu leben, wie wir es uns auch für die Gesellschaft vorstellen. Das Wichtigste dabei waren nicht die Regenjacken oder Sonnenbrillen im Gepäck der Teilnehmer, sondern die Erfahrungen aus den Kämpfen in unseren Orten, die mitgebracht wurden.
Diese Erfahrungen konnten wir in zahlreichen Seminaren und Workshops zusammentragen. Ob die Abschiebung eines unserer Mitschüler, die steigenden Semesterbeiträge an unserer Uni oder unser Ausbildungsgehalt, was nicht reicht. Auch wenn unsere Lebensrealitäten sich manchmal unterscheiden, sind die Ursachen für unsere Probleme dieselben und damit auch der Kampf dagegen ein gemeinsamer.
Das gemeinsame Ziel, diesen Kampf zu stärken, hat uns durch alle Bereiche des Campalltags begleitet. Ob beim Fußballturnier in der Freizeit, der Essenschlange beim Abendbrot oder den Schichten in der Küche, im Vordergrund stand immer, gemeinsam für den Erfolg des Camps zusammenzuarbeiten. Dieses Zusammenwirken ist nicht nur wichtig für das Sommercamp, sondern auch die wichtigste Grundlage unserer bundesweiten Organisationen. Das Sommercamp hat uns die Möglichkeit gegeben in allen Bereichen des Zusammenlebens das Hinarbeiten auf ein gemeinsames Ziel zu erproben und das unabhängig von der Herkunft, Geschlecht oder Organisation – sei es bei der DIDF-jugend, beim IJV oder in einer unserer Interessensvertretungen. Egal ob beim Wandern, dem Produzieren eines gemeinsamen Songs oder einer geschriebenen Campzeitung: All das konnte nur funktionieren, indem alle an einem Strang gezogen und je nach ihren Fähigkeiten ihren Teil dazu beigetragen haben. Die Möglichkeit, ein solches Zusammenleben 10 Tage lang mit so vielen verschiedenen Menschen zu erproben, ist eine, die wir nicht ständig haben und ein wichtiger Schritt für die zukünftige Entwicklung unserer Organisationen.
Nun gilt es, die neuen Erfahrungen und das neue Wissen wieder zurück in unsere Orte zu tragen und die Kämpfe vor Ort gestärkt und geschlossen weiterzuführen. Eine entscheidende Rolle spielen dabei die Basisbereiche. Schule, Uni und Betrieb sind die Orte, an denen wir uns tagtäglich bewegen und wo wir unsere Kampagne hineintragen wollen. Dafür haben wir uns auf dem Camp versammelt, um konkrete Pläne zu machen, wie wir gemeinsam mit unseren Mitschülern, Kommilitonen und Kollegen den Kampf für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen führen können. Als gemeinsame Grundlage dafür haben wir eine Resolution verabschiedet, damit wir nach dem Camp nicht alle einzeln in unseren Orten weitermachen, sondern bundesweit in eine Richtung arbeiten.
Resolution der Teilnehmer des Sommercamps 2025 des Internationalen Jugendverbands und der DIDF-Jugend
Vom 1. bis zum 10. August 2025 sind wir zu unserem alljährlichen Sommercamp unter dem Motto „Zeit aktiv zu werden – Jugend gegen Rassismus, Aufrüstung und Sozialabbau“ mit über 500 Teilnehmern zusammengekommen – denn wie es ist, kann es nicht bleiben.
In über 30 Seminaren und Workshops haben wir festgestellt: Der Rassismus, der uns jeden Tag begegnet, wenn unsere Mitschüler abgeschoben werden sollen, wir keine Wohnung wegen unserem Nachnamen finden oder wieder ein Jugendlicher von der Polizei ermordet wird, ist kein Zufall. Er ist die Konsequenz einer Politik, die die Grenzen hochzieht und uns in Deutsche und Andere spalten will. Um davon abzulenken, dass wir alle dieselben Probleme teilen und einige wenige davon profitieren.
Die Aufrüstung, die wir als Jugend direkt zu spüren bekommen wird, wenn über eine neue Wehrpflicht diskutiert wird, die einzig guten Jobs noch in der Rüstung oder Bundeswehr zu finden sind und die Bundeswehr sogar auf Dönertüten wirbt, macht uns nicht sicherer. Im Gegenteil, die Regierung will in Zukunft über die Hälfte des Haushaltes für Rüstung ausgeben und heizt durch Waffenlieferungen die Kriege auf der Welt weiter an – sie reden von Frieden, aber bereiten Krieg vor.
Der Sozialabbau, durch den unsere Jugendhäuser schließen müssen, unsere Klassen immer größer und die Mensapreise immer teurer werden und der Jugend die Zukunftsperspektive immer weiter nimmt, ist kein notwendiges Übel. Er ist Teil einer Politik, die angeblich “unsere Wirtschaft” stärken soll, aber durch die die Reichen immer reicher werden, gerade weil die Armen immer ärmer werden. Weil die Konzerne Subventionen und Steuererleichterung bekommen und wir dagegen Sparmaßnahmen.
Doch unser Sommercamp hat uns gezeigt: Wir müssen diese Entwicklungen nicht einfach hinnehmen. Die Jugend ist nicht faul – wir haben ein ganzes Camp selbst aufgebaut und uns zehn Tage selbst versorgt. Wir haben über zehn Tage unser Wissen geteilt und Neues gelernt – von Kurzfilme drehen, Artikel schreiben oder Musik produzieren. Wir haben Theaterstücke auf die Bühne gebracht, den Camp-Alltag mit der Kamera dokumentiert und Choreografien eingelernt. Wir haben in Abendprogrammen unsere eigene Kultur geschaffen und Spaß gehabt. Der Jugend ist die Zukunft nicht egal – wir haben jeden Tag genutzt, um unsere Gesellschaft besser zu verstehen und zu lernen, wie wir sie verändern können. Und die Jugend ist nicht perspektivlos – unser Sommercamp hat uns gezeigt, dass eine andere Gesellschaft möglich ist, in der wir solidarisch und in Frieden zusammenleben.
Genau darum werden wir nach diesem Camp in über 30 Städte zurückkehren und für diese bessere Zukunft kämpfen. Überall sehen wir bereits Bewegung: Wir werden weiterhin unsere Hörsäle, Klassenzimmer und Betriebe zu Orten des Widerstands machen. Wir werden uns organisieren – von Schülervertretung über Gewerkschaften und Jugendauszubildendenvertretungen, bis zu Fachschaften, Studierendenparlamenten und AStA – und keine Ruhe geben. Wir werden nichts unbemerkt lassen: Wenn sich im Betrieb die unbezahlten Überstunden anhäufen, weil wir ja angeblich alle mehr arbeiten müssten. Wenn das Essen in der Mensa wieder den Euro teurer wird oder der Semesterbeitrag erneut steigt. Wenn der größte Stand bei der Jobmesse wieder die Bundeswehr ist: Wir werden nicht schweigen!
Mit unserer Kampagne „Zeit aktiv zu werden – gegen Rassismus, Aufrüstung und Sozialabbau“ werden wir im ganzen Land den Protest verstärken, damit die Jugend wieder ein Faktor ist, mit dem gerechnet werden muss!
9. August 2025 in Österreich am Attersee