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100. Jahrestag der Oktoberrevolution

Vom 9.6. bis zum 11.6.2017 fand in der Jugendherberge Tübingen ein europäisches Seminar der Internationalen Konferenz marxistisch-leninistischer Parteien und Organisationen mit fast 70 Teilnehmer/innen statt. Organisiert wurde es von der Organisation für den Aufbau einer Kommunistischen Arbeiterpartei in Deutschland und dem Verlag Arbeit Zukunft.
Es war eine Veranstaltung mit spannenden und lebendigen Diskussionen. Nach der Begrüßung am Freitagabend wurde der Film „Oktober“ von Sergej Eisenstein gezeigt, der zum 10. Jahrestag der Oktoberrevolution 1927, teilweise mit Kämpfern der Revolution gedreht worden war.

Prof. Grover Furr referiert
Am Samstagmorgen startete der Gast aus den USA, Prof. Grover Furr, mit seinem Referat „Trotzkis Lügen – was sie sind und was sie bedeuten“. Gleich zu Anfang berichtete er: „1980 wurde das Trotzki-Archiv an der Universität Harvard für Forscher eröffnet. Innerhalb weniger Tage entdeckte Pierre Broué, der bedeutendste trotzkistische Historiker seiner Zeit, dass Trotzki gelogen hatte.“
Im Folgenden erläuterte der Forscher genauer, was er bei seinen Recherchen in Archiven, Dokumenten und beim Vergleich mit Trotzkis öffentlichen Aussagen gefunden hat.
Die anschließende Diskussion war so lebhaft, dass die Teilnehmer eine Stunde länger zuhörten und diskutierten, als ursprünglich geplant war.

Die Revolution – welthistorische Tat
Nach der Mittagspause sprach ein Vertreter der Partei der Arbeit (Türkei, EMEP) über „Die Oktoberrevolution – ein Putsch ohne die Massen? Oder eine welthistorische Tat von organisierten Arbeitermassen?“
Er wandte sich gegen die bürgerliche Propaganda, die Oktoberrevolution sei ein militärischer Putsch gewesen. Er ging auf die zentrale Forderung der Bolschewiki, „Brot, Frieden, Land“ ein. Diese habe die Bedürfnisse des Volkes widergespiegelt und sei von der bürgerlichen Regierung, die nach der Februarrevolution an die Macht kam, nicht erfüllt worden. Die breiten Massen der Arbeiter, der Bauern und des Volkes hätten daraufhin die Bolschewiki unterstützt. Er führte weiter aus, dass die Revolution jedoch nicht ohne die Erfahrungen und die Organisiertheit der Partei erfolgreich gewesen wäre.

Deutschland braucht eine wirkliche Arbeiter*innenpartei

Nach ihm sprach Niels Claasen für die Organisation für den Aufbau einer Kommunistischen Arbeiterpartei zum Thema „Die Oktoberrevolution und ihr Einfluss auf die deutsche Arbeiterbewegung“. Er ging in vier Bereichen auf die Spuren und Lehren ein, die die Oktoberrevolution in Deutschland hinterlassen hat:
1. Frieden! Kampf gegen den imperialistischen Krieg!
2. Bauernfrage
3. Räte
4. Rolle der Revolution, des bewaffneten Aufstandes und der Kommunistischen Partei
Deutlich arbeitete N. Claasen heraus, dass sich die Revolution in Russland und die vom November 1918 in Deutschland vor allem dadurch unterschieden, dass es in Deutschland keine zielklare, fest organisierte Partei gab.
Immer wieder ging er dabei auf die konkrete Situation in Deutschland ein, die unter anderem auch durch das Fehlen einer solchen Partei gekennzeichnet war.

Kulturabend

Der Kulturabend übertraf alle Erwartungen und zeigte, wie reich Volks- und revolutionäre Kultur sind. Zuerst spielte die iranische Gruppe Ohmid revolutionäre und Liebeslieder aus ihrer Heimat.
Dann rezitierte ein Teilnehmer eindrucksvoll einen Abschnitt aus Heinrich Heine, Deutschland – ein Wintermärchen.
Es folgte die junge Sängerin Gizem Gözüacik aus Mannheim. Sie trug deutsche und internationale Arbeiter- und Friedenslieder vor.
Anschließend wurden drei Gedichte von Nazim Hikmet auf Deutsch und auf Türkisch vorgetragen.
Zum Schluss trat Ernesto Schwarz mit selbstverfassten Liedern zu aktuellen Themen und Kämpfen auf.

Frauen und Oktoberrevolution
Am Sonntag begann Dorte Greena, Vorsitzende der Kommunistischen Arbeiterpartei Dänemarks (APK), mit dem Thema „Die Oktoberrevolution und ihre Bedeutung für die Befreiung der Frau“.
Unter anderem sagte sie: „Die Oktoberrevolution brachte eine fundamentale Veränderung des Lebens und der Perspektiven der Frauen mit sich. Entscheidend hierfür war, dass die Staatsmacht die zum ersten Mal in den Händen der Arbeiterklasse lag, direkt an die Abschaffung der Ursachen für die besondere Frauenunterdrückung – das private Eigentumsrecht – ging.“

Sie erläuterte, dass nur wenige Monate nach der Oktoberrevolution die ersten Schritte zur Befreiung der Frau unternommen wurden, indem man z.B. die bisher bestehenden gesetzlichen Unterschiede zwischen Mann und Frau beseitigte. Später folgten Maßnahmen wie gleichberechtigte Einbeziehung in die Arbeitswelt, Förderung der Bildung, Einrichtung von Kinderkrippen und Ganztagsschulen, Begrenzung der Hausarbeit durch kollektive Lösungen. Damit einher gingen Kampagnen gegen das ererbte reaktionäre Frauenbild, gegen sexuelle Gewalt und jede Form der Unterdrückung der Frauen. In kürzester Zeit schaffte die neue sozialistische Gesellschaft das, was die bürgerliche nicht in über hundert Jahren erreichte. Beispielsweise erhielten Frauen sehr rasch gleichen Lohn für gleiche Arbeit, während dies trotz ewiger Diskussionen im Kapitalismus bis heute nicht erreicht ist.

Zum Schluss sprach ein Vertreter der Kommunistischen Arbeiterpartei Frankreichs (PCOF) über „Warum ist die Oktoberrevolution auch heute noch eine Perspektive für die Arbeiterklasse und die Völker?“ Er beschäftigte sich damit, ob die Revolution notwendig und ob sie möglich ist – und bejahte beides.

Die Veranstaltung ging mit dem Singen der Internationale in vielen Sprachen zu Ende.

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