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19. Bundekongress der DIDF: „Gemeinsam für Frieden, Solidarität und gleiche Rechte“

Die Föderation der demokratischen Arbeitervereine (DIDF) feierte vom 22. bis 24. Januar in Köln ihr 35-jähriges Bestehen und diskutierte auf ihrer 19. Bundesversammlung ihre Arbeit und die aktuelle Situation in Deutschland, in Europa, in der Türkei und im Mittleren Osten.

134 Delegierte und ca. 30 Beobachter und Gäste waren aus 35 Ortsgruppen nach Köln angereist. Der Bundesversammlung waren Orts- und Regionalkonferenzen seit Ende November vorausgegangen. Die Bundesversammlung bündelte die Ergebnisse der Diskussionen an der Basis und zog Schlüsse auf die kommende Arbeit der nächsten zwei Jahre bis zur nächsten Bundesversammlung. Beendet wurde die Bundesversammlung mit der Wahl des 21-köpfigen Bundesvorstandes, der die kommenden 2 Jahre im Amt bleiben und die Aktivitäten gestalten wird.

Zusammenarbeit stärken

Die Eröffnung der Bundesversammlung machte Düzgün Altun vom geschäftsführenden Bundesvorstand und erklärte, warum man sich für das Motto „Frieden“, „Solidarität“ und „gleiche Rechte“ entschieden hatte, das sich als roter Faden der 19. Bundesversammlung durch die gesamte Versammlung zog. Diese drei Themenschwerpunkte wurden auch in kleinen aufeinanderfolgenden Fragerunden mit Stellvertretern verschiedener Bündnispartnern und Organisationen diskutiert. Über 50 Vertreter von Parteien, Organisationen und Gewerkschaften waren zum Empfang angereist. Viele überbrachten mündliche und schriftliche Grüße ihrer Organisationen.

Erfolgreiche Bundesversammlung

Weitere Schwerpunkte der Bundesversammlung waren „Arbeit und Kapital – Ökonomische Herausforderungen“, „Spaltung, Hetze, Geflüchtete und Rassismus“, „Entwicklungen in der Türkei – Auswirkungen nach Deutschland“ und „Unsere aktuellen und zukünftigen politischen Aufgaben“.

„Wir machen viel. Es läuft keine Demo, keine Versammlung, kein Fest ohne uns in unserer Stadt. Wir sind in jedem Bündnis, bei jeder antifaschistischen, sozialen und demokratischen Aktion dabei.“ erklärt ein Delegierter aus Essen. „Aber wir schaffen es nicht, unsere Positionen in die Massen zu tragen. Wir schaffen es oft nicht, über unseren Schatten zu springen!“. Bezugnehmend darauf kontern später ein Delegierter aus Stuttgart und ein Arbeiter aus Duisburg: „Festivals, Stadtteilfeste oder kulturelle Angebote in unseren Vereinen sollten für uns Mittel sein, Menschen zu erreichen, um sie zu politisieren und auf die gesellschaftlichen Widersprüche und Probleme aufmerksam zu machen.“ Eine andere Vertreterin aus Bochum ergänzt: „Solidarität mit der Demokratiebewegung in der Türkei beschränken wir nur auf uns und andere linke und fortschrittliche Personen und Kreise. Den Rest überlassen wir den Reaktionären, Religiösen und Nationalisten. Aber genau diese Menschen müssen wir überzeugen, dass sie sich nicht zum europäischen Arm der AKP entwickeln sollen! Aber diese können wir nicht nur mit plumpen politischen Phrasen erreichen, sondern müssen sie dort abholen, wo sie sich befinden und den nationalistisch-religiösen Einfluss aufbrechen!“

Ein Delegierter aus Köln wird konkreter, wenn es um Antifa-Arbeit geht: „Antifa heißt nicht nur >Querstellen< oder >Blockieren<, sondern den Einheimischen und den Migranten durch das Vorleben von Solidarität und Einheit zu zeigen, dass die Grenzen nicht zwischen den Völkern gehen, sondern zwischen arm und reich! Wir müssen wegkommen vom einfachen >Gegen< und müssen den Menschen Alternativen bieten, ihnen die Ängste vor den >Fremden< nehmen!“ Ein Gast aus Berlin spricht, dass es eine humanistische Solidarität gegenüber Geflüchteten gab. Wichtig sei die Frage, wie man daraus eine ideologische Solidarität der Arbeiterklasse gegenüber den Herrschenden machen könne, ohne Geflüchtete, Migranten oder Einheimische gegeneinander ausspielen zu lassen!

Ein Vertreter aus Delmenhorst, zugleich auch Betriebsrat in einer großen Stahlfirma erklärt, wie die nationalistisch-religiöse Stimmung in der Türkei auch ihn in seinem Betrieb und in seiner Gewerkschaft eingeholt haben: „Früher haben mich auch gläubige Türkeistämmige gewählt und haben auf mich gehört, weil sie sehr wohl zwischen meinen Betriebsratstätigkeiten und meiner Ungläubigkeit oder meiner politischen Weltanschauung differenzieren konnten. Aber nach den Wahlen in der Türkei im Juni und im November und unserer Aktivitäten gegen Erdogan und die AKP schwankt die Stimmung und man hetzt hinter meinem Rücken gegen meine Person. Es sieht auch nicht so aus als würde das bald aufhören!“ Ein Hamburger Vertreter ergänzt: „Wir haben bei der erfolgreichen NOlympia-Kampagne stark mitgewirkt und hatten die Möglichkeit mit vielen Türkeistämmigen in Kontakt zu kommen. Sobald ein Wort über die Türkei fiel, fiel die Tür zu, obwohl sie uns bis dahin aufmerksam zuhörten und zustimmten. Wir haben es zur Zeit sehr schwer, dürfen aber nicht aufgeben, die Menschen aus dem nationalistisch-fundamentalistischen Sumpf herauszuholen.“

„Arbeitskämpfe sthehen vor uns“

Zu den Arbeitskämpfen, die letztes Jahr stattfanden, beklagt ein Busfahrer aus Berlin, dass jede Branche für sich selber kämpft, aber eine bündelnde Kraft fehlt. „Unsere Aufgabe ist es, bestehende und kommende Kämpfe zu stärken und den Werktätigen die Kraft zu zeigen, die aus ihrer Einheit entstehen würde!“ schließt er seine Ansprache ab. Eine Vertreterin aus Kassel und ein hamburger Betriebsrat erzählen, wie sie selber Opfer von „Union Busting“ wurden, weil sie den Arbeitskampf erfolgreich führten, ein JAV-Mitglied der Deutschen Bahn, dass er einen Rüg-Brief von der Gewerkschaftszentrale bekam, weil er die Ausbildungssituation bei der Bahn in einem Interview öffentlich kritisierte.

Die Wortbeiträge sind vielfältig und vielschichtig. Alle Themen werden heiß und teilweise emotional diskutiert, es werden Vorschläge für effektivere und kollektive Arbeit gemacht, positive und negative Erfahrungen werden selbstkritisch reflektiert. Viele versuchen in ihren Redebeiträgen die Fragen, „Wie können wir noch mehr Menschen aktivieren, unsere Arbeit in die Massen tragen, in Stadtteilen oder Betrieben eine kontinuierliche Arbeit festigen und unsere Arbeit stärken?“ mit eigenen Erfahrungen und Beispielen zu beantworten.

Ein Teil dieser Gesellschaft zu sein, hat sich die DIDF seit ihrer Gründung auf die Fahnen geschrieben. Aber sie möchte keine einfache Integration von Migranten in das bestehende System. Sie kämpft für die Einheit und den gemeinsamen Kampf gegen gemeinsame Probleme. Ethnisierung und Kulturalisierung der gesellschaftlichen Probleme ist seit 2001 stark in Mode gekommen, der wachsende Rechtsruck in Europa und die Salonfähigkeit von rassistischen Aussagen zeigen, dass auf die DIDF eine besondere und wichtige Rolle kommt. Durch die Diskussionen und Beschlüsse, kommt die DIDF ihrem Ziel mindestens einen Schritt näher. „Wichtig ist“, so betonen viele, die das Wort ergreifen, „dass wir unsere Arbeit kontinuierlich fortsetzen.“

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