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30.000 Mitarbeiter büßen für VW-Chefs

Die Volkswagen AG baut in den kommenden neun Jahren 30.000 Arbeitsplätze bei der Kernmarke VW ab, davon 23.000 Stellen in Deutschland. Das teilten Betriebsrat und Konzernleitung auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit.

Der Abbau von mehr als jeder siebten der aktuell 200.000 Stellen weltweit ist Teil des von VW und Betriebsrat ausgehandelten sogenannten „Zukunftspakts“. Die Milliarden-Belastungen durch den Betrug bei den Abgas-Werten sowie die Investitionen in Elektromobilität und Digitalisierung werden so auf die Belegschaften abgewälzt.

IG-Metall Betriebsratschef Osterloh gab dem Job-Kahlschlag nicht nur seinen Segen, sondern bezeichnete ihn als Erfolg. „Zukunftspakt Volkswagen: Arbeitsplätze bis 2025 sicher! Erfolgreich verhandelt: Der Umbau kommt sozialverträglich…“ In der Betriebsrats-Erklärung zum Zukunftspakt heisst es „… Niemand im Stamm muss Angst um seinen Arbeitsplatz haben. (…) Mit dem Zukunftspakt schaffen wir bei Volkswagen außerdem den Einstieg in die E-Mobilität der nächsten Generation. Mit diesen Autos werden wir uns an die Spitze der Industrie setzen. (…) Viele Grausamkeiten abgewehrt (…) Das alles haben wir verhindert. Heute spricht bei Volkswagen niemand mehr von betriebsbedingten Kündigungen…“.

Laut Zukunfspakt läuft die Anpassung der Belegschaft über Altersteilzeit entlang der demografischen Kurve. Allerdings will das Unternehmen die Zahl der Leiharbeiter deutlich senken. Es ist nichts neues, dass „Sozialverträglichkeit“ nur für die Stammbelegschaft definiert wird und nichts mit Gesellschaftsverträglichkeit gemein hat. Was bei den ganzen Diskussionen in den Hintergrund gedrängt wird, ist die Tatsache, dass in der gleichen Zeit, während in der Belegschaft entschlackt wird, die Produktivität in den deutschen Werken um mindestens 25 Prozent gesteigert werden soll. Den von den Aktionären ist der Kernmarke VW in der Vergangenheit stets die viel zu geringe Rendite vorgeworfen worden. Von 100 umgesetzten Euro sollen nur rund 1,60 Euro als Gewinn übrig geblieben sein, wovon dann auch noch Zinsen und Steuern abgingen. Mithilfe des ausgehandelten „Zukunftspakts“ will VW die Rendite für die Aktionäre in den nächsten vier Jahren auf vier Prozent verdoppeln.

Während die Belegschaft für die Kosten des Abgasbetrugs sowie der Umstellung eines großen Teils der Produktion zahlen muss, kleben die verantwortlichen Vorstände auf ihren Sesseln. Neben dem ehemaligen Vorstandschef Martin Winterkorn, der seinen Platz im Zuge des Abgasbetrugs bei Aufrechterhaltung seiner Bezüge räumte, ist kaum jemand aus der Führungsetage für die Milliarden-Verluste zur Rechenschaft gezogen worden. Aber die Leidtragenden sind mal wieder neben den Leiharbeitern die Stammbelegschaften, die um ihre Zukunft bangen müssen und die Azubis ohne Perspektive auf Übernahme.

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