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50 Jahre Migration

Alle reden sie darüber, über die Integration und alle haben eine eigene Vorstellung davon. Etablierte Parteien und Medien stellen es meist sogar so verkürzt dar, als würde „die Integration“ nur über die Beherrschung der Sprache funktionieren. In Einem sind die verschiedenen Integrationskonzepte und – ansätze, egal von wem sie stammen, gleich: sozioökonomische und politische Herkunft und Verhältnisse der „zu Integrierenden“ werden außer Acht gelassen. Vor allem in den letzten Jahren haben die Diskussionen um die Integration Dimensionen erreicht, die fern ab sind von jeglicher Realität. Leitkultur-Forderungen der Mehrheitsgesellschaft und das Schüren von Identitätsängsten der zu Integrierenden seitens nationalistischer und religiöser türkischer Kräfte sind die großen Gebirgsbrocken, die der Integration im Wege stehen.

Was allzu oft übersehen wird: Im Alltag hat „die Integration“ längst stattgefunden. Menschen mit Migrationshintergrund sind in allen gesellschaftlichen, sozialen oder kulturellen Bereichen schon längst angekommen. Ein großes Problem dabei stellt jedoch die Anerkennung dar. Integration ist nichts anderes, als die Teilhabe an gesellschaftlichen Veränderungsprozessen. Der Weg zu einer „gelungenen“ Integration, fernab von jeglichem Rassismus und Assimilationsversuchen, kann nur über die Teilhabe an politischen und sozialen Kämpfen gehen. Nicht selten haben streikende Arbeiter, Schülerinnen, Schüler und Studierende verschiedener ethnischer oder religiöser Herkunft im Protest ihre Vorurteile gegeneinander verloren, haben gemerkt, dass sie eine Einheit sind, die niemand voneinander trennen kann. Wenn dieser Aspekt ins Bewusstsein dringt, stellt sich kristallklar die Frage der Herkunft nicht mehr, wird die Integration nur noch zweitrangig. Es geht um den gemeinsamen Kampf gegen die gemeinsamen Probleme und für eine lebenswerte Zukunft für alle, unabhängig von Haut- oder Haarfarbe.

Auch wenn die Herrschenden ihre Herangehensweise an das Thema Integration je nach wirtschaftlichen oder politischen Aspekten variieren und –wie die 50-jährige Migrationsgeschichte aus der Türkei ganz deutlich vor Augen führt- mal eine negative, mal eine positive Richtung einschlagen können und das System sich am Leben erhält, indem die Einheit der Arbeiter und Werktätigen durch Scheindiskussionen über Integrationsunwilligkeit usw. gehemmt wird, gilt es, die Integration aus Sicht der Arbeiterklasse zu definieren. Weder „Sprache und Religion“, noch „Identitätsverlust“ oder „schleichende Unterwanderung“ werden eine Rolle spielen, wenn die wahren Ursachen der gesellschaftlichen Probleme erkannt werden und die Werktätigen sich enger aneinander schmieden, um als Einheit und Klasse ihre Welt in ihre eigenen Hände zu nehmen.

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