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A Butterfly´s Dream (2013)

 Türkei 1941 – In Zonguldak, eine kleinen Hafenstadt am Schwarzen Meer, träumen die beiden jungen Dichter Muzaffer Tayyip Uslu, dargestellt von Kıvanç Tatlıtug und Rüştü Onur, dargestellt von Mert Fırat von einer großen und erfolgreichen Zukunft: Nur für ein einziges Mal möchten sie, dass ihre modernen Dichtungen in der angesehenen Literaturzeitschrift „Varlık“ gedruckt werden. Denn sie möchten in Zukunft ihr Geld als Poeten verdienen. Doch zurzeit sieht es ganz anders aus: Während Rüştü Buchhalter des Kohlebergwerks ist, arbeitet Muzaffer in der Verwaltung. In der Stadt, in der die jungen Dichter leben, werden sie nicht besonders ernst genommen – schon gar nicht ihre Dichtungen. Nur der Literaturlehrer Behcet Necatigil, dargestellt von Regisseur Yılmaz Erdoğan, weiß die Kunst dieser jungen Poeten zu schätzen und wird zu ihrem Freund und Mentor. Eines Tages sehen Muzaffer und Rüştü ein hübsches Mädchen am Hafen, sie ist gerade dabei, neu in die Stadt einzuziehen. Die beiden jungen Männer verfallen sofort der schönen Suzan, welche die Tochter des Bürgermeisters ist und schließen dabei eine Wette: Wessen noch zu schreibendes Gedicht Suzan mehr gefällt, soll fortan um ihre Gunst werben dürfen. Dass sie sich für das Gedicht des einen und die Liebe des anderen entscheiden wird, entzweit die Freunde im Laufe der Handlung trotzdem nicht. Erfüllen aber werden sich beider Leben kaum, was auch die Metapher des Titels erklärt – den Traum, des nicht entpuppten Schmetterlings. So entsteht eine Dreiecksgeschichte, die bedeutend von der Realität gestört wird, dass beide Männer an Tuberkulose leiden. Während Rüştü mit Müh und Not einen Kurplatz in Heybeliada bekommt, versucht Muzaffer das Herz der schönen Suzan zu erobern. Doch die Wirren des Zweiten Weltkriegs holen die angehenden Schriftsteller auch in ihrer beschaulichen Heimat ein. Ein Gesetz verdammt alle erwachsenen Männer der Region zur Zwangsarbeit in den Bergwerken am Schwarzen Meer. Von heute auf morgen scheinen alle ihre Träume in unerreichbare Ferne zu rücken. Und damit auch die Aussicht, ihre große Liebe jemals wiederzusehen.

Schon ab der ersten Minute wird klar, dass den Zuschauer eine ganz andere Art und Qualität von Kino erwartet: Denn mit einer künstlerisch großartigen Szene eröffnet Yılmaz Erdoğan, Regisseur und Drehbuchautor des Films, sein Werk. Zu sehen sind die Arbeiter in den Bergwerken Zonguldaks. Sie sind aufgrund eines neuen, in den Jahren der jungen Republik erschienenen Gesetzes, welches vorschreibt, dass alle erwachsenen Männer der Unterschicht in den Bergwerken Hilfe leisten müssen, dazu verpflichtet, in den Minengruben zu arbeiten. Die eindrucksvollen Bilder und starke Kameraführung von Gökhan Tiryaki im weiteren Verlauf sind ein guter Grund dafür, dass sich der in jeder Sekunde mit Poesie und Dichtung vermengter Film neben den Klassikern des türkischen Kinos einreihen darf. Nicht nur die überragenden Schauspielkünste der drei Hauptdarsteller sind der Grund, weshalb man die Handlung im wahrsten Sinne des Wortes miterlebt, sondern auch die Besonderheit der Erzählsprache des Films. Denn „A Butterfly´s Dream“ ist eine Werbung für die Dichtkunst. Yılmaz Erdoğan, welcher selbst auch Lyriker ist, schafft es, allein mit den in den Gesprächen eingebauten Gedichten und Dichtungen ohne äußere Action zu fesseln – und dies äußerst kunstvoll und originell.

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