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AfD: Doppelmoral als Wahlstimmen-Strategie

Dirim Su Derventli

Was ist widersprüchlicher als Schnee mitten im Hochsommer? Richtig: Die AfD. Keine andere Partei widerspricht sich so häufig in ihrem Parteiprogramm, Publikationen und nicht zuletzt in Aussagen ihrer Parteivorstandsmitglieder. Der ein oder andere hat sich sicher schon gefragt, wie es sein kann, dass mit Frauke Petry eine Frau an der Parteispitze steht, obwohl die AfD sich klar für traditionelle Rollenbilder ausspricht. Wie ein Homosexueller Landesvorsitzender der Jugendorganisation der AfD sein kann, obwohl laut Parteigrundsatz keine andere Konstellation als Mann-Frau möglich ist. Und auch in Schleswig-Holstein ereignet sich ein ähnliches Schauspiel: Achille Demagbo, ein Schwarzer, der vor einigen Jahren nach Deutschland flüchtete, ist heute Beisitzer der AfD in Schleswig-Holstein. Ist die AfD vielleicht doch nicht so rassistisch und fremdenfeindlich, wie sie zu sein scheint? Demagbo beteuerte in vielen Interviews, dass eine rassistische Partei ihn doch gar nicht einstellen, geschweige denn an die Spitze eines Bundeslandes lassen würde. Anziehend für ihn sei 2013 die Finanzpolitik der AfD gewesen, sodass er sich kurzerhand online als Parteimitglied registrierte. Doch die AfD kann noch so viele Frauen an die Spitzen stellen, Menschen mit Migrationshintergrund oder diverser sexueller Orientierung einbinden: Sie ist und bleibt rassistisch und sexistisch. Was sich hier abspielt, ist nichts als gezielte Wahlstrategie. Potentielle Wähler müssen vor allem eins, sich mit der Partei und ihren Mitgliedern identifizieren und das Gefühl haben, dass ihre Interessen vertreten werden. Und genau das schaffen Personen wie Demagbo und Petry. Viele Frauen und auch viele Menschen mit Migrationshintergrund sympathisieren mit der AfD und filtern die Informationen heraus, die für sie relevant sind. Beispielsweise gefällt vielen Frauen die Familienpolitik, bei denen Familien mit vielen Kindern gestärkt werden sollen. Hört sich prinzipiell ja auch erstmal nicht falsch an. Jedoch beinhaltet diese Familienpolitik auch den Ausschluss der Frau aus der sozialen Gesellschaft und sie soll nur noch als Geburtsmaschine fungieren – das blenden natürlich die meisten Frauen aus. Ähnlich ist es mit den Migranten, die die Flüchtlingspolitik der AfD begrüßen. Sie fürchten sich um ihre Stellung und schnell wird die Karte „guter Ausländer“ vs. „schlechter Ausländer“ ausgespielt; die Tatsache, dass die AfD antisemitisch und islamophob ist, wird komplett ausgeblendet. Und so schafft es die AfD, Sympathisanten für sich zu gewinnen und kann ein freundliches Gesicht, mit dem man sich identifizieren kann, erst einmal die „Ware“ verkaufen, so ist es ein leichtes Spiel um die Stimmen. Die Personen Demagbo und Petry sind für die AfD nichts anderes, als ersetzbare Stimmen-Einholer. Für die Partei stellen sie nicht im weitesten politische Individuen, sondern viel mehr „Gebrauchsgegenstände“ dar. Es ist nicht Frauke Petry und ihre unfassbare Aura, es hätte jede andere Frau sein können, die sprachgewandt und im weitesten Sinne für die Inhalte der Partei steht. Genauso kann Demagbo von einem anderen „Quoten-Ausländer“ ersetzt werden. Ein bisschen bemitleidenswert sind die beiden schon, denn mit dem Wandel der Zeit wird die AfD neue Eigenschaften in den Gesichtern seiner Spitzenpolitiker suchen und die beiden werden wohl oder über irgendwann ausgetauscht werden. Bei Petry hat es bereits begonnen. Die Spitzenpolitikerin zieht für ihren Ehemann nach Nordrhein-Westfahlen und rückt allmählich in den Hintergrund. Es bleibt abzuwarten, welche neuen unterdrückten Quotengesichter an die Spitze gelangen, um der AfD weitere Stimmen einzuheimsen.

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