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AfD-Schulleiter – Schule, ein neutraler Ort?

Dirim Su Derventli

Als während des Dritten Reiches ausgerechnet die Schule der Ort der „politischen Bildung“ beziehungsweise der politischen Gehirnwäsche war, verankerte man nach Kriegsende gesetzlich die Neutralität der Schule: Schulen sollen neutrale, unparteiische Orte sein und somit keine politischen Tendenzen vorgeben, dennoch ein Ort der Demokratie sein und die Schüler zu demokratisch-verantwortungsbewussten und mündigen Bürgern erziehen.

Unparteiisch und neutral zu sein, das ist das Eine; auf der anderen Seite steht aber das zu vermittelnde Demokratieverständnis – und dieses hat eindeutig mehr Gewicht.

Grund genug, um in der Schule demokratisch eine Schülervertretung zu wählen oder Arbeitsgemeinschaften anzubieten, die die freie Entfaltung der Schüler ermöglichen. Hier gehört auch das Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ dazu, welches an mittlerweile unzähligen Schulen in der gesamten BRD etabliert wurde. Schulen müssen jährlich antirassistische und bildungspolitische Projekte einreichen, um sich den Titel als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zu verdienen und weiterhin behalten zu dürfen. Viele Schulgemeinden sind daher sehr stolz auf ihren Titel und bewerben sich als einen Ort der Toleranz und des Miteinanders.

Antirassistische Arbeit ist im Sinne der Demokratie eine der wichtigsten Säulen, denn kein Mensch darf aufgrund seiner Nationalität, seiner Herkunft, seines Aussehens, seines Glaubens und seiner sexuellen Orientierung diskriminiert werden. Das steht nicht umsonst im Grundgesetz. Trotzdem gewinnt eine Partei, die sich bewusst gegen diese Werte der Demokratie stellt, immer mehr an Zuspruch: die Alternative für Deutschland, kurz: AfD.

In Oberkotzau, Bayern soll nun eine Schule „ohne Rassismus – Schule mit Courage“ einen

AfD-Funktionär als Rektor ?

AfD-Funktionär als Rektor bekommen. Das ist mehr als grotesk. Nachdem viele Politiker und auch einige Eltern ihre Besorgnis kundtaten, entgegnete der Rektor nur, er wisse wie Demokratie funktioniere. Diese Entwicklung ist, angesichts der Tatsache, dass die AfD eine rechtspopulistische Partei ist, alarmierend. Von der Neutralität der Schule kann man sich nun endgültig verabschieden, denn ein AfD-Funktionär als Rektor ist definitiv kein neutrales Statement der bayrischen Landesregierung. Ein rechtsextremistischer Schulrektor kann zudem unmöglich das Demokratieverständnis seiner Schüler fördern. Der AfD wird dadurch nicht nur die Bühne für ihren Rechtspopulismus geboten, sondern ihr wird ein überdimensionales Machtfeld übergeben, dessen Ausmaß sich man nicht vorstellen mag. Wie soll mit geflüchteten Kindern umgegangen werden? Sollen diese überhaupt an der Schule aufgenommen werden? Kann sich ein Schulleiter gegen das Recht auf Bildung widersetzten? Wird den Mädchen und jungen Frauen beigebracht, dass sie genauso viel Wert sind, wie die Jungen und Männer, oder wird man bald auf Geschlechter getrennten Unterricht umsteigen, bei dem die Mädchen lernen, Ambition für die Ehe und den Haushalt zu entwickeln, so wie es im Parteiprogramm der AfD steht? All diese Fragen werden aufgeworfen, aber die Politik will sich nicht dazu äußern. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Bild der Grund- und Mittelschule in Oberkotzau ändert und wie gravierend sie in die Demokratie einschneiden. Überraschend wäre weiteres, bayrisches Stillschweigen allerdings nicht.

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