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Aller Anfang ist schwer

Kurz nach der Einschulung fangen auch schon die ersten Fragen an, was man denn werden will, wenn man groß ist. Sobald mal eine Note nicht so gut ist, wird schnell daran erinnert, dass gute Noten zum Erfolg dazugehören. Egal ob nun eine Ausbildung oder ein Besuch der Hochschule als Ziel vor Augen steht, der ständige und treue Begleiter bis zum Abschluss ist der Leistungsdruck. Schließlich soll das Abschlusszeugnis zu einem Ausbildungs- oder Studienplatz verhelfen. Wer nach der Schule eine Ausbildung beginnen will, muss meist schon ein Jahr im Voraus anfangen Bewerbungen zu schreiben. Ob man wirklich im Traumberuf landet, ist mal dahingestellt. Oftmals bewerben sich die Jugendlichen in den verschiedensten Bereichen, um ja einen Ausbildungsplatz ergattern zu können, damit man nicht ohne alles da steht. Auch dieses Jahr werden viele Jugendliche die Erfahrung gemacht haben, dass eine Bewerbung alleine nicht ausreicht. Entweder hat man Kontakte, die zu einem Ausbildungsplatz verhelfen oder man schreibt so viele Bewerbungen, bis endlich eine Zusage eintrudelt. Leichter gesagt als getan. Jeder kann sich vorstellen, wie deprimierend jede einzelne Absage für einen Jugendlichen ist. Für die Abiturienten ist es auch nicht viel einfacher. Vor Kurzem haben alle noch auf ihren Abibällen gefeiert und ihre Zeugnisse erhalten, nun müssen sie sich, wenn sie denn studieren wollen, durch die Onlineformulare der verschiedenen Unis durchklicken, um sich für einen Studienplatz zu bewerben. Wenn der Durchschnitt doch nicht so gut ist wie erwartet, liegt auch die Zulassung zu dem Wunschstudium hinter einer Hürde. Auch hier ist es meist so, dass die Bewerber sich für mehrere unterschiedliche Studiengänge bewerben, um zumindest schon einmal an der Uni zu sein. Bei den wenigsten Schulabsolventen klappt der Übergang von der Schule zur Ausbildung oder zum Studium ganz reibungslos.

Wir fiebern unserem Abschluss so sehr hinterher und wollen ihn schnellstmöglich erreichen, jedoch platzen für einige dann die Träume, bei anderen gehen Wünsche in Erfüllung. Wir wollten wissen, wie ihr dieses Jahr diese Zeit gemeistert habt und haben einige Jugendliche befragt.

 

Cemil, 21, aus Köln

 

Nachdem ich  2 Jahre einen Ausbildungsplatz gesucht habe, habe ich endlich dieses Jahr einen gefunden. Ich habe mich mehrmals beworben und nicht angenommen. Durch einen Bekannten, der bei Hochtief arbeitet und nach mehrerern Test und Vorstellungsgesprächen konnte ich ein Praktikum absolvieren. Nach dem Praktikum musste sich der Bekannte für mich einsetzen, damit es auch wirklich klappt. Denn sie haben nur vier Auszubildende eingestellt. Es ist für uns wirklich schwer nach der Schule, nicht zu wissen, was man tun soll. In den zwei Jahren habe ich im Gerüstbau und im Lager gearbeitet. Von der einen Leihfirma in die nächste zu gehen, bietet einem aber absolut keine Zukunft. Das wissen die Jugendlichen und deshalb hat man schon Zukunftsängste. Früher hat man auch viele Stellen mit einem Hauptschulabschluss bekommen. Jetzt ist das mindeste ein Realschulabschluss. Es wird einem keine Chance gegeben: Entweder bist du reich, bekommst einen Ausbildungsplatz oder einen Studienplatz.

 

 

Roza, 21, aus Köln

 

Ich habe dieses Jahr mein Abitur gemacht und stand einer unsicheren Situation entgegen. Wenn man sich für einen Studienplatz bewerben will, ist man ziemlich großen Schwierigkeiten ausgesetzt. Erstens ist die Frage danach, was man überhaupt studieren will? Wenn diese geklärt ist, kommt die größte Frage und zwar werde ich überhaupt angenommen? Die NCs sind so hoch, dass man einfach nur auf das Glück, hofft irgendwie angenommen zu werden. Deshalb muss man sich überall und für alles bewerben. Das Gefühl während man auf einen Studienplatz wartet, ist total unsicher. Man weiß nicht aus welcher Stadt eine Zusage kommt, wenn überhaupt eine Zusage kommt. Man kann einfach nur hoffen und nichts anderes. Deshalb habe ich ziemlich große ängste bezüglich der Zukunft. Auch wenn man jetzt einen super Studiengang hat, ist die Frage, ob man damit auch wirklich Arbeit findet. Ich kenne Bekannte, die ihr Studium mit dem besten Schnitt beendet haben und trotzdem riesige Schwierigkeiten haben, einen Job zu finden. Ich habe einfach Angst, keinen Job zu finden. Die Situation wird auch immer schwerer. Auch in unserem Stadtteil gibt es viele Freunde, die genau diesem Problem ausgesetzt sind.

 

Madalena,19, aus Köln

Meine Schwierigkeiten bei der Bewerbung waren, dass ich aufgrund meines NCs mich nicht überall bewerben konnte und ich nicht genau wusste, was ich mit meinem Durchschnitt eigentlich studieren möchte und konnte. Die Freiheit ist einem nicht gegeben. Es ist ein ängstliches Gefühl, das einen nicht loslässt, weil man nicht weiß, ob einen Platz bekommt und meistens hat man auch keinen Plan B, wie jetzt auch in meinem Falle.

Ich habe Angst, dass ich selbst mit abgeschlossenem Studium keine Arbeit finde oder ich schon während des Studiums unzufrieden oder nicht erfolgreich bin und das Studium abbreche. Solche Beispiele hat man nur noch um sich herum.

 

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