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ArbeiterInnen kämpfen um ihre Bedingungen

Christian Frings

Die Firma Klüh Service Management GmbH gehört mit gut 40.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 620 Mio. Euro zu einer der größten in der Branche der Gebäudereinigung. Am Düsseldorfer Flughafen sind etwa 160 Arbeiterinnen und Arbeiter mit der Reinigung von Flugzeugen beschäftigt, rund um die Uhr.
Wie in der gesamten Branche sind bei Klüh extreme Formen der Ausbeutung an der Tagesordnung. In die Schlagzeilen geriet Klüh Ende letzten Jahres, weil Betriebsräte im Untertürkheimer Daimler-Werk zusammen mit dort eingesetzten Beschäftigten der Firma Klüh diese Verhältnisse öffentlich gemacht hatten: Mehrarbeit wurde nicht bezahlt, es wurden unzumutbare Leistungsvorgaben gemacht, KollegInnen auf sexistische und rassistische Weise beschimpft usw. Das Management von Daimler sah sich so unter Druck gesetzt, dass es den Vertrag mit der Klüh nicht verlängerte.
Einen Sonderfall in dieser Branche stellt auch die Klüh-Belegschaft am Düsseldorfer Flughafen dar. Denn hier hat sich über die Jahre ein sehr guter Zusammenhalt und eine kämpferische Einstellung herausgebildet. Die Arbeiterinnen und Arbeiter lassen sich dort nicht alles gefallen und verhalten sich solidarisch – auch über den eigenen Betrieb hinaus. So zeigten vor allem die ArbeiterInnen von Klüh ihre aktive Solidarität während des sechsmonatigen Streiks beim Airline-Catering Gate Gourmet 2005/2006 und im Tarifkampf der IG BAU Ende 2009 waren sie bei den Streiks dabei. Im eigenen Betrieb haben sie bis heute die Einführung von Arbeitszeitkonten und geteilten Schichten verhindert, wie sie sonst in der Branche üblich sind. Und seit der Betriebsratswahl 2010 steht der siebenköpfige Betriebsrat geschlossen allen Angriffen des Unternehmers entgegen.

Betriebsschließung um Betriebsrat loszuwerden
Als einer Hauptkunden von Klüh’s Düsseldorfer Flugzeugreinigung, Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft Air Berlin, in der Ausschreibung für 2011 eine 20-prozentige Senkung der Kosten verlangte, beteiligte sich Klüh nicht mehr und kündigte die Schließung oder den Verkauf des Betriebs für Ende 2010 an. Offen ist, ob es zu einem Betriebsübergang oder zu Entlassungen mit Sozialplan kommen wird. Unter anderem steht das Angebot, von der auf Flughäfen spezialisierten Leiharbeitsfirma DLG Personalservice GmbH übernommen zu werden, die zu 51 Prozent Klüh und zu 49 Prozent der Düsseldorfer Flughafengesellschaft gehört. Jede dieser „Lösungen“ würde bedeuten, dass der langjährige Zusammenhalt der Belegschaft und ihr kämpferischer Betriebsrat zerschlagen wird.
Dass es darum geht und Klüh zusammen mit Air Berlin ein abgekartetes Spiel betreibt, macht ein anderes Detail deutlich. Für die Verhandlungen mit dem Betriebsrat hat Klüh den Düsseldorfer Rechtsanwalt Helmut Naujoks eingeschaltet. Naujoks ist kein unbeschriebenes Blatt, sondern rühmt sich einer der aggressivsten und rüdesten Anwälte zu sein, wenn es darum geht Betriebsräte loszuwerden. In seinem Buch „Kündigung von ‚Unkündbaren’“ und auf „Fachseminaren“ erklärt er Unternehmern, mit welchen Schikanen sie missliebige Betriebsräte loswerden können – Methoden, die von Günter Wallraff in seinem Buch „Aus der schönen neuen Welt“ aufgedeckt und kritisiert wurden. Wallraff hatte sich als Unternehmer ausgegeben, dem Naujoks freimütig erklärte: „In der Regel sind meine Gegner Betriebsräte und die Gewerkschaften. Mein Ziel ist es, dass diese Betriebsräte das Unternehmen verlassen. Davon lebe ich.“ Und das nicht schlecht, denn Naujoks ist nicht billig. Wenn es sich ein Unternehmer ein paar zigtausend Euro extra kosten lässt, um diesen Anwalt für Arbeitsrecht einzuschalten, dann muss das einen besonderen Grund haben: Es geht Klüh vor allem darum, diesen Betriebsrat loszuwerden und den Kern dieser kämpferischen Belegschaft rausschmeißen zu können.
Aber noch haben Klüh und Naujoks diesen Konflikt nicht gewonnen. Im April organisierten die Beschäftigten eine erste Protestaktion am Flughafen. Zu einer öffentlichen Veranstaltung, am 20. Juni auf der Vertreter von IG BAU, ver.di, Parteien (nur SPD und Linkspartei waren der Einladung gefolgt) und DİDF über Perspektiven diskutierten, kamen 150 Menschen, darunter viele Beschäftigte anderer Firmen, die ihre Solidarität ausdrückten. Und ab dieser Woche werden ArbeiterInnen von Klüh täglich mit einer Mahnwache vor der Firmenzentrale in der Düsseldorfer Innenstadt, Am Wehrhahn 70, protestieren – BesucherInnen sind jeden Tag zwischen 10 und 18 Uhr willkommen.

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