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ArcelorMittal – Keine Klimafreundliche Umstellung und Stellenabbau

Joshua Ziolkowski

Der weltweit zweitgrößte Stahlproduzent ArcelorMittal hat am 20. Juni angekündigt die Pläne zur Umstellung auf eine klimafreundlichere Produktion an den Standorten Eisenhüttenstadt und Bremen vorerst auszusetzen.

In Bremen arbeiten rund 3.300 Menschen direkt bei ArcelorMittal in Deutschland, etwas 5.000 weitere Arbeitsplätze in der Region sind indirekt vom Werk abhängig.

Am 24. Juni protestierten etwa 2.000 von ihnen gegen die Entscheidung des Unternehmens. Im Rahmen des Protestes wurden Teile der Produktion stillgelegt. Bereits im Februar hatte der damalige Vorstandsvorsitzende der Stahlwerke angekündigt, den Standort Bremen zu dekarbonisieren und damit langfristig zu sichern. Die aktuelle Kehrtwende hat bei der Belegschaft und den Gewerkschaften für Unverständnis gesorgt.

Um die festgelegten Klimaziele bis 2030 zu erreichen, wäre ein Umbau der Produktionsanlagen notwendig. ArcelorMittal begründet die Verschiebung der Pläne unter anderem mit hohen Kosten für Wasserstoff, der für eine klimaneutrale Stahlproduktion benötigt wird. Obwohl Bund und Länder Fördermittel in Höhe von rund rund 1,3 Milliarden Euro zugesagt haben, wurde bislang nicht mit der Umsetzung begonnen. Doch aktuell wird noch mit klassischen Hochöfen gearbeitet, die mit Koks betrieben werden. Für den „Grünen“ Stahl wären Direktreduktionsanlagen, sowie Elektrolichtbogenöfen nötig.

Kritiker befürchten, dass ArcelorMittal die Produktion ins Ausland verlagern könnte, um dort unter günstigeren Bedingungen zu produzieren. Doch auch ein anderer Schachzug wäre denkbar. 2,5 Milliarden Euro werden für den Umbau der Öfen benötigt. Somit müsste ArcelorMittal derzeit 1,2 Milliarden Euro von eigener Hand bezahlen und auf diese Summe will sich die Konzernführung vermutlich nicht einlassen. Vielleicht pokert sie deshalb mit Druck auf die Politik darauf, dass diese ihnen alle Kosten zusichern. Laut Geschäftsführung würden keine Aufträge für grünen Stahl kommen. Ein Blick nach China zeigt allerdings das Gegenteil. Dort wird grüner Stahl produziert und erfolgreich verkauft.

Sollte das Unternehmen bis Ende Juni keine verbindlichen Aufträge für den Umbau platzieren, könnten die zugesagten Fördermittel verfallen. Aus diesem Grund fordern Beschäftigte, der Betriebsrat und die IG Metall eine verbindliche Stellungnahme der Unternehmensleitung zur mittel- und langfristigen Zukunft des Standorts Bremen.

Neben ArcelorMittal gibt es auch bei anderen Metallbetrieben in Bremen Stellenabbau: Bei GESTRA sind 80 und bei Thyssenkrupp rund 400 Arbeitsplätze betroffen. In der Industrie insgesamt zeigt sich eine angespannte Lage, die zunehmend Auswirkungen auf Beschäftigte hat.

Der grüne Umbau wird weit nach hinten verschoben, wie es auch in der Automobilindustrie sichtbar wird. Für eine Umsetzung fordert ArcelorMittal zu alledem von der Bundesregierung, dass die Strompreise gesenkt werden und eine Zusicherung von öffentlichen Aufträgen, wie zB. beim Brückenbau.

Die Geschäftsführung von ArcelorMittal nutzt die Angst um die Arbeitsplätze aus, um noch höhere Gewinne und eine „Auftragsgarantie“ zu sichern.

Gewerkschaften und Belegschaften betonen die Bedeutung solidarischen Handelns und fordern eine nachhaltige Industriepolitik, die sowohl wirtschaftliche als auch soziale und ökologische Interessen berücksichtigt.

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