Emre Ögüt
Vom 31. Juli bis zum 09. August fand das Sommercamp der DIDF- Jugend statt. Dieses Jahr befand sich das Campgelände am schönen Millstätter See in Kärnten, Südösterreich. Rund 200 Jugendliche kamen zusammen, um zehn Tage lang über die aktuellen Geschehnisse in den jeweiligen Ländern, in Europa und in der Welt zu diskutieren, sich über die Lage in ihren Orten auszutauschen, die Kampagne „Nicht Flüchtlinge, sondern Fluchtursachen bekämpfen. No human is illegal“ auszuwerten und in einem kollektiven Lebensstil gemeinsam zu leben.
Campleitung wurde demokratisch gewählt
Die erste „richtige“ Veranstaltung für die Campteilnehmer stellte die „Eröffnung“ dar. Die Teilnehmer wählten dort das Campkomitee, welches Sorge zu tragen hatte, dass alles reibungslos verläuft. Hinzu kam die Vorstellung der AGs, denn ein signifikanter Teil des Campprogramms waren die Bildungsinhalte, die über die AGs vermittelt werden sollten.
Das Camp bot folgende AGs an: Die Campzeitungs-AG, welche die tägliche „Kamp Ateşi“, also „Lagerfeuer“, herausbrachte; die Camp TV AG, die jeden Tag Videos auf dem Camp machte, um sie beim Abendprogramm vorzustellen; die Theater AG, welche mit den Teilnehmern ein Stück passend zum Motto des Camps vorbereitete; die Tanz AG, welche Ballett als Thema hatte und bald schon mit der Theater AG fusionierte; die Speckstein AG, welche den Teilnehmern die Möglichkeit bot, kleine Skulpturen zu erstellen; die Foto AG, welche das Campgeschehen bildlich festhielt und gleichzeitig etwas über den Umgang mit professionellen Kameras lehrte; die Musik AG, die Livemusik machte und für die Abende Stücke einstudierte; die Musikproduktions AG, die mit den Teilnehmern auch dieses Jahr den offiziellen Campsong produzierte (siehe: YouTube!); und die Selbstverteidigungs-AG, wo die Teilnehmer etwas zu MMA und Tae Kwon Do lernen konnten.
Diskussionsbedarf sehr groß
Da es sich bei dem Camp um eine politische Aktion handelt, gab es ein breites Angebot an Seminaren zu dem Weltgeschehen. In Hauptseminaren wurden Themen wie „EU und die Griechenlandkrise“, „Kriege – In was für einer Welt leben wir?“, „Was will die DIDF-Jugend“ usw behandelt, während die sog. Parallelseminare Themen, wie die Frauenbewegung, die Ukrainekrise, die NSU-Morde oder TTIP behandelten.
Auch hatten die Jugendlichen die Möglichkeit, sich in sogenannten Basisarbeitsgruppen, die sich in SchülerInnen, Studierenden und junge ArbeiterInnen aufteilten, gruppenspezifisch kennenzulernen. Dadurch ergab sich die Möglichkeit, die eigenen Probleme und Sorgen mit Teilnehmern zu besprechen, die ein ähnliches Verhältnis haben und somit bessere Problemlösung bieten konnten. Gleichzeitig lieferten die Basisarbeitsgruppentreffen eine gute Grundlage, um die Jugendlichen mit der örtlichen Arbeit vertraut zu machen und Optionen zu besprechen, wie sie sich einbringen können. Die Tatsache, dass auch Jugendliche aus anderen europäischen Ländern anwesend waren, bot die einzigartige Möglichkeit, etwas über die Situation der SchülerInnen, Studierenden und Arbeiter in den anderen Ländern zu erfahren.
Freizeit und Entspannen
Es gab selbstverständlich auch Sport- und Freizeitmöglichkeiten. Neben Fußball, Basketball und Volleyball konnte man bei herrlichem Wetter sich im Millstätter See erfrischen, Wassersport machen oder sich einfach ausruhen. Jeden Abend, wenn die Arbeit getan und das Essen gegessen war und der Himmel dunkel wurde, wartete auf die Campteilnehmer das Abendprogramm. Was bei fast keinem Abendprogramm fehlte, war der Halay-Tanz mit fast allen Teilnehmern. Abends wurde ein Quiz veranstaltet, die Teilnehmer konnten in einer Talentshow ihre Talente vorstellen und Spontantheaterauftritte sorgten für viel Spass und Gelächter.
Für die Hälfte der Campteilnehmer war der Tagesausflug nach Venedig was ganz besonderes. Mit zwei Bussen wurde eine dreistündige Fahrt in die pure Hitze unternommen. Doch trotz der prallen Sonne, die in Italien auch zu erwarten war, wagten sich die Campteilnehmer in kleinen Gruppen in diese einzigartige Stadt. Die daraus entstandenen Erfahrungen und Bilder sorgten für viel Schwärmerei während der Rückfahrt in die Berge. Da nicht alle Campteilnehmer Lust darauf hatten, sich in der italienischen Sonne braten zu lassen oder Venedig schon gesehen hatten, machten sie sich einen schönen Tag auf dem Campgelände und grillten sogar noch am Abend.
Abschluss und Abschied
Der letzte Samstag war ein besonderer Tag, da es sich am Samstag um den prinzipiell letzten Tag des Camps handelte. Nach den AGs fand eine Campauswertung statt, wo die Teilnehmer ihre Kritik und ihren Lob aussprechen konnten. Es gab dort viel Lob, da das Campkomitee ihr Bestes gab, um Wünschen der Teilnehmer gerecht zu werden und jeder Teilnehmer bei den Arbeiten, ob Essensdienst oder Putzdienst, mit anpackte, sodass das ganze Camp reibungslos verlief. Die restliche Zeit vor dem Abendprogramm wurde dafür genutzt, um in den AGs die letzten Vorbereitungen auf die Vorführung am Abend vorzubereiten. Die Performances bewegten, belustigten und gaben neue Denkanstöße. Auf das Abendprogramm folgte ein großes Lagerfeuer, bei dem jeder Jugendliche unter dem Sternenhimmel und mit Gesang das Camp Revue passieren lassen konnte.
Der offiziell letzte Tag begann für die Campteilnehmer sehr früh, da die ersten Busse, die den Großteil der Teilnehmer nach Hause brachten, schon um fünf Uhr morgens fuhren, sodass nicht nur die Mitfahrer um die Uhrzeit auf den Beinen waren, sondern auch die restlichen Teilnehmer, die sich von den Reisenden, die sie über die zehn Tage lieb gewonnen haben, verabschieden wollten. Aus dem Grund verzichtete der Großteil der Teilnehmer darauf, zu schlafen, und verbrachte die Zeit bis zur Abfahrt am emotional geladenen Lagerfeuer.
Damit fand das Camp sein Ende. Der positive Eindruck, der bei den Teilnehmern hängen geblieben ist und das dort entstandene Gemeinschaftsgefühl wurden von den zahlreichen das Camp vermissenden Posts auf Facebook unterstrichen. Nun gilt es dieses Gemeinschaftsgefühl, die Erinnerungen an die 10 Tage und den Geist des kollektiven Lebens in die Orte und in die lokale Arbeit zu tragen. In den Basisarbeitsgruppen wurde besprochen, wie man sich an der Basis organisieren kann, das gilt es nun in der Schule, an der Uni und am Arbeitsplatz zu nutzen. Ein Wiedersehen der Teilnehmer wird es nicht erst nächstes Jahr, sondern bereits am 10. Oktober in Berlin geben, wenn gemeinsam gegen das Transatlantische Freihandelsabkommen TTIP in Berlin demonstriert wird!
„Kulturelle und soziale Aktivitäten verbinden“
Selim aus Hamburg
Besonders gut im Camp haben mir die Seminare gefallen. Sie waren sehr informativ und wir hatten super Referenten, die möchte ich nochmal loben. Was ich mir für das nächste Mal anders wünschen würde, ist die Planung oder Organisation des Abendprogramms. (Anmerkung der Redaktion: Leider musste das Abendprogramm oft vorzeitig abgebrochen werden, da Anwohner sich wegen der Lautstärke beschwerten) Da würde ich mir was anderes wünschen. Die Band bzw. der Gesang hat mir aber sehr gut gefallen.
Aylin aus Frankfurt
Die Themen der Seminare haben mir ganz gut gefallen. Auch die AG’s, ganz besonders die Speckstein-AG, war mal was anderes. Mir hat nicht gefallen, dass die Blockseminare parallel lagen, denn so fiel es mir schwer, mich bei einer so großen und interessanten Auswahl entscheiden zu können.
Jenny aus Nürnberg
Mir hat es besonders gut gefallen, neue Menschen kennengelernt und viele neue Erfahrungen gesammelt zu haben. Ich hätte mir allerdings etwas mehr Freizeit gewünscht.
Can aus Berlin
Die Diskussionen nach den Vorträgen fand ich sehr interessant. Die AG’s machten sehr viel Spaß und die Leute sind alle ganz cool. Allerdings war das Programm leider sehr stramm durchgeplant. Kaum war die eine Veranstaltung beendet, musstest du schon bei der nächsten sein. Dazwischen hat etwas die Freizeit gefehlt.
Cenk aus Berlin
Leider fand ich, dass die Individualität eines Jeden manchmal etwas zu kurz gekommen ist bei dem ganzen Programm. Meinen kreativen Prozess in der AG musste ich zum Beispiel einige Male abbrechen, weil das Programm so straff war. Irgendwann will man ja auch mal duschen oder sich ungezwungen unterhalten. Positiv fand ich auf jeden Fall die Musikproduktions-AG. Das war definitiv mein Highlight. Dann finde ich den Austausch zwischen den Ländern sehr interessant. So hat man etwas über die Interessen und Gedanken der Jugendlichen aus den anderen Ländern erfahren. Es ist echt genial, wenn man durch kulturelle und soziale Aktivitäten verbunden wird.