„Modern Times“ wurde am 5. Februar 1936 in New York (United States of Amerika) uraufgeführt, also während des 2. Weltkrieges, und blieb Chaplins letzter Film mit dem Protagonisten, dem kleinen Tramp, durch welchen Charles Chaplin Weltruhm erlangte. Die Rolle des „kleinen Tramp“ manifestierte sich bis heute weltweit die berühmteste bzw. bekannteste Fiktionsfigur aller Zeiten. Politisch, wirtschaftlich, wie auch gesellschaftlich betrachtet, fanden die Dreharbeiten zum Film während einer kritischen Periode der Welthistorie statt. Neben dem offensichtlichsten Problem dieser Zeit, dem 2. Weltkrieg, existierten Missstände, welche sich aus der schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts angewendeten Industrialisierung durch Taylor, der Weltwirtschaftskrise von 1929 und den mitlaufenden Problematiken des Krieges ergaben. Ergo hatte sich die Welt des „kleinen Tramp“ in den 20 Jahren seit seiner ersten Aufführung vor dem 1. Weltkrieg grundlegend verändert. Symbolisierte Charles Chaplins „kleiner Tramp, 20 Jahre zuvor, die Not aller gesellschaftlich Unterprivilegierten die noch zur Welt des 19. Jahrhunderts gehörten, so massiv veränderten sich zu dieser Zeit alle Weltstrukturen mit denen sich Chaplin schließlich bei den Dreharbeiten zu „Modern Times“ konfrontiert sah.
Die sozialen wie ökonomischen Probleme seiner Zeit beschäftigten Charles Chaplin, er las Bücher über Ökonomie und entwickelte eigene Lösungen für die Problematiken, die allesamt auf einer ausgeglichenen Verteilung von Geld und Arbeit basierten. Für die Entstehung des Films waren schließlich zwei Umstände maßgebend:
Der erste Schritt hin zum Film und seiner Thematik entwickelte sich durch ein Gespräch mit einem jungen Reporter der Zeitung „World“, die in New York erschien, welcher Chaplin von den Zuständen und den Arbeitspraktiken mit Fließbändern in den Fabriken von Detroit berichtete. Als Chaplin 1931 Hollywood verließ und für 18 Monate eine Welttournee antrat, erfolgte der zweite Auslöser, der Chaplin zum Dreh von „Modern Times“ bewegte. In Europa schockierten ihn während seiner Tournee der Nationalismus wie auch die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit und Automatisierung. Diese Grenzerfahrungen veranlassten ihn während eines Interviews zum Film mit einem Reporter folgende Aussage zu tätigen: „Arbeitslosigkeit ist der Hauptpunkt, Maschinen sollten uns nützen, nicht Arbeitslosigkeit und Tragödien schaffen“ [1]. Weiterhin schreibt er dazu in seinem Buch: „Dieses Gespräch gab mir die Idee für den Film > Modern Times <“.[2] „Moderne Zeiten“ setzt somit die Beobachtungen und Sorgen von Charles Chaplin in einer Komödie um.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, genauer ab 1914 mit dem Beginn des 1. Weltkrieges, begann sich der Begriff „Taylorismus“ als eine Form der Warenproduktion zu etablieren. Der „Taylorismus“ entwickelte sich aus der Grundannahme seines Entwicklers, Frederick Winslow Taylor (1856 – 1915) heraus, dass Arbeiter grundsätzlich Arbeitsleistung zurückhalten, spezifischer ausgedrückt, ging es Taylor darum, diese von ihm angenommene Leistungszurückhaltung zu minimieren, zu welcher er Konzepte entwickelte, deren Grundgehalt auf einer erhöhten Arbeitsleistung bei gleich bleibenden Lohn zurückzuführen sind. Neben dieser Ansicht der Leistungszurückhaltung, vertrat Taylor auch eine sehr mechanische Sicht vom einzelnen Arbeiter, welche sich im Film widerspiegelt, die ihn zu der Aussage veranlasste: „Arbeiter gehorchen ähnlichen Gesetzen wie Teile einer Maschine“. Von dieser von ihm etablierten Sichtweise aus, welche auf rein rationalen Überlegungen aufbaute, versuchte Frederick W. Taylor, die Betriebsabläufe neu zu strukturieren und zu verwissenschaftlichen. Einige Jahre später perfektionierte Henry Ford (1863 – 1947) konsequent die von Taylor eingeführte Fließbandtechnik, allerdings benutzte er diese im Automobilbau. Henry Fords Modell der Organisation von Arbeit und Kapital, auch unter der Begriffsdefinition „Fordismus“ bekannt, gilt auch heute noch als typisch für die gesamte Epoche, in welcher auch „Modern Times“ produziert wurde. Der Fordismus basiert, ähnlich wie der Taylorismus, auf einer stark standardisierten Massenproduktion, die sich die Hilfe von Fließbändern zu Nutze machte, jedoch kalkulierte Ford, im Unterschied zu Taylor, auch den Konsum von Gütern in seine Überlegungen ein.
Die Darstellung der Industrialisierung und deren Folgen auf den Menschen gehören zu den zentralen Themen in Modern Times. Der Film ist damit eine eindrucksvolle Dokumentation über diese Zeitepoche. Doch die Beschreibung der gesellschaftlichen Kulisse reicht für Chaplin nicht aus. Er entblößt die Triebkräfte der auflebenden Industrialisierung und ihre Folgen auf die Menschen am Fließband, auf die Familie und auf die menschlichen Beziehungen im Allgemeinen. Der Blickperspektive auf die Handlungen ist klar: Sie gehört dem kleinen Tramp – dem einfachen Arbeiter. Kurzum: Chaplin´s Modern Times – immer wieder sehens- und lernenswert!
Sidar Carman