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CSU Kandidat Sahin, zieht seine Bürgermeisterkandidatur zurück

Gamze Karaca

Er ist ein erfolgreicher junger Unternehmer, engagierter Trainer eines Fußballclubs und beliebt innerhalb seines Dorfes Wallerstein: Sener Sahin schien für den regionalen CSU-Parteivorstand zunächst der perfekte Kandidat für die bevorstehende Kommunalwahl in Bayern zu sein. Dabei stellte sich Sahin nicht auf eigenen Wunsch auf, sondern wurde vom Ortvorsitzenden der CSU Wallerstein, Georg Kling, angeworben.

Sener Sahins Eltern stammen aus der Türkei, er selbst ist in Nördlingen geboren, ist Unternehmer und lebt gemeinsam mit seiner christlichen Frau und den Kindern in einem kleinen Dorf. Er scheint also der realisierte Traum aller Leitkultur-Verfechter zu sein. Seine Bürgermeisterkandidatur stieß allerdings auf sehr viel Widerstand bei Teilen seiner CSU. Einige Parteimitglieder drohten sogar damit, ihr Amt niederzulegen, sollte Sahin seine Kandidatur für das Bürgermeisteramt nicht zurückziehen. Grund hierfür: der muslimische Hintergrund Sahins und das C in CSU stehe nun mal für christlich.

Überraschung?

Dieser Umstand sorgt nun für eine bundesweite Diskussion und stößt auf eine große Verwunderung. Wenn wir einen Blick auf Schlüsselfiguren dieser Partei werfen, wird deutlich, dass diese den Weg für solch eine Richtung geebnet haben und der Rassismus innerhalb der CSU nichts Neues ist. Horst Seehofer hat dies 2018 mit dem Satz ,,Der Islam gehört nicht zu Deutschland“ bekräftigt und damit den 5 Millionen in Deutschland lebenden Muslimen jegliche Zugehörigkeit verwehrt, während sein treuer Diener, Andreas Scheuer, sich über zu lang aufhaltende, fussballspielende, ministrierende Senegalesen echauffiert, da man diese nicht mehr abschieben könne. Bayern-Innenminister Joachim Herrmann schreibt indes Migranten ein hohes Gewaltpotential zu.

Es wird also deutlich, dass Rassisten immer mehr Gehör innerhalb ihrer Partei erhalten und diese durch diffamierende und stigmatisierende Äußerungen höchster Vertreter ermutigt werden, ihrer Hetze freien Lauf zu lassen – und das ohne jegliche Konsequenzen.

Das Problem heißt Rassismus!

Sener Sahin hat zumindest aufgrund dieses Aufruhrs seine Bürgermeisterkandidatur zurückgezogen und wird von großen Teilen dafür kritisiert, überhaupt in dieser Partei zu sein. Der Fokus sollte jedoch ein ganz anderer sein, nämlich, dass Personen mit familiärer Migrationsbiografie, die hier geboren und aufgewachsen sind, in diesem Land nach wie vor Zugänge zu bestimmten Teilen des gesellschaftlichen Gefüges erschwert gar unmöglich gemacht werden.

Auf der Homepage des bayerischen Innenministeriums, das zeitgleich für die Integrationspolitik zuständig ist, heißt es: ,,Wir möchten eine Kultur des Miteinanders, sodass Menschen mit ausländischen Wurzeln sich einbringen können und wollen. Bei der Arbeit und in die örtliche Gemeinschaft.“ Diese Leitlinie wird allerdings von der eigenen Basis komplett ignoriert.

Die Vermutung liegt sehr nahe, dass diejenigen Personen, die Sahins Kandidatur vehement ablehnten und sich dagegen wehrten, auf der anderen Seite Muslimen nachsagen, sich hierzulande gar nicht integrieren zu wollen. Aber es ist nichts neues, dass die Empörung dann ganz groß ist, sobald Personen mit türkischem Namen hochrangige Ämter besetzen möchten.

Ausreden in Richtung ,,wir sind auf dem Dorf und wir sind noch nicht so weit“ dürfen ebenfalls nicht hingenommen werden, da sie die Ausgrenzung verharmlost, gar ignoriert.

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