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Das 8. Edelweißpiratenfestival

Bis vor Kurzem noch galten die Edelweißpiraten als Verbrecher – sowohl für die Nationalsozialisten als auch für die Stadt Köln. Doch, dass dies ein Unding ist, befanden viele Kölner Bürger und gründeten so vor acht Jahren den Edelweißpiratenclub. Denn die  Edelweißpiraten leisteten in Köln Widerstand gegen das 3. Reich und das in sehr jungen Jahren. Mit dem Edelweißpiratenclub versuchte man in erster Linie, die Anerkennung der Edelweißpiraten in Köln zu erkämpfen. 70 Jahre später ist ihren mutigen Taten mit dem 8. Edelweißpiratenfestival im Friedenspark gedacht worden – mit nationalen und internationalen Musikern. Seitdem organisiert der Verein jedes Jahr das Festival im Friedenspark mit freiem Eintritt und schaffte es auch dieses Jahr, Tausende von Menschen mit einer großartigen Veranstaltung zu erreichen.

 

Unangepasst, kämpferisch und liebevoll

Unangepasst, kämpferisch aber auch genauso liebevoll. So wie die Edelweißpiraten es einst selbst waren, so präsentierte sich am 1. Juli das 8. Edelweißpiratenfestival in der Kölner Südstadt, im Friedenspark. Die Veranstaltung startete mit der Festivalandacht und der Begrüßungsrede des Oberbürgermeisters, Jürgen Roters, der auch gleichzeitig Schirmherr des Festivals war. Gleich im Anschluss sorgte das Menschensinfonieorchester für einen gelungenen musikalischen Start des Festivals. Insgesamt 27 Bands spielten auf fünf verschiedenen Bühnen auf dem kompletten Parkgelände, um das öffentliche Gedenken an die Kölner Widerstandskämpfer auch mehr als 70 Jahre nach deren mutigen Taten wachzuhalten.

 

Buntes Programm aus aller Welt

„Wir wollen mit unserem Programm Bands abseits des Mainstreams eine Chance geben“, sagte Mitorganisator Gottfried Schweitzer. Einzige Bedingung: ein themenbezogenes Lied oder ein Cover eines von Jean Jülich. Und genau das war auch dieses Jahr wieder zu hören. Denn die Bandbreite der musikalischen Beiträge reichte von Indie bis Jazz sowie auch von Rock bis Forro. Einen Einblick in die brasilianische Musik konnte das Publikum mit Os Capangas werfen. Die brasilianisch-deutsche Gruppe hat mit dem humorvoll auf die Bühne getragenen Forro viele begeistert. Genauso interessant waren auch The Rogues. Die sechsköpfige Band brachte viele mit ihrem „Irish-Folk-Punk from County hell“ zum Tanzen. Eines der Highlights des Festivals konnte das Publikum mit Romano Trajo genießen. Die Gruppe um Beata Burakowska entspringt unmittelbar der Romatradition und interpretiert die reichen Überlieferungen aus dem Balkan und Osteuropa und arrangiert diese auf die eigene Art von Neuem. So ließ Romano Trajo auch mit vielen bekannten Liedern aus dem Balkan die Zuschauer keine Minute ruhig stehen. Doch so lebendig die Musik Romano Trajos auch war, so berührend waren auch die Balladen die sie gesungen haben, als sie über die Unterdrückung und dem Freiheitskampf des Romavolks sprachen und diese zugleich den Edelweißpiraten widmeten. Mit genauso viel Begeisterung hörte das Publikum Rolly Brings und seiner Band zu – ein Edelweißpiratenfestival ohne diese Musikgruppe wäre kaum noch zu denken. Auch dieses Jahr spielten sie viele Lieder von Jean Jülich und den Edelweißpiraten und hielten das Gedenken an sie aufrecht. Gegen Ende der Veranstaltung begrüßte die 88-jährige Gertrud „Mucki“ Koch, als eine der letzten verbliebenen Weggefährtinnen des 2011 verstorbenen Chef-Edelweißpiraten Jean Jülich, die Zuschauer und erklärte, wie glücklich sie über den Zulauf ist, den das Festival mit den Jahren erlangt hat.

 

Das Café mit „Live-Information“

„Es ist wichtig zu zeigen, was die Edelweißpiraten gemacht haben und wie der Widerstand funktioniert hat“, sagte Paul Saßmannshausen, der technische Leiter des Festivals. So habe das Festival immer noch eine politische Relevanz, obwohl die Stadt Köln die Widerstandskämpfer nicht mehr als Verbrecher führe und längst anerkannt habe. „Live-Information“ gab es zudem auch im Zeitzeugen-Café, bei dem man einen Einblick in die Vergangenheit erhielten konnte. Vor allem war es interessant, erfahren zu können, was genau es bedeutet hat und welche Konsequenzen es mit sich gebracht hat, während des NS–Regimes verfolgt zu werden. Acht einst von der NS–Diktatur Verfolgte nahmen an den Gesprächen im Zeitzeugen – Café teil, um ihre Erfahrungen und Geschichten den Festivalteilnehmern weiterzugeben. Auch Getrud Kock, bekannt als „Mucki“, nahm sich die Zeit, um mit den Zuschauern ins Gespräch zu kommen. „Unsere Idee war, der heutigen Generation noch einmal die Chance zu geben, sich direkt mit ihnen auszutauschen, bevor es keine Zeitzeugen mehr gibt“, erklärte Sabine Eichler vom Organisationsteam.

 

Beispiel der Solidarität

Auch wenn die Edelweißpiraten nun mehr als vor 70 Jahren einen Widerstand gegen das NS–Regime geleistet haben, ist es trotzdem wichtig, diesen aufrecht zu erhalten und ihn den nächsten Generationen weiterzugeben. Denn auch heute geht die Unterdrückung und Verachtung der Menschenrechte auf unserer Welt immer noch weiter – auch wenn diese heute einen anderen Namen tragen. Der Kampf und die Solidarität dieser jungen Menschen sollte in diesem Sinne uns ein Beispiel sein.

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