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Das Geschäft mit den Krankendaten

Kundendaten lassen sich gut verkaufen und stellen eine gute Einnahmequelle dar – das hat auch das Süddeutsche Apothekenrechenzentrum VSA mit seinem Sitz in München anscheinend gemerkt. Den aktuellsten Informationen zufolge verkauft dieser nämlich Rezeptdaten in mangelhaft verschlüsselter Form an diverse Marktforschungsunternehmen. Dadurch  werden Millionen Patienten in ihrem Krankheitsverlauf verfolgt und auch das Verschreibungsverhalten von Medikamenten durch Ärzte kann von Pharmaunternehmen beobachtet und für ihre Vermarktungszwecke ausgenutzt werden. Zwar ist der Handel mit Rezeptdaten nicht verboten, jedoch ist eine Verschlüsselung der Patientendaten vorgeschrieben. Dies hat das Süddeutsche Apothekenrechenzentrum jedoch mit einer Pseudoverschlüsselung umgangen, so dass die Datenkäufer leicht auf Versichertennummer, Name, Alter, Diagnosen, betreuende Ärzte, Medikamente und weitere Daten der Patienten zurückgreifen konnten und somit gezielt Ärzte beeinflussen konnten.

Einer der größten bekannten Datenabnehmer ist dabei der in mehr als hundert Ländern aktive US-Konzern IMS Health, welcher nach eigenen Angaben über 300 Millionen Apothekengänger verfolgt. Etwa  42 Millionen davon sind gesetzlich versicherte Patienten aus Deutschland.
Wie wertlos unsere Privatssphäre für die Wirtschaft erscheint, zeigt die Tatsache, dass das süddeutsche Apothekenzentrum pro Datensatz eines Patienten teilweise weniger als 1,5 Cent erhielt.
Doch damit endet der Datenhandel nicht. Die genutzten Daten verkauft die IMS an dritte Unternehmen weiter, um somit weitere Profite einräumen zu können. So ist beispielsweise bekannt, dass der große Insulinproduzent Sanofi-Aventis im April 2012 ein Datenangebot mit verschriebenen Insulinrezepten für 86.400 Euro bekam.
Der Vertrauensberuf des Apothekers droht folglich einen mit Vorsicht zu begegnenden Charakter anzunehmen. In Zukunft sollte vielleicht an den Satz ,,Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie ihren Arzt oder Apotheker“ der Zusatz „es sei denn, Sie möchten nicht, dass es Dritte erfahren“ angehängt werden.
Obgleich diese Umstände als eines der typischen Datenskandale der Neuzeit bezeichnet werden – man sollte sich nicht all zu groß darüber wundern. In einem Staat, in dem, mit Genehmigung und Wissen von leitenden Stellen, E-Mail und Telefongespräche abhört werden, lässt es einen eigentlich nur noch kalt, zu erfahren, dass man auch unsere Krankheitsgeschichten kennt.

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