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Das Glück der Deutschen

 

Sinan Baden

„Trotz der Wirtschaftskrise ist die Lebensqualität der Deutschen gestiegen“ titelten Zeitungen. Ob Wirtschaftswachstum, Arbeitsplätze oder soziale Absicherung; überall liegen die Deutschen im Vergleich zu ihren europäischen Nachbarn vorne. Obwohl die Arbeitslosigkeit und Einbußen beim Lohn in den USA und Europa der Trend der Zeit sind, so scheint sich Deutschland davon abzuheben und sein kleines eigenes Wirtschaftswunder zu schaffen.

Die Lebenszufriedenheit bei den befragten Deutschen stieg im Vergleich zum Vorjahr um 8% auf 61%.  In Ländern wie Spanien sank die Zufriedenheit um bis zu 20%. Im sogenannten „Ranking“ ändert sich jedoch etwas Entscheidendes: Deutschland verschlechterte sich in der Gesamtbewertung um einen Platz und befindet sich jetzt auf Rang 21.

Die Gretchenfrage lautet nun: Wie kann das sein?

Seit 2007 ist die Einkommensungleichheit massiv angestiegen und Lohnerhöhungen fielen eher so aus, dass sie lediglich ein Inflationsausgleich waren. Die Hauptlast der Krise trägt die Jugend, die trotz angeblichem Fachkräftemangel keinen Ausbildungsplatz findet und in Praktika und Maßnahmen der Bundesagentur für Arbeit und der ARGE versauert. Und es gab in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland noch nie so viele Geringverdiener und Menschen, die so wenig verdienen, dass sie trotz Vollzeitarbeit noch Unterstützung vom Staat brauchen.

Am erstaunlichsten ist, dass in keinem anderen Land der Zusammenhang zwischen Lebenszufriedenheit und Arbeit so stark zu sein scheint, wie in Deutschland. So gaben die Befragten mit Arbeit auf einer Skala von 1 bis 10 ihre Lebensqualität im Schnitt mit 7,5 an und Arbeitslose nur mit 6,1. Da stellt sich die Frage, ob ein wirklich repräsentativer Teil der Bevölkerung befragt wurde.

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