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Der Bildungserfolg ist abhängig vom Wohnort

Im Auftrag der Bertelsmann Stiftung untersuchten Forscher die Leistungsfähigkeit und Gerechtigkeit der 16 deutschen Schulsysteme in den Bundesländern. Hierbei ergaben sich erhebliche Unterschiede, sowohl was die Schulabschlussquote anbelangte, als auch die Möglichkeit eines Schulformwechsels. Die Forscher vermuten, dass wesentliche Faktoren die sozialen Gegebenheiten und das Schulangebot in den jeweiligen Regionen oder Wohnorten seien.
Wer kennt es nicht, die Vorurteile über das Schulsystem bestimmter Bundesländer. Jeder der studiert, hat es sicherlich schon erlebt, alltagsvorurteile an der Uni. Der Kommilitone prahlt mit seinem Abi aus Bayern, da es ja das anerkannteste und anspruchsvollste im ganzen Bundesraum sei. Wobei der nächste aus Hessen es ja scheinbar geschenkt bekommen habe, da jeder weiß, dort bekommt man es einfach so, ohne Anstrengung usw. Es existieren zwar Qualitätsunterschiede innerhalb des deutschen Schulsystems und dies wird auch regelmäßig durch diverse Studien belegt, jedoch sind viele Klischees veraltet und Geschichte. Dies zeigen auch neuere Studien, bei denen ostdeutsche Bundesländer in Punkto Bildung „unseren“ Klischeespitzenreiter Bayern übertrumpften.
Wo kommst du her? Faktoren für Schulerfolg!
Was bereits vermutet wurde, wurde nun auch mit einer Studie belegt: „Nicht nur dein Bundesland ist ausschlaggebend für deinen Bildungserfolg. Viel wichtiger für die Chance auf Bildungserfolg ist, wo du innerhalb eines Bundeslandes wohnst“. Also ist hier nicht nur die Länderebene gefragt, sondern vor allem auch die Kreise, kreisfreien Städte und daher auch der Stadtteil in dem ich lebe und zur Schule gehe. Wären wir also wieder bei der sozialen Herkunft oder dem sozialen Umfeld. Auch die Forscher kommen zu dem Ergebnis: „Die Bildungschancen sind auf kommunaler Ebene höchst ungleich verteilt.“
Beispielsweise ist die Gefahr, in Köln und Stuttgart keinen Schulabschluss zu erlangen, viel geringer wie in Duisburg oder Leipzig. In den erstgenannten Städten erreicht man auch eher einen besseren Abschluss. Die Wahrscheinlichkeit sein Abitur zu erlangen, steigt mit der Zahl der Schulen, welche diesen Abschluss überhaupt ermöglichen. Heißt, umso mehr Gymnasien oder Gesamtschulen in meinem Stadtteil, meiner Stadt oder Region, umso eher kann ich auf diese und einen guten Abschluss machen. Umso weiter diese Schulformen von meinem Wohnort oder weniger existent sind, umso weniger besteht eine Möglichkeit für mich auf diese zu kommen und mein Abi zu machen. Also ist das Schulangebot am Wohnort ein Faktor für das Schulwahlverhalten. So entscheiden sich Familien, wenn es keine wirkliche Möglichkeit am Wohnort gibt, die Hochschulreife zu erlangen für die nächstgelegene Schule, die dieses ermöglicht. Daher sollte es –wenn man für das mehrgliedrige Schulsystem stehen sollte- flächendeckend alle Schulformen geben bzw. überall sollte die Erlangung des Abiturs möglich sein, da sich sonst soziale Unterschiede weiter festigen. Denn bildungsferne Familien, zumeist auch ökonomisch schlechter gestellt, entscheiden sich zumeist für ein Schulangebot am Wohnort. Am Effektivsten wäre es, wieder über „Eine Schule für alle!“ nachzudenken!
Hieran sehen wir, wie maßgeblich das soziale Profil der einzelnen Regionen innerhalb der Bundesländer für die unterschiedlichen Bildungschancen zu sein scheint. Wir stellen also fest, unser Bildungserfolg in Deutschland ist sehr stark vom sozioökonomischen Faktor abhängig. Es ist also nicht nur wichtig, wie viel meine Eltern verdienen, sondern auch die Höhe des Durchschnittseinkommen und Bildungsniveau im Kreis oder der kreisfreien Stadt, in dem ich lebe.

Suphi Sert

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