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,,Der Diktator‘‘ (2012)

Dirim Su Derventli

 

Aufgeregt setze ich mich auf meinen Platz. Eine Komödie mit dem Titel „Der Diktator“ hört sich ziemlich spannend an. Man denkt an den Klassiker von Charlie Chaplin oder erhofft sich eine humorvolle Widerspiegelung des arabischen Frühlings. Doch im Laufe des Filmes merke ich genau das Gegenteil. Denn Thema ist, der machtbesessene Diktator Alaadeen im fiktiven Wadiya, der alles dafür tut, um sein Land vor einer Demokratie zu schützen. Er baut Atomwaffen, will Israel vernichten, Minderheiten aus der Welt schaffen und erlaubt sich alles, was er mit Geld und Macht erreichen kann. Aber in Wirklichkeit soll ein lieber Kerl in ihm stecken, der nur etwas Liebe und Zuneigung braucht. Alaadeen reist in New York ein, um in einer Rede bekannt zu geben, das in Wadiya weiterhin eine Diktatur bestehen wird, auch wenn Amerika eine Demokratie fordert. Die Bürger der Vereinigten Staaten zeigen sich empört und protestieren gegen ihn. Sie verlangen Demokratie, Chancengleichheit und Freiheit. Doch bevor er seine Rede halten kann, wird er gekidnappt und soll ermordet werden. Dem Diktator gelingt die Flucht, doch nach seiner Entführung ist er optisch nicht mehr wiederzuerkennen. Er sucht Schutz bei einer amerikanischen Aktivistin, die ihn fälschlicherweise für einen Flüchtling hält. Als er eines Abends zufällig einen alten Bekannten wieder trifft, bereiten sich die beiden darauf vor, dass Alaadeen wieder seinen Platz einnimmt.

 

Der ganze Film ist ein ziemliches Durcheinander und zieht nicht nur gestürzte Diktatoren wie Gaddafi undMubarak ins Lächerliche, sondern auch Assad und Ahmadinedschad, und zwar nicht wegen ihren Entscheidungen, sondern darum, weil sie nicht nach der amerikanischen Pfeife tanzen. Auch verschiedene Ethnien oder Kulturen werden auf eine sehr platte und klischeehafte Art und Weise durch den Kakao gezogen. Erst recht die angeblichen Bemühungen für Demokratie seitens der amerikanischen Politiker hatten gar nichts, aber wirklich gar nichts mit der Wahrheit zu tun. Schließlich wissen wir heute, dass Amerika sich nicht für die herrschende Politik in einem Land interessiert, sondern darum, wie viel Profit, strategische Vorteile und Rohstoffe es dort gibt. Zudem wissen wir alle, wie Amerika Saddam Hussein und viele andere Diktatoren und Alleinherrscher unterstützte und weiterhin unterstützt, wenn sie nach seiner Pfeife tanzen! Doch in einem Film muss nicht die Realität wiedergegeben werden. Sicher wäre das dann nur noch „langweilig“, aber ein Film über so ein Thema manipuliert und fälscht die Stimmung. Auch wenn es in dem Film nicht um Syrien oder Iran ging: viele Zuschauer bekommen den Eindruck, dass das leben der dortigen Herrscher identisch ist mit dem Alaadeens.

 

Und natürlich durfte es im Film an Frauenfeindlichkeit und Sexismus nicht fehlen, denn platter „Humor“ ohne „Blondinenwitze“ ist halt nur ein – ja was denn eigentlich? Gar nichts! Neben vielen geschmacklosen Anekdoten über Frauen, gab es zwei Szenen, die einem die Cola wieder hochkommen lassen wollten: Die eine spielt sich während einer Geburt ab. Der Diktator hält das Neugeborene literarisch hoch und betrachtet es danach näher. Dann stellt er fest, dass es sich bei dem Kind um ein Mädchen handelt. „Es ist leider kein Junge. Wo ist der Mülleimer? “, sagt er. Die andere Szene spielt sich während einer Unterhaltung zwischen dem Diktator und seinem Freund ab. Der Diktator zieht über 14-jährige Jungen her, die er vergewaltigt hat. Er sagt, dass alles freiwillig geschah. Sein Freund ist der Meinung, die Jungen waren unfreiwillig dort, schließlich hätten sie geweint und bräuchten heute noch Therapien. Ein langes Hin und Her. Letztendlich zuckt der Diktator nur müde mit den Schultern, ihm ist es egal.

 

Während alldem tobte der Kinosaal und ich habe mich gefragt, ob ich vor Wut lieber weinen oder schreien sollte. Vor allem der Mann neben mir schien ganz angetan. „Haben Sie das gehört, haben Sie das verstanden?“, fragte er mich immer wieder glucksend. „Ja“, sagte ich gequält. Abschließend kann ich nur sagen, dass der Film mit seinen geschmacklosen Witzen nicht sehenswert und kein besonderer Spaß ist. Natürlich ist das keine Dokumentation, sondern eine Möchtegern-Komödie von einem Möchtegern-Drehbuchautor, der es anscheinend amüsant findet, sich über andere auf unterem Niveau lustig zu machen. Daher würde es mich auch nicht wundern, wenn die tobende Menge, die den Film toll fand, bei Angriffen auf den Iran auch zustimmend applaudieren würde.

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