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Der gemeinsame Kampf

Ahmet Yikar *
Es trifft einen wie ein Blitzschlag, plötzlich ist nichts mehr, wie es war. Durch den Verlust des Arbeitsplatzes droht der freie Fall ins Ungewisse.
So ging es vielen von uns bei Nirosta. Der Verkauf der Edelstahlsparte von ThyssenKrupp war schon seit Jahren ein Thema. Jetzt ging alles ganz schnell. Die IGMetall rief alle Aktiven aus der Belegschaft zusammen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Eine Mahnwache, eine Menschenkette, ein ökumenischer Gottesdienst, Busfahrten nach Bochum und Essen wurden vorbereitet.
Am Anfang war die Teilnahme der Belegschaft gering, erst nach und nach kamen die Menschen zu den Aktionen. Die Resignation, das Gefühl des Ausgeliefertseins wich dem Mut, etwas verändern zu können. Zusammen betete man für den Erhalt der Arbeitsplätze und stand in der Kälte gemeinsam bei der Mahnwache an den brennenden Tonnen. Es kamen Familien mit Kindern, Kollegen von anderen Standorten, Arbeiter von anderen Betrieben in Krefeld. Die Solidarität war und ist immer noch sehr groß.
In der Menschenkette standen Arbeiter und Angestellte Schulter an Schulter, gemeinsam gingen sie auf die Straße um eine Schließung und damit den Verlust der Arbeitsplätze zu verhindern. Nach einer Woche erfuhren wir, dass der Verkauf bereits über die Bühne sei und Teile des Werkes geschlossen werden. Die betriebsbedingten Kündigungen sind jedoch durch einen Tarifvertrag verhindert worden. Trotzdem ist die Enttäuschung sehr groß.
Was bleibt, ist das Gefühl, als Arbeiter alles dafür getan zu haben, seinen Arbeitsplatz zu retten und die Stärke zu besitzen, jederzeit wieder mobilisieren zu können, wenn man uns an Lohn und Brot will.

 

* Betriebsrat bei ThyssenKrupp-Nirosta in Krefeld

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