Written by 17:41 uncategorized

Der II. Integrationsbericht: Eine Medaille mit einer immer noch tiefschwarzen Seite

 Onur Kodas

Nachdem 2009 der erste Integrationsbericht veröffentlicht wurde, stellte die Migrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), nun den zweiten Integrationsbericht vor. Böhmer sprach von „maßgeblichen Fortschritten in der Kinderbetreuung, Ausbildung und Arbeitslosigkeit“. In dem Bericht wurden von vier Wissenschaftlern die Daten von 2008 bis 2010 bezüglich der sozialen Situation von Migranten untersucht. Dabei wurden 64 Aspekte verglichen, u.a. die frühkindliche Bildung, Sprachförderung und Sprachkenntnis.

Migranten weiterhin benachteiligt
Dem Bericht zufolge waren die Kinder mit Migrationshintergrund bzgl. des schulischen Werdegangs erfolgreicher als in den Jahren zuvor. So sei die Anzahl der Schulabbrecher in dem Zeitraum von 2005 bis 2010 um 15 Prozent auf 4,4 Prozent gesunken. Die Zahl der Schulabbrecher in der Gesamtbevölkerung beträgt hingegen 1,6 Prozent. Auch würden mehr Jungerwachsene mit Migrationshintergrund das Abitur, Fachabitur und andere Weiterbildungen absolvieren. Jedoch seien diese Fortschritte nüchtern zu betrachten. Denn es gelte weiterhin, dass der Weg zu höherer Bildung für junge Migranten erschwert bleibe.
Des Weiteren sei positiv zu vermerken, dass die Betreuungsquote bei den Kindern zwischen drei bis sechs Jahren in den Kindertagesstätten von der Zeit 2008 bis 2010 um ein Drittel auf 85,7 Prozent gestiegen sei. Aber auch hier sind die Migranten zum Anteil der Gesamtbevölkerung benachteiligt. Deren Anteil liegt nämlich bei 94,9 Prozent.
Auch auf dem Arbeitsmarkt haben es Migranten schwerer. Zwar hat sich die Quote bei den Erwerbslosen um 25, 1 Prozent auf 15,8 Prozent reduziert, jedoch sind sie von einer Emanzipation mit den Einheimischen weit entfernt. Ihr Anteil an den Erwerbslosen liegt dagegen nur bei 7,7 Prozent.
Problematisch weiterhin sei auch die Zahl der Angestellten im öffentlichen Dienst. Dort gebe es kaum Entwicklung in den letzten zehn Jahren. Nur jeder zehnte Angestellte habe ausländische Wurzeln, heißt es aus dem 260-seitigen Papier. Für den Arbeitsmarkt heißt es insgesamt gesehen, dass die Migranten doppelt so häufig ohne Arbeitseinkommen bleiben, als einheimische Deutsche. Dieser Umstand wirkt sich für sie auch negativ in Bezug auf das Armutsrisiko aus. Das Armutsrisiko ist unter Migranten (26,2 Prozent) fast doppelt so hoch, wie bei Einheimischen (14,5 Prozent).
Migranten beschäftigt im Niedriglohnsektor
In dem Integrationsbericht wird Integration als „die Angleichung der Lebensverhältnisse der Personen mit Migrationshintergrund an die der Gesamtbevölkerung“ definiert. Und in keinem der oben aufgeführten Bereiche sind Migranten genauso emanzipiert, wie die Einheimischen. Zwar ist die Erwerbs- und Arbeitslosenquote bei den Migranten gesunken, das bedeutet aber noch lange nicht, dass diejenigen, die eine Arbeit gefunden haben, auch von dieser Arbeit leben können. Der Niedriglohnsektor ist in den letzten Jahren ebenfalls überproportional gewachsen und der Anteil der Migranten in diesem Sektor ebenfalls. Gegen Ende des vergangenen Jahres veröffentlichte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge eine Studie über den Anteil der Migranten im Niedriglohnsektor. Demnach sind 35 Prozent der Migranten im Niedriglohnsektor tätig, während es bei den Deutschen 16 Prozent sind. Dies hat schließlich dann auch Auswirkung auf die Kinder der Migranten. Wie bekannt, hängt der schulische Erfolg nicht von der ethnischen Herkunft, sondern vom sozialen Status ab. Insofern ist es der mäßige Schulerfolg schon vorprogrammiert. Infolgedessen kann eine effektive Integration nur stattfinden, wenn die sozialen Standards für alle gleich gelten, sprich, wenn es eine Schule für alle gibt, in der alle Schüler dieselbe Bildung erfahren, wenn alle Bewerber einen Ausbildungsplatz bekommen, ohne auf dem Ausbildungsmarkt benachteiligt zu werden.

Close