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Der Kampf bei KNSG geht weiter

Alev Bahadır

Die Klinikum Nürnberg Service GmbH (KNSG) hat, wie wir damals berichteten, vor einigen Jahren einen Kampf um die Wiedereingliederung in den TVöD geführt. Die KNSG ist eine Tochtergesellschaft des städtischen Klinikum Nürnberg. Das Klinikum Nürnberg ist eines der größten kommunalen Krankenhäuser Europas. Von den knapp 8.400 Mitarbeitenden sind ca. 2000 im Service tätig. Das bedeutet in der Reinigung, im Patiententransport usw. Davon wiederrum sind etwa 850 ausgegliederte Mitarbeiter der KNSG. Die Kolleginnen und Kollegen von der KNSG haben dafür gekämpft, wie ihre Kollegen, die direkt übers Klinikum beschäftigt sind, nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Diensts (TVöD) bezahlt zu werden und haben nach langen Kämpfen und viel Druck gewonnen. Ab dem 1. Januar 2024 wurden die Kolleginnen und Kollegen, die vorher signifikant weniger verdient hatten, als ihre Kollegen, die die gleiche Arbeit machen, nach TVöD bezahlt. Doch die erwartete Wertschätzung und Erleichterung blieb bei den KNSG-Mitarbeitenden, von denen manche in zwei oder sogar drei Jobs arbeiten, aus. Eingruppiert in die Entgeltgruppe 1 verdienen sie immer noch zu wenig, fühlen sich betrogen. Dagegen hat die Linke Stadtratsgruppe in Nürnberg einen Antrag eingereicht. Die Kolleginnen und Kollegen demonstrieren am 15. Mai vor der Stadtratssitzung gegen ihre niedrige Eingruppierung.

Gleichzeitig macht der Kampfgeist der Kollegen aus Nürnberg auch anderen Service-Kollegen aus der Region Mut. An mehreren Tagen hintereinander sind die Kolleginnen und Kollegen von der Klinik Service GmbH in Erlangen in den Streik getreten. Auch hier gibt es eine ähnliche Forderung. Auch hier sind die Kolleginnen und Kollegen ausgegliedert und verdienen so wenig, dass sie teilweise bis zu drei Jobs gleichzeitig machen. Bei der Universitätsklinik in Erlangen handelt es sich aber um Krankenhäuser, die dem Land Bayern unterstehen. Deshalb kämpfen die KSG-Kollegin für eine Bezahlung in Anlehnung an den TV-L. Genauso wie die Beschäftigten der Service-GmbH’s in Würzburg und Regensburg. In Erlangen zeigt sich die Geschäftsleitung bisher unnachgiebig, reagiert mit Abmahnungen und Kündigen gegen die kämpferischen Kollegen. Das hält diese aber nicht davon ab, weiterzumachen. Bei einer gemeinsamen Streikaktion der Kollegen aus Erlangen, Würzburg und Regensburg am 6. Mai in Erlangen waren mehrere hundert Personen auf der Straße, forderten die Bezahlung nach TV-L und eine Wertschätzung ihrer Arbeit. Beim Demonstrationszug trafen die Kolleginnen und Kollegen auf keinen geringeren, als Innenminister Joachim Herrmann (CSU), der mit einer EU-Wahlaktion unterwegs war und teilten ihm ihre Forderungen mit. Die Kämpfe der Kolleginnen und Kollegen in der Region werden wohl noch andauern, aber sie sind entschlossen zu gewinnen.


Mit Hüseyin Kandemir, Betriebsrat bei der KNSG haben wir über ihre Situation und die Notwendigkeit von Solidarität gesprochen.

Mein Name ist Hüseyin Kandemir und ich arbeite seit 25 Jahren im Südklinikum Nürnberg in der Reinigung. 2021 haben meine Kollegen und ich gefordert, dass wir als KNSG Mitarbeiter nach TVöD bezahlt werden. Unser Kampf hat etwa 1 1/2 Jahre angedauert, wir haben etwa sechs mal den Betrieb bestreikt und zum Schluss waren wir erfolgreich. Es waren jedoch nicht nur die Streiks, wir haben uns viel Zeit genommen, intensiv mit unseren Kolleginnen und Kollegen diskutiert und sie davon überzeugt, gemeinsam in den Arbeitskampf zu treten. Allerdings führen wir jetzt einen anderen Kampf. Denn z.B. wir Reinigungskräfte wurden in die Entgeltgruppe 1 eingruppiert. Wir bekommen also den geringsten Lohn. Normalerweise werden in Deutschland Krankenhausbeschäftigte nicht in die EG1 eingruppiert. Gegen diese Eingruppierung wehren wir uns. Denn zwischen der EG1 und der EG2 gibt es einen Unterschied von ca. 400 – 700 Euro, je nach Arbeitszeit. Der Personalrat ist aktiv geworden. Wenn das keinen Erfolg hat, werden wir vors Arbeitsgericht ziehen. Wir werden auf jeden Fall nicht aufgeben.

Am 15. Mai wird der Nürnberger Stadtrat sich mit eurem Fall beschäftigen, was habt ihr geplant?

Die Linke hat einen Antrag für unser Anliegen eingereicht im Stadtrat. Wir werden vor der Stadtratssitzung vor Ort sein und zeigen, dass wir weiter Druck aufbauen werden. Bis der Antrag durchkommt.

Die KNSG hat einen langen Kampf geführt und macht weiter. Aber auch andere Service-GmbH in der Nähe, wie z.B. Erlangen befinden sich auch aktuell im Streik und kämpfen für eine Bezahlung nach TV-L. Welche Erfahrungen können die Kolleginnen und Kollegen aus Erlangen vom Kampf in Nürnberg für sich ziehen?

Die Kolleginnen und Kollegen aus Erlangen befinden sich seit November 2023 im Arbeitskampf. Selbstverständlich machen wir uns auch Gedanken darüber, wie wir sie unterstützen können. Ich habe deshalb schon an mehreren Streiktagen in Erlangen teilgenommen und unsere Erfahrungen, insbesondere wie wir die Kollegen motivieren können, mit den Kollegen aus Erlangen geteilt. Ich bin ständig mit ihnen Kontakt und versuche sie zu unterstützen. Ich erzähle den Kollegen, wie wir unseren Erfolg erreicht haben und wir versuchen sie so gut es geht dabei zu unterstützen, dass auch ihr Arbeitskampf erfolgreich verläuft. Wenn wir uns mit unseren Kolleginnen und Kollegen intensiv auseinandersetzen, sie motivieren und gemeinsam auf die Straße gehen, bin ich sicher, dass auch die Kolleginnen und Kollegen in Erlangen, Würzburg und Regensburg ihr Ziel erreichen werden.

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