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Der Spaß hört bei Papst auf

Das Satiremagazin TITANIC hatte in den letzten Tagen mit einer Klage aus dem Himmel zu kämpfen: Die Klage kam höchstpersönlich von unser aller Vater, dem Mann, der endloses Vertrauen und Nächstenliebe predigt und selbst in einem gepanzerten Mobil fährt, der geistliche Herrscher, der allmächtige… Papst Benedikt XVI. Grund für das kurzzeitige Verlassen seiner himmlischen Überwelt und kurzzeitige Zuwendung der Realität, die sich Erde und Gesellschaft nennt, haben wir dem aktuellen Titelbild der Titanic zu verdanken. In der Juli Ausgabe schmückte der Papst das Cover des Magazins. Mit einer Andeutung an den „Vatileaks“-Skandal, in dem Vatikan Geheimnisse an die Öffentlichkeit weitergegeben wurden,  sah man Papst Benedikt mit einem gelben Fleck auf der Vorderseite seiner Soutane und der Überschrift „Halleluja im Vatikan – Die undichte Stelle ist gefunden!“. Die Rückseite stellte dementsprechend einen braunen Fleck zur Schau: „Noch eine undichte Stelle gefunden!“

Mit dem Vorwand, der Papst fühle sich „in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt“, ging eine Bonner Anwaltskanzlei gegen das Magazin vor. Mit Erfolg: eine einstweilige Verfügung und mit angedrohten 250.000 Euro Ordnungsgeld, war das Magazin gezwungen, das Titelbild zurückzuziehen und Bilder im Internet schwarz zu zensieren. Große Kritik gab es auch aus verschiedenen Kreisen der Medien und Politik. CSU-Politiker Thomas Goppel und seine Partei waren besonders empört: Eine „dekadente Art und Weise des Umgangs mit Persönlichkeiten“ sei der Abdruck, „unabhängig davon, um wen es sich handle. Im aktuellen Fall werde allerdings nicht nur die Person des Papstes verunglimpft, sondern auch das Amt und die Kirche“.

Lassen Sie uns einen kurzen Blick in das Jahr 2005 werfen. Die dänische Tageszeitung Jyllands-Posten druckte unter dem Namen „Das Gesicht Mohammeds“ eine Karikatur ab, die den islamischen Propheten als Terroristen darstellte. Die Reaktionen in der arabischen Welt waren aggressiv- genauso aggressiv, wie der Wille des Westens die „Presse- und Meinungsfreiheit“ zu schützen und zu verteidigen. Goppels Weggefährtin und Bundeskanzlerin Angela Merkel ehrte den Zeichner der Karikatur Kurt Westergaard in Bewunderung für seinen Mut mit dem  m100-Medienpreis, während Titanic Chefredakteur Leo Fischer als seinem „Amt nicht würdig“ beschimpft wird. Dass diese Karikaturen, in Goppels Worten ausgedrückt, die Stellung Mohammeds in der islamischen Welt und den Glauben „verunglimpft“, war damals nicht von Bedeutung.

Vatikan-Mafia, Missbrauchsfälle, fast zwei Millionen AIDS-Tote im vergangenen Jahr: Der Papst und seine Fäkalien dürften das geringste Problem der geistlichen Welt sein. Immer noch herrscht selbst bei den ungläubigen Menschen im Westen die Meinung, die christlichen Werte seien dafür verantwortlich, heute im Abendland eine so „tolerante und moderne“ Gesellschaft zu sein. Der Spaß hört aber wohl bei den eigenen Geistlichen auf.

 

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