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Der Trend zum Dual-Studium

Suphi Sert

Die Zahlen von Menschen die ihre Ausbildung und ein Studium parallel absolvieren steigt stetig an. Die Belastungen steigen einerseits und andererseits verschärft sich der Fachkräftemangel.

In Deutschland sind momentan 95000 Studierende an Hochschulen eingeschrieben, die zugleich eine Berufsausbildung und ein Bachelorstudium machen. Konkret bedeutet das: neben der betrieblichen Ausbildung studieren sie an Hochschulen. Sie müssen oft nach der Arbeit abends und am Wochenende zu Hause den Lehrstoff nachbereiten und können immer nur an der nächsten Präsenzphase an der Hochschule teilnehmen, wenn sie einen Onlinetest im Vorfeld bestanden haben. Die Qualität des Lebens nimmt für diese Lebensphase mit Sicherheit ab. Viele nehmen diese Lebensumstände aber in Kauf, da zu einem das Wissen aus dem Studium direkt im Beruf Anwendung findet und zudem der Arbeitgeber die monatlichen Studiengebühren bezahlt.

Wenige Abbrecher im Dualstudium

Das Ergebnis der Studie „Dual Studieren – und dann?“ zeigt ganz deutlich, dass Dualstudierende eine hohe Leistungsbereitschaft zeigen und eine Leistungsposition anstreben. Ihre Zufriedenheit bezüglich der Belastung zwischen dem betrieblichen Arbeiten und den Lernphasen für die Hochschule ist stark von der Branche und dem Betrieb abhängig. Die Zufriedenheit mit den Studienbedingungen und der Betreuung ist abhängig von der Größe des Betriebs. Je größer der Betrieb, umso besser sind laut Studie die Bedingungen. Zudem sei die Abbruchquote mit 7 % deutlich kleiner als im Bachelor insgesamt mit 28 %.

Fast 75 % der Dualstudierenden haben zudem eine Übernahmezusage ihres Betriebes nach einem erfolgreichen Abschluss. Viele müssen sich sogar dazu verpflichten, nach dem Abschluss ihrem Betrieb treu zu bleiben. Denn nur so rentieren sich die Ausgaben der Studiengebühren für die Unternehmen und sie versuchen dem Fachkräftemangel gegenzusteuern.

Nebeneffekt: Fachkräftemangel und Verdrängung von Auszubildenden

Die steigende Popularität des dualen Studiums verschärft die Problematik des Fachkräftemangels. Denn viele Hochschulabbrecher entscheiden sich für das duale System oder versuchen erst nicht ein normales Studium aufzunehmen. Hierdurch singt die Bewerberzahl für handwerkliche Ausbildungsplätze. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisiert zu recht die Verdrängung von Auszubildenden durch das duale Studiensystem. Vor allem muss die hohe Arbeitsbelastung der Studierenden reduziert werden und eine bessere Verzahnung von Betrieben und Hochschulen gewährleistet sein. Es gibt viele Angebote zum dualen Studium, wo Theorie und Praxis nicht wirklich im Einklang sind und die berufliche und akademische Bildung nicht wirklich ineinander integriert ist.

Vor allem die Entwicklung steigender privater Hochschulen mit praxisorientierten Studiengängen sieht die DGB kritisch und fordert ein gebührenfreies Studium.

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