Leserbrief
Tobias Packhäuser (Frankfurt)
In den letzten Wochen habe ich persönlich immer wieder die Möglichkeit gehabt, mich davon zu vergewissern, dass es nicht die Migrantinnen und Migranten sind, die Deutschland abschaffen, sondern dass es die „Deutschen“ selber sind.
In dem Artikel „Gemeinsam gegen jeglichen Rassismus!“ vom 09. Februar 2011 wurde in einem Absatz darauf eingegangen, dass nicht nur die Plakate der DIDF-Jugend auf dem Campus der Johann-Wolfgang-Goethe Universität Frankfurt am Main entfernt wurden, sondern, dass auch der Infostand angegriffen wurde. Ich zählte zu den Kolleginnen und Kollegen der Europäischen Akademie der Arbeit (EAdA) die sich sofort solidarisch zeigten und den Infostand unterstützten.
Erschreckend finde ich in unserer heutigen Gesellschaft nur, dass es solche Angriffe auf Infostände von studentischen Initiativen gibt und dass diese Übergriffe nicht zu einem Aufschrei in der Gesellschaft führen.
Erschreckend finde ich auch, wenn Gerichte darüber entscheiden, dass antifaschistische Demonstrationen verboten werden und im Gegenzug der Trauermarsch der Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland (JLO) am 13. Februar 2011 in Dresden genehmigt wird.
Unverständlich bleibt für mich auch die Tatsache, dass die Gegendemonstranten kriminalisiert werden und sie im Endeffekt als die „schwarzen Schafe“ der Gesellschaft hingestellt werden.
Schafft Deutschland sich nicht selber ab, wenn faschistisches und völkisches Denken bei der Durchführung ihres Geschichtsrevisionismus durch die Gerichte mehr unterstützt wird, als ein bundesweit agierendes antifaschistisches und bürgerliches Bündnis?
Wenn multikulturelle Bündnisse öffentlich in den Medien und durch Gerichtsentscheidungen in ihrem Aktionsfeld eingeschränkt werden, dann ist es erst Recht die Aufgabe der Menschen zivilen Ungehorsam zu leisten.
Ich erlebe nicht nur in eurer Zeitung, sondern auch im täglichen Leben, dass „Multi-Kulti“ noch lange nicht tot ist.
Die Solidarität unter uns Menschen muss allerdings noch viel größer werden und ich hoffe, dass dann auch bald die einschlägigen Medien merken, dass „Multi-Kulti“ lebt und dass nicht Migrantinnen und Migranten an einem Verfall unserer Gesellschaft schuld sind, sondern, dass die Politik in unserem Land der Grund dafür ist.
Mit solidarischen Grüßen