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Die große Bundesrepublik und die kleine Jugend

Yusuf As

Die dritte und vierte Generation türkeistämmiger Jugendlicher hört von ihren Eltern und Großeltern heute noch, mit welchen Hoffnungen sie damals herkamen. Arbeit gab es „in Massen“, vielen der ersten Generation sind Bewerbungen oder Bewerbungsgespräche, gar Eignungstests noch heute unbekannt. „In den 60`er und 70`er konnte man in das Daimler-Werk hereinspazieren, direkt zur Personalabteilung gehen und am kommenden Montag fing man an, dort zu arbeiten.“

Wie ein Traum, denkt sich manch einer, wenn man berücksichtigt, wie es heutzutage ist. Am schlimmsten geht es in Griechenland zu. Das Spardiktat der Troika führt das Land mehr ins Elend, die Schulden werden immer höher, anstatt zu schrumpfen. Flexibilisierung, Arbeitsplatzabbau, Privatisierung sind Alltagsthemen der griechischen Bevölkerung. Auch in den anderen Staaten, wie Spanien, wo 50 % der Jugendlichen arbeitslos sind oder in Italien, Irland und Portugal sieht die Situation nicht besser aus. Das deutsche Finanzkapital hat in den Krisenstaaten mehr zu sagen, als sonst jemand und die Leidtragenden sind, wie immer, die Selben.

Von den guten alten Zeiten, so wie es Opa sagen würde, ist wenig geblieben. (Die Arbeitsmigration hatte seine eigenen gesellschaftlichen Probleme, auf die hier nicht eingegangen wird). Ganz klar und deutlich wird das, wenn man sich die Lage der Jugend ansieht. Schließlich sind nicht nur die Griechen in ihren Staatschulden versunken, genau so, auch wenn nicht in der gleichen Dimension, haben die Deutschen ihre Schulden. Und wer kommt dafür auf? Tagtäglich werden Löhne gekürzt, die Leiharbeit ausgeweitet, Bildung und Gesundheitswesen privatisiert, das Rentenalter angehoben, Werksverträge abgeschlossen usw. Konkret aber heißt das für die Jugend heute, das die Perspektivlosigkeit von Tag zu Tag größer wird. Billigjobs, Hartz IV und keinen Beruf zu haben, ist zur Normalität geworden. Hunderte von Bewerbungen, zahlreiche Vorstellungsgespräche und wenn man es soweit schafft, ein Eignungstest. Eine neue Studie der DGB „Generation abgehängt“ trifft da leider ins Schwarze. Tatsache ist, dass nicht nur zehntausende, junge Schulabsolventen keinen Ausbildungsplatz nach Ende des Schuljahres finden konnten, sondern auch, dass sich dadurch die Zahl der jungen Menschen, ohne Ausbildung, immer mehr anhäuft. Das führt automatisch dazu, dass Jugendliche in prekären Beschäftigungsverhältnissen landen. Einmal dort, ist es sehr schwierig, wieder herauszukommen. In so einer Situation noch Perspektiven zu finden, ist nahezu unmöglich. Der Teufelskreis wird nur selten zerschlagen. Die Situation scheint zwar ausweglos, ist aber nicht unumkehrbar. Die Perspektiven werden wir uns erkämpfen müssen und das nicht nur am 29. September!

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