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Die Theatergruppe „Gecekondu“ in Mannheim

Seit knapp drei Monaten probt die Gruppe unter der Führung von Sedat Yilmaz. Die Gruppe wurde von dem Demokratischen Arbeiter- und Jugendverein Mannheim gegründet. Sie gibt türkeistämmigen Migranten die Möglichkeit, sich in der Freizeit mit Theater zu beschäftigen und somit Fähigkeiten zu entfalten und mit anderen interessierten Amateuren gemeinsam etwas zu gestalten. Das Ziel der Theatergruppe ist es, die Probleme in der Gesellschaft mit den Augen der Teilnehmer zu reflektieren und Lösungsvorschläge für diese zu machen. Wir haben die Gelegenheit genutzt, mit Sedat Yilmaz über Theater und seine Gruppe zu sprechen.

Was bedeutet für Sie Theater?
Yilmaz: Wenn mir Theater in den Sinn kommt, kann ich mir darunter alles auf der Welt vorstellen. Die Atmosphäre auf der Bühne ist etwas Unbeschreibliches. Du kannst jede Rolle übernehmen, man könnte sagen, alle Facetten des Lebens sind beinhaltet. Kurz gesagt ist Theater etwas, was die dunkelsten Ecken des Lebens zeigen kann. Man könnte auch ein Schritt weiter gehen und sagen, dass man durch Theater die Menschen besser versteht und auf die Gesellschaft einfacher eingehen und diese präsentieren kann.

Was versuchen sie mit dem Theater dem Publikum zu vermitteln, was ist ihre Message ?
Yilmaz: Durch Theater kann man jede Message geben, aber dafür muss man die Gesellschaft gut beobachten. Ich denke, dass dem Theater eine wichtige Verantwortung zukommt, gesellschaftliche Probleme aufzuzeigen. Theater hat die Aufgabe, die Gesellschaft zu warnen, weil Theater der Zweig in der Kunst ist, der die aktuellen Geschehnisse in der Epoche gut beobachtet und behandeln kann.
Glauben sie, dass Theater die Integration fördern kann?
Yilmaz: Natürlich! Kulturelle und künstlerische Aktivitäten bringen die Menschen dazu, sich zu entfalten und sich zu öffnen. Theater ist sicherlich eine Möglichkeit, anderen Menschen verschiedene Kulturen näher zu bringen.
Wie ist denn das Interesse von Migranten zu Theater oder anderen kulturellen Angeboten?
Yilmaz: Ich kann nur zu den Türkeistämmigen etwas sagen, da sie den Mittelpunkt meiner Arbeit bilden. Ich finde definitiv, dass es nicht ausreichend ist. Die hier lebenden Jugendlichen gehen an Wochenenden lieber feiern, anstatt etwa zum Theater zu gehen, was ich sehr schade finde.
Seit drei Monaten betreuen sie die Gruppe „Gecekondu“. Gibt es irgendetwas, woran Sie aktuell arbeiten?
Yilmaz: Wir wollen die Medien und herrschende Politik kritisieren. Die Medien spielen eine wichtige Rolle in der Gesellschaft und beeinflussen und lenken sie negativ. Dabei wollen wir auch die Rolle des Staates ans Tageslicht bringen. Mehr verrate ich nicht…

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