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Eine anstrengende, aber aufregende Zeit

Das Festival in der Grugahalle brachte nicht nur viele Familien und Arbeiter zusammen, sondern auch viele Jugendliche. Die Hälfte der Besucher waren junge Arbeiter, Studenten und Schüler, die zusammen kamen, um zu feiern und ihre Forderungen, nach einem gerechten Leben kundzutun. Auch bei den Vorbereitungen haben die Jugendlichen stark mitgewirkt. Hier sind einige Meinungen der Jugendlichen, die aktiv gearbeitet und die zum ersten Mal solch ein Festival besucht haben.

Silan Kücük, Studentin aus Essen
Wie habt ihr euch auf das Festival vorbereitet?
Zunächst muss ich sagen, dass wir seit zwei Monaten mit den Festivalvorbereitungen  angefangen haben. Wir haben am Anfang einige Stadtteile, wo viele Migranten wohnen, plakatiert. Alle unserer Jugendlichen haben Flyer an ihre Freunde gegeben, diese haben wiederum in ihre Bekanntenkreisen Werbung gemacht und so hat sich das Festival in Essen rumgesprochen. Aber es ist nicht nur dabei geblieben. Wir haben in Jugendhäusern und an der Universität Essen mehrmals plakatiert. Ebenfalls haben wir auf dem gesamten Campus Flyer verteilt und die Studenten direkt angesprochen.
In den vergangen Wochen sind wir durch alle Stadtteile zu fünft, manchmal zu zweit und manchmal zu acht losgezogen. Man kann auch sagen, dass diese Vorbereitungen unsere Zusammenarbeit gestärkt haben. Wir waren die letzte Woche, vor dem Festival, alle bis in die Mitternacht auf den Straßen, um so viele Menschen wie möglich zu erreichen. Das lustige und erfreuliche an der  ganzen Arbeit war, dass zwischen unseren Jugendlichen eine Konkurrenz entstanden ist. Alle sprachen von den bisher verkauften Tickets und von den Tickets, die sie noch verkaufen werden. Es war zwar manchmal anstrengend, aber eine aufregende Zeit.

Wie war anfangs die Reaktion der Menschen auf das Festival?
Bei solch einer Veranstaltung, bei solch einem Programm gibt’s eigentlich nicht viel zu beurteilen. Alle Menschen, alle Personen, die wir angesprochen haben, waren begeistert vom Programm. Einige verzogen das Gesicht, wenn sie gesehen haben, dass sie am 18.06. verhindert sind. Ich persönlich habe keine einzige Abneigung von den Leuten gesehen.

Wie ist das Feedback auf das Festival?
Die Leute, die ich auf das Festival angesprochen habe, sagen sofort „Es war sehr schön“ oder „Es war sehr toll“. Drei meiner Freundinnen haben mir versichert, dass sie dieses Jahr an dem Jugendcamp in Döbriach teilnehmen werden. Eine von ihnen hat gesagt, dass sie das Programm, die Atmosphäre und die Gemeinschaft hervorragend fand. Sie war beeindruckt, dass die Menschen an dem Tag bundesweit dort waren. Sie will auch in Zukunft mehr mit uns arbeiten und aktiver werden. Sie sagte, dass sie so viele Menschen kennengelernt hat, dass sie sich sofort als ein Teil von DIDF gefühlt hat.

Wie bewertet ihr es selber?
Ich kann nur sagen, die Mühe, die wir uns gegeben haben, die Erschöpfung der letzten Tage, hat sich auf jeden Fall gelohnt. Als wir am Samstag in der Halle die letzten Vorbereitungen gemacht haben, hofften wir, dass die Teilnahme und der Abend gut werden würden. Ich persönlich war sehr erschöpft und kaputt. Aber trotz dessen war ich aufgeregt. Als das Programm anfing und ich in den Saal ging und mich umschaute, habe ich mir nur eins gedacht „Alles hat sich gelohnt…“  Die Atmosphäre in dem Saal, die Jugend, die durch ihre Slogans nach einem besseren Leben und nach mehr Rechte forderte, das war alles einfach einzigartig. Ich denke, dass dieser Abend unseren Kampf für ein besseres Leben gestärkt und uns an unsere Ideologie noch mehr gebunden hat.

Güner Güngör, Schüler aus Bochum
Wie habt ihr euch auf das Festival vorbereitet?
Wir haben mehrmals die Uni in Bochum plakatiert und dort auch Flyer verteilt. Generell haben wir alle möglichen Jugendlichen auf unser Festival angesprochen. Wir haben überall, wo es ging, Werbung gemacht. Auch im Internet haben wir immer wieder den Flyer veröffentlicht und versucht, die Jugendlichen in unserer Umgebung auf das Festival aufmerksam zu machen. Wir haben Flyer in die Briefkästen geschmissen, in den Siedlungen, wo viele türkeistämmige Jugendliche wohnen. Ich selber habe die Flyer auch immer in meinem Rucksack dabei gehabt, sodass ich die in der Schule jedem geben konnte. Wir haben in der Zeit als Gruppe gearbeitet und das war uns wichtig.

Wie war anfangs die Reaktion der Jugendlichen auf das Festival?
Sofort als die Jugendlichen den Flyer in die Hand bekamen, waren sie von dem Programm begeistert. Sie sagten, dass das Programm super sei. Wir konnten wirklich verschiedene Typen ansprechen, weil das Programm auch so vielseitig war. Jeder konnte irgendetwas finden. Auch haben viele gesagt, dass unser Festival günstiger sei, als andere Festivals. Die Jugendlichen müssen inzwischen für ein 2-stündiges-Programm das Geld bezahlen. Es sind echt für den Preis sehr preiswerte Gäste auf dem Programm gewesen. Was bei vielen gut ankam, war natürlich das Motto. Jeder hat irgendwo eine Migrationsgeschichte und damit hat man immer ein offenes Ohr bei den Jugendlichen gefunden.

Was haben die Besucher hinterher zum Festival gesagt?
Ich hab bis jetzt von meinem Leuten nur positives mitbekommen. Alle fanden das Programm sehr gut und haben sich den ganzen Abend lang amüsiert. Alle kommen und gratulieren uns für die Arbeit und bedanken sich bei uns. Das zeigt mir, dass die wochenlange Arbeit nicht umsonst war.

Wie bewertest du selber das Festival?
Auch ich habe mich sehr amüsiert. Die Atmosphäre war wirklich sehr familiär und man hat sich einfach wohl gefühlt. Das Programm fand ich sehr gut. Mal hat man einfach nur hingehört und über die Kabarettisten gelacht, mal hat man Slogans bei den Rednern gerufen, mal wie bekloppt getanzt und im nächsten Moment melancholische Lieder gesungen. Von Rock bis zu Arbeiterliedern, von Halay bis zu traurigen kurdischen Liedern – alles war dabei. Das Programm war mehrsprachig und so bunt. Auch die Redner fand ich sehr gut. Ich muss sagen, dass ich nicht das ganze Programm mitbekommen habe, weil ich unten im Foyer Aufgaben hatte, aber die Rede der DIDF-Jugend habe ich gehört und fand die sehr gut. Es sind unsere Probleme, von Bildung bis Krise, von Integrationsdebatten bis Arbeitslosigkeit angesprochen worden. Die Moderation hat mir auch sehr gut gefallen. Die haben das ganze sehr unterschiedlich anmoderiert und es hat für Stimmung gesorgt. Dem Publikum wurde wirklich die Möglichkeit gegeben die 50 Jahre zu feiern.

Was war das Besondere für dich?
Das Besondere für mich war unsere Jugendarbeit. Jeder hat seine Aufgaben sowohl auf dem Festival als auch davor erfüllt- und das so selbstlos. Jeder von uns musste mal den kürzeren ziehen und bekam das Programm nicht mit, aber das organisierte Arbeiten und das Gefühl ein Teil so einer großen Organisation zu sein, hat uns alle schon stolz gemacht.

Nadin Polat aus Essen
Also wie ich den Abend fand?
Ich fand, dass es sehr gut war, passend zum Titel ‚ Fest der Solidarität und Freundschaft‘.
Wir hätten auch nicht erwartet dass es so voll sein wird. Doch dann standen wir am Eingang und stellten das Gegenteil fest.
Leider hatten wir Haluk Levent verpasst, aber als wir kamen hatte Fatih Cevikoglu seinen Auftritt und schon fingen wir an, über seine Witze zu lachen. Super Stimmung!
Was ich auch sehr schön fand, war, dass man  Bekannte, Freunde, Leute aus der Uni ganz spontan und unerwartet getroffen hat, die man schon sehr lange nicht gesehen hatte.
So war man mal hier und dort.
Als dann Sevval Sam ihren Auftritt hatte, kam sie schon voller guten Laune und guter Stimmung auf die Bühne. Man sah überall die Leute am Tanzen oder mit ihren Handys Fotos und Videos zu machen.
Von den Reden habe ich, ganz ehrlich, nicht sehr viel mitbekommen, da man dann mal draußen war und sich eine Erfrischung gegönnt hat oder sich unterhalten hatte.
Jetzt fing das Warten auf Aynur Dogan an, leider hatte sich das etwas verzögert. Doch als Fan wartete man trotzdem und war dann auch in den vorderen Reihen.
Ich war auch zum ersten Mal auf einer Veranstaltung von DIDF, und kann nur sagen, dass ich nächstes Mal wieder dabei wäre. Es wurden sehr gute Leute eingeladen, die Lage und Organisation war auch sehr gut, auch wenn sich einiges verzögert hat.

Feyza Türker, Studentin aus Köln
Ich habe das DIDF Fest zum ersten Mal besucht und fand es großartig! Das Programm war sehr informativ, emotional und abwechslungsreich. Ich habe viele Informationen mitgenommen, worüber ich mir bisher noch nicht allzu viele Gedanken gemacht hatte. Der Film über die türkischen Gastarbeiter hat mich vor allem emotional sehr gerührt, da ich mir meine Großeltern vor Augen geführt habe, die die selben Erfahrungen gesammelt haben. Zusammengefasst haben wir gemeinsam, mit mehr als 8000 Menschen,  in die Vergangenheit zurückgeblickt, uns die gegenwärtige Situation der Arbeitsmigranten näher betrachtet und die Entwicklung kritisch hinterfragt. Vielen Dank an die DIDF für diesen tollen informativen Tag! Ich freue mich schon auf das nächste Mal! 🙂

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