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Einschüchterung bei LIDL Lager in Herne geht weiter

Wir hatten über die Drangsalierung im LIDL Lager Herne berichtet. Kämpferische Betriebsräte wurden mit Kündigungen und Klagen überzogen. Einige der Prozesse stehen bald an. Die Einschüchterungsversuche des LIDL-Konzerns (Schwarz Gruppe) gehen weiter. Mehrere Zeitungen berichteten über die Lage bei LIDL Herne. Das motivierte die Kolleg:innen dort und zeigte ihnen auch, dass ihr Protest nicht ungesehen bleibt. Gleichzeitig kratzt das aber auch am Ego der Betriebsleitung in Herne. Der Betriebsleiter versucht über Arbeiter:innen, die er für sich gewonnen hat, die verschiedenen Redaktionen zu erreichen und behauptet es seien Falschmeldungen. Das sind dann meist Arbeiter:innen, die Vorarbeiter:innen sind oder wegen ihrer Treue zum Chef bevorzugt werden. So versucht der Betriebsleiter einen Keil durch die Belegschaft zu treiben.

Arbeiter:innen werden zum Chef zitiert

Der Betriebsleiter zitiert die Beschäftigten, die er als die kämpferischen Betriebsräte betrachtet, zu sich und das ohne jeglichen Grund oder Gesprächsinhalt. „Ich wurde plötzlich zum Chef zitiert. Wir haben nicht wirklich über etwas gesprochen, was ich mit einem Funktionär des Betriebes bereden hätte sollen. Ich hätte die Sachen auch einfach mit dem Vorarbeiter besprechen können. Das war nur um mir zu zeigen, dass ich unter Beobachtung stehe und auch um meine Kolleg:innen einzuschüchtern. Einige weitere wurden hinzitiert. Sowas spricht sich schnell rum im Lager und schüchtert auch sicherlich einige ein. Vor allem kurz vor den Gerichtsterminen will man zeigen, wer das Sagen im Betrieb hat“. So berichtete ein Kollege.

Auf diese Aktion haben die Betriebsräte Zettel verteilt, auf denen nochmal deutlich gemacht wird, dass bei so einem Gespräch auch der Betriebsrat mit hinzukommen darf. „Wenn der Chef uns bei den nächsten drei Treffen neben den Kolleg:innen sieht, sollte dieses Hinzitieren ein Ende finden“, sagt ein BR-Mitglied. „Das Arbeitsklima ist miserabel im Lager. Die Kolleg:innen flüstern mittlerweile mit uns, wenn wir mit ihnen sprechen. Letztens wurde ich von mehreren Personen der Geschäftsleitung auf Schritt und Tritt verfolgt. Sie wollten sehen, wen ich treffe, was ich mache. Das ist kein Zustand mehr, den wir akzeptieren können“.

Die Angriffe nehmen zu, aber der Widerstand auch

Die unterschiedlichen Angriffe der Geschäftsführung nehmen zu. Die Einschüchterungsversuche gegen die Kolleg:innen und BR-Mitglieder nehmen kein Ende. Die Kolleg:innen schauen aber auch nicht tatenlos zu. „Die Mehrheit der Kolleg:innen ist sich der Sache bewusst, dass es nicht nur ein Angriff gegen uns als Betriebsräte ist, sondern ein Angriff gegen uns alle. Wir haben allein in den letzten Jahren viel erreicht. Wir sind einer der einzigen Betriebsräte, die die LIDL Lager Beschäftigten überhaupt haben. Durch unsere Arbeit haben wir einiges im Betrieb verbessert. Arbeitsbedingungen, Schichten, Arbeitszeiten usw. Genau das ist ein Dorn im Auge. Die Geschäftsleitung möchte an unsere erkämpften Rechte. Die aber bekommen sie nicht“, erklärt ein BR-Mitglied. Die Arbeiter:innen vom LIDL-Lager in Herne kommen zusammen, tauschen sich aus und wollen sich nicht erpressen und drangsalieren lassen. Auch rund um den 1. Mai war eine Gelegenheit dazu. Die laufende Unterschriften-Kampagne wird bis Mitte Juni fortgeführt. „Wir kommen regelmäßig zusammen. Wir lassen uns nicht mehr einschüchtern. Wir wollen ein normales Arbeitsklima. Wir wollen uns wieder mit unserer Situation im Betrieb beschäftigen und nicht ständig mit den Drangsalierungen. Wir müssen wieder das Tagesgeschehen kontrollieren und nicht der Betriebsleiter“, sagt ein weiteres BR-Mitglied. „Die Solidarität von außen stärkt uns sehr. Es ist schön zu sehen, dass die Petition schon fast 5000 Menschen unterzeichnet haben, dass Vereine und Gewerkschaften uns unterstützen oder Personen des öffentlichen Lebens, wie Günter Wallraff. Ohne diese Solidarität könnten wir nicht weitermachen“.

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