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EM – Ein Resüme

Ein Monat voller Fahnen, Nationalstolz, Unterhaltung, Wetten und nichts weiter als 22 Männer, die 90 Minuten lang einem gepunkteten Ball hinterher laufen. Für jeden war die Europameisterschaft etwas anderes. Was jedoch jedem aufgefallen sein müsste, waren die unterschiedlichsten Fahnen und Menschenmengen, die plötzlich einer Gruppe angehörten. An sich war der letzte Monat eine bunte und unterhaltsame Zeit. Selbst die, die sich sonst nicht für Fußball interessieren, ließen sich vom Fußballfieber packen.

 

Respect

Dieses Jahr fand die Meisterschaft unter dem Motto „Respect – Unite against Racism“ statt. Ein Sportfest, das in allen Ländern Europas, wenn nicht sogar der Welt, geschaut wird, könnte kein passenderes Motto als dieses gegen Rassismus haben. Denn auch in letzter Zeit sind genügend Ereignisse in der Welt aufgrund rassistischer Ideologien geschehen, so dass es wichtig ist, mit so einem angesehenen Sportereignis ein Zeichen dagegen zu setzen und dem entgegenzuwirken. Schließlich wird Fußball von allen sozialen Schichten, Berufen, Altersgruppen gesehen. Die Frage, ob die Meisterschaft ihrem „Ziel“ gerecht geworden ist, bleibt jedoch offen. Eigentlich waren die Spiele recht ruhig und Fairplay war so weit es ging, groß geschrieben. Weder kam es zu einer roten Karte, noch zu irgendwelchen Streitereien unter den Spielern. Ein vorbildliches Verhalten legten die Spieler in dem Monat dar und wurden dem Motto des Turniers gerecht.

 

Schlechte Verlierer

Ganz so eine antirassistische Arbeit waren diese Spiele jedoch nicht. Denn auch wenn es am Anfang friedlich zuging, änderte sich das Bild der Brüderlichkeit, so bald die großen Mannschaften rausflogen. Aber spätestens als Deutschland gegen Italien verlor, war das überall zu spüren. Über 700 Angriffe auf Italiener fanden in Deutschland an diesem Tag statt. Slogans wie „SS muss her, Deutschland wird wieder erwachen.“ oder auch „Scheiß Pizzafresser, was verstehen die schon von Fußball.“, waren keine Seltenheit. Ganz normale Jugendliche, die tagtäglich mit Italienern zu tun haben, posteten bei Facebook rassistische Sprüche gegen Italiener und seitdem geistern verschiedene Fotos von dem afroamerikanischen Balotelli, der die zwei Tore gegen Deutschland geschossen hat. Auch der türkeistämmige Mesut Özil blieb bei diesem Turnier nicht unverschont. Obwohl er von der FIFA zwei mal zum „Man of the Match“ gewählt wurde, hatten die deutschen Fans etwas an seinen Spielkünsten und an seiner Nationalität auszusetzen. Wobei Özil ein schönes Bindeglied war, denn viele türkeistämmige Fans fieberten mit der deutschen Mannschaft, da sie zum einen Deutschland als ihre Heimat ansehen und zum anderen in ihm doch die Verkörperung der Türkei sehen.

 

Der dritte Titel infolge

Den Titel des Europameisters holten jedoch weder Italien noch Deutschland. Zum dritten Mal aufeinanderfolgend holten die Spanier wieder einen Titel. Was jedoch nach dem Spiel zu sehen war, war ein gemeinsames Miteinander. „Ich freue mich für Spanien, auch wenn wir 4:0 verloren haben. Wir sind Nachbarländer. Jetzt werden wir gemeinsam feiern gehen. Ich wäre echt traurig gewesen, wenn Deutschland gewonnen hätte.“, so ein Jugendlicher, der nach dem Spiel mit einer Italienfahne am Rücken zu den Spaniern läuft. Da entstehen Fragezeichen, woher diese Abneigung kommt. Rein theoretisch gesehen müsste der Junge für Deutschland sein, aber die Unzufriedenheit, die ihn nicht loslässt, lässt er so aus. „Deutschland gewinnt sowieso immer. Ich freue mich, dass die Krisenländer weiter gekommen sind.“, sagt ein türkeistämmiges Mädchen. Beide gönnen Deutschland keinen Sieg, weil sie ihre Unzufriedenheit so äußern wollen.

 

 

Im Dornröschenschlaf

Dass die Europameisterschaft oder auch eine weitere Meisterschaft nicht für irgendwelche Zwecke im Sinne der Bevölkerung ist, sieht man an den Preisen der Spiele und der Gesetze, die in den letzten Jahren während irgendwelcher Spiele erlassen wurden. Es ist die Zeit, in der die Bevölkerung schläft. Ganz Europa bzw. die ganze Welt fällt in einen Dornröschenschlaf und schließt die Augen für einen Monat. Würde die Meisterschaft nicht den Interessen der Politiker dienen, würde es nicht überall so groß geschrieben werden. Fußball ist ein Mittel, das man seit Jahrzehnten benutzt und benutzen wird, Public Viewings sind eine feine Sache, vor allem, weil sie kostenlos sind, aber nicht unbedingt nur im Sinne der Menschen. Selbst bei dem harmlosen öffentlichen Fußballgucken verdienen die kleinsten Gewinner der EM und zwar die Gastronomie Tausende bis Hunderttausende von Euro. Es sind die Fußballer, Manager, Trainer, Sponsoren und viele andere Akteure, die sich eine goldene Nase verdienen. Da fragt man sich, ob Fußball wirklich nur ein Spiel ist oder doch ein Machtspiel, welches sehr gut eingesetzt wird. Eines ist klar, weder der Bauarbeiter, der die Stadien gebaut hat, noch der manipulierte Jugendliche, der seine italienischen Nachbarn geschlagen hat, noch der Italiener, der Hass gegen seinen deutschen Freund entwickelt, verdienen das geringste von der Meisterschaft. Nichtsdestotrotz wird Fußball ein Spaß bleiben, den keine der Seiten sich nehmen lässt.

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