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Endlich Schluss mit Vorurteilen?!

 Pinar Aki

 

„Bewaffnete kriminelle Migranten werden zur Bedrohung für Europas Bürger“ , „Türke Serkan A. schlägt Rentner ins Koma“ , „Türkische Straftäter in die Türkei entlassen“. Mit solchen und ähnlichen vorurteilsvollen Schlagzeilen, sorgten die deutschen Medien jahrelang für eine Vorurteilsbildung in den Köpfen der deutschen Bevölkerung. Diese erzeugten dann dementsprechend Hassgefühle, natürlich gegen Migranten gerichtet, und schufen dem Rassismus somit einen Nährboden. Diesem soll jetzt ein Ende gesetzt werden. Zumindest hoffen die Kriminologen aus Bielefeld und Münster, dies mit ihrem Bericht über ihre, bislang einzigartige, Langzeitstudie “Kriminalität in der modernen Stadt“ bewirken zu können. In ihrer Studie sind sie der Frage, wie sich Jugendkriminalität mit fortschreitendem Alter entwickelt, nachgegangen.

So heißt es in der Studie, Migranten seien nicht häufiger an Gewaltdelikten beteiligt als einheimische Jugendliche.

 

Duisburg: Die Türken-Stadt als Hochburg für Jugendkriminalität

 

Auf Basis einer jährlich wiederholten und anonymen Befragung von rund 3.400 Duisburger Jugendlichen gibt die Untersuchung einen Überblick über den Einfluss von Wertorientierungen, Erziehungsstilen, Freundesgruppen, Gewaltmedien, Migrationshintergrund, Präventionsmöglichkeiten und über die Wirkung strafrechtlicher Sanktionen.

 

In Duisburg zeigen sich bei Gewaltdelikten kaum Unterschiede zwischen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund. Vor allem die Täterraten der türkeistämmigen Jugendlichen, die in Duisburg rund 20 % der Bevölkerung in dieser Altersgruppe ausmachen und stets als eine der „besonderen Problemgruppen“ gelten, liegen für alle Delikte auf insgesamt ähnlichem Niveau wie bei einheimischen Befragten.

 

Wie aus dem Ergebnis der Studie außerdem hervorgeht, stellen Mädchen insgesamt einen weitaus geringeren Anteil an Gewalttätern als Jungen. Insbesondere bei türkeistämmigen Mädchen ist die Täterrate noch geringer als bei deutschen Mädchen. Konkret begehen rund 84 Prozent der Jungen und 69 Prozent der Mädchen bis zum 18. Lebensjahr mindestens einmal eine meist leichte oder mittelschwere Straftat wie Ladendiebstahl. Während die Zahl der Straftaten bis zum Ende des Kindesalters schnell steige, gehe sie bereits mit 15 bis 16 Jahren wieder weitgehend zurück

Vorurteil widerlegt

Zu Beginn der Befragung im Jahr 2002 waren die Jugendlichen durchschnittlich 13 Jahre alt. Bis zum 24. Lebensjahr wurden immer dieselben Jugendlichen zunächst jährlich und ab dem 20. Lebensjahr jedes zweite Jahr befragt. Die Wissenschaftler bekamen Einblicke in das Dunkelfeld der Kriminalität, indem die jungen Menschen über Straftaten berichteten, die in keiner offiziellen Statistik auftauchen, vor allem die der deutschen Jugendlichen. So wie auch die Straftaten deutscher Jugendlichen etwa zehn mal weniger wochenlanges Berichtsthema der Medien waren, als die der Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Zusätzlich werteten sie Daten über Verurteilungen und Verfahrenseinstellungen aus. Zwar stammen die Angaben und Daten der Studie ausschließlich aus Duisburg – die Wissenschaftler sind aber davon überzeugt, dass sich viele Ergebnisse auch auf andere deutsche Großstädte übertragen lassen. „Die aktuellen Befunde widerlegen nicht nur gängige Vorurteile, sondern geben auch der Polizei und Justiz wichtige Hinweise für die Kriminalprävention und den Umgang mit jugendlichen Straftätern“, so das Resümee der Forscher.

 

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