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ERFOLGREICH „GESCHOTTERT“

Ezgi Güyildar

Seit 1995 kommt es zwischen Deutschland und Frankreich sowie England immer zu den sogenannten Castor-Transporten, die von erheblichen Prozessen begleitet werden. Auch der zwölfte Castor-Transport, der am Freitag im französischen La Hague startete, wurde durch viele Protestaktionen immer wieder aufgehalten und um 3 Tage verspätet. Dieses gilt als die größte Aktion in der Anti-Atombewegung. Bei der Großdemonstration zum Auftakt der Proteste gegen den Atommüll-Transport ins Wendland protestierten mehr als 50.000 Menschen gegen die Atompolitik der Bundesregierung. Mit mehr als 400 Bussen waren Tausende Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet zu der Demonstration angereist. Bauern beteiligten sich mit 600 Treckern. Unter dem Motto „Mit Gorleben kommen sie nicht durch – Rote Karte für Atomkraft!“ wurde eine Demonstration von Umweltverbänden und Bürgerinitiativen organisiert und von einem breiten Bündnis unterstützt. Es war die größte Demonstration, die es in der Geschichte des Gorlebens-Widerstands bisher gegeben hat.
Castor-Transport  blockiert
Am  Freitag rollte der zwölfte Castor-Transport von der Wiederaufbereitungsanlage in La Hague in Richtung Gorleben/Niedersachsen, das Zwischenlager für den strahlenden Atommüll im Wendland. Bereits kurz nach seinem Start in Frankreich wurde der Zug am Freitagnachmittag von Atomkraftgegnern aufgehalten. In der Nähe von Caen in der Normandie hatten sich Atomkraftgegner nach Polizeiangaben an die Gleise gekettet. Nach einer mehrstündigen Blockade konnte der Zug am frühen Freitagabend weiterfahren. Auch in Deutschland versuchten Menschen den Transport solange wie möglich zu verhindern. Mehrere Demonstranten blockierten die Wege, ketteten sich an die Schienen und stellten sich quer.
In der Nacht zum Montag war der Transport mit dem hoch radioaktiven Atommüll von der größten Massenblockade aufgehalten worden, die es in der Geschichte des Wendlandes gab: Mehr als 4000 Menschen stürmten die Bahngleise und schliefen dort teilweise auch. Die Polizei räumte die Strecke am Morgen und ging brutal gegen die Demonstranten vor, bevor der Zug Dannenberg erreichte. Am Sonntag sind nach Angaben der Organisatoren rund 1.000 Demonstranten verletzt worden. Die Polizei ging vor allem brutal gegen die Teilnehmer der Aktion „Castor? Schottern!“ vor. Die Zahl der Aktivisten, die Augenverletzungen durch Pfefferspray, Tränen- und CS-Gas erlitten, betrug fast 1000. Zudem sind bei den Demonstranten 16 Brüche, 29 Kopfplatzwunden und drei Gehirnerschütterungen registriert worden. Viele mussten laut Veranstalter sogar ins Krankenhaus gebracht werden, da ihre Verletzungen sehr stark waren.
Moderne Folter: Kesseln bei Minusgraden
Nachdem die Polizei immer wieder Versuche der Atomkraftgegner, auf die Gleise zu kommen, mit Knüppeln, Wasserwerfern und Tränengas zu verhindern versuchte, änderte sie in der Nacht auf Sonntag ihre Strategie und kesselte die Demonstranten ein. Die von den Gleisen weggetragenen Demonstranten wurden unter Polizeigewahrsam genommen und über Nacht im Kessel behalten. Als am Montagmorgen die Demonstranten freigelassen wurden, gab es nicht Wenige, die unterkühlt waren. Jedoch wurde der Transport so lange aufgehalten, wie noch nie. Als die elf Behälter mit hochradioaktivem Abfall für die letzten 20 Kilometer vom Zug auf LKW`s umgeladen wurden, mussten die LKW-Fahrer per Hubschrauber eingeflogen werden, da alle Zufahrtsstrassen von Castor-Gegnern blockiert waren. Aktionen wie eine Pyramidenblockade aus Beton zu errichten und Bauern die sich mitten auf der Strasse an Traktoren anketteten, verzögerten den Transport. Die Castor-Behälter erreichten ihr Ziel erst am Dienstag. Auch wenn der Transport nicht verhindert werden konnte, setzten die Demonstranten ein Zeichen gegen die Atom- und Umweltpolitik der Bundesrepublik. Trotz 20.000 Polizisten, die an diesen Einsätzen beteiligt waren, konnte der Transport um mehrere Tage verhindert werden. Die Vorgehensweise der Polizei  wird stark kritisiert.

Die Strahlungen töten

Befürworter der Atomkraft sagen, dass bei dieser Art der Energiegewinnung kaum Gefährliches CO2 ausgestoßen wird. Jedoch bergen die Kernkraftwerke ganz andere Gefahren. Eine der grössten Katastrophen in der Menschheitsgeschichte passierte in Tschernobyl,  unter dessen Auswirkungen die Bevölkerung dort nach 24 Jahren immer noch leidet. Es starben zahlreiche Menschen sofort, viele erkrankten schwer und selbst heute kennt man das tatsächliche Ausmaß dieser Katastrophe nicht. Man nimmt an, dass hunderttause Menschen an der Strahlenverseuchung erkrankten und erkranken, gestorben sind oder noch sterben werden. Die Folgeschäden dieser Strahlenverseuchung sind Krebserkrankungen, Missbildungen von ungeborenen Kindern, genetische Schädigungen und viel andere noch unbekannte Krankheiten.
Selbst geringste Mengen sind extrem schädlich für die Umwelt und die Gesundheit. In vielen Regionen nahe von Atomkraftwerken wurde eine hohe Rate an Krebserkrankungen festgestellt. Auch in der Gegend um das Kernkraftwerk Krümmel (Hamburg) ist von Leukämiehäufungen die Rede.
Auch die „Wiederaufbearbeitungsanlagen“ sind nicht ungefährlich. In der Nähe der Anlage in Sellafield/England wurde eine überdurchschnittlich Hohe Rate an Leukämieerkrankungen bei Kindern und Senioren festgestellt. In dieser Anlage soll über einen längeren Zeitraum unkontrolliert Radioaktivität ausgetreten sein.

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