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Es lebe die Einheit, Solidarität und der Kampf der Arbeiter

İhsan ÇARALAN

Auf der ganzen Welt wurde der 1. Mai, der internationale Tag der Einheit, Solidarität und des Kampfes der Arbeiterklasse gefeiert. Auf der ganzen Welt drückten die Arbeiter ihre Wut gegen den Kapitalismus und die Ausbeutung aus. Und in unserem Land sahen wir, welche besonderen Merkmale den 1. Mai kennzeichneten. Diese Besonderheiten, die sich bereits im Vorfeld und bei den Vorbereitungen herauskristallisiert hatten, kann man wie folgt zusammenfassen:

Vor allem sahen wir, dass der 1. Mai 2015 anders als in den früheren Jahren dem Motto getreu dem Motto „der 1. Mai ist überall“ sehr verbreitet gefeiert wurde. Außer den zentralen Maifeiern wurde in vielen Arbeitervierteln und Industrieregionen gefeiert. In vielen Fällen wurden zunächst lokale Demonstrationen und Kundgebungen durchgeführt, an deren Anschluss die Teilnehmer sich auf den Weg zu den zentralen Feiern begaben.

Die zweite Besonderheit des 1. Mai 2015 lag darin, dass in den Fällen, in denen betriebliche Kämpfe und die Forderungen der Arbeiter im Mittelpunkt standen, die Arbeiter selbst die Initiative ergriffen hatten. Die Textilarbeiter in Istanbul, die Lederarbeiter in Tuzla, die Arbeiter in den Industriegebieten von Gebze, Cigli und Aliaga zeigten hier den Weg, der auch in Zukunft eingeschlagen werden muss. Kurzum: wenn ein Kampf geführt wird, besteht auch die Möglichkeit, den 1. Mai seinem Wesen entsprechend zu feiern.

Und Istanbul…
In Istanbul waren die Bedingungen für die größte Mai-Feier gegeben. Man versuchte jedoch, diese Feier mit Tränengas, Wasserwerfern, Schlagstöcken und Polizeigewalt zu verhindern. Nicht nur der Taksim-Platz wurde belagert. Es wurde ein viel größeres Gebiet abgesperrt. Die Stadt ähnelte in weiten Teilen einer Geisterstadt und bot ein Bild, das wir aus der Zeit der Militärjunta mit den Ausgangssperren kennen. Trotzdem versuchten die Arbeiter, den 1. Mai zu feiern und schafften es auch. Sie zeigten auch den Weg, wie man das Verbot der Feiern auf dem Taksim-Platz ins Leere laufen lassen kann.

Die großen Gewerkschaftsdachverbände Türk-Is und Hak-Is sowie Memur-Sen ergriffen die Flucht in andere Städte und führten ihre zentralen Feiern in Zonguldak bzw. Konya durch. DISK und KESK beharrten auf ihrer Forderung nach Feiern auf dem Taksim-Platz. Trotzdem gingen die lokalen Vertretungen einen anderen Weg. In vielen Industrieregionen entschieden sie sich für gemeinsame Aktionen und nicht für unterschiedliche Kundgebungsorte. Sie machten deutlich, dass es möglich ist, die Arbeiter zusammenzuführen und den 1. Mai gemeinsam zu feiern. Diese Erfahrung bietet und wichtige Lehren für die nächsten Jahre.

Es bleibt zu hoffen, dass die Führungen von DISK, KESK, TMMOB, TTB diese Lehren auch ziehen. Sie müssen erkennen, dass die Regierung das Beharren auf dem Taksim-Platz ausnutzt, um das Zusammengehen der Arbeiter zu verhindern. Sie müssen auch erkennen, dass man das Taksim-Verbot überwinden kann, wenn man einen Kampf organisiert, der die Massen von Arbeitern und Werktätigen umfasst. Nur wenn das erkannt wird, gewinnt die Frage, wie man den 1. Mai seinem Wesen entsprechend feiern kann, eine größere Bedeutung, als die Frage, wo man ihn feiert.
Am 1. Mai 2015 feierten die Arbeiter trotz der Polizeigewalt und der Provokationen der Regierung, trotz der Spaltungsversuche der Gewerkschaftsbürokratien mit Massendemonstrationen. Aus ihren Betrieben und Stadtteilen strömten sie zu den Kundgebungsorten.

 

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