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Es war ihre Courage und nicht ihre Herkunft, die sie so handeln lies…

tugce

Seit mehreren Wochen geht in Deutschland eine Welle der Anteilnahme herum. Anteilnahme am Schicksal von Tugce Albayrak. Einer jungen Frau, die selbstlos anderen helfen wollte, dafür sterben musste und allen zeigte, dass es so etwas, wie Zivilcourage, tatsächlich gibt.

In der Nacht des 15. November feierten Tugce und ihre Freundinnen den Geburtstag ihrer Freundin Alma in einem Club in Offenbach am Main. Wie viele andere Jugendliche, wollten sie nach dem Clubbesuch um 3.30 Uhr morgens noch etwas beim hiesigen McDonald’s essen. Als die neun jungen Frauen gerade am Tisch saßen hörten sie von unten, wo sich die Toiletten befinden, Hilferufe. Tugce rannte herunter und fand dort zwei junge Mädchen im Alter zwischen 13 und 15 Jahren. Diese waren in eine Ecke gedrängt und wurden dort von mehreren jungen Männern bedrängt. Tugce schrie den Männern zu, die Mädchen in Ruhe zu lassen. Einige andere Gäste kamen auch herunter, die Situation löste sich auf und die Männer verließen den McDonald’s. Diese mutige Tat sollte Tugce einen hohen Preis kosten. Etwa eine Stunde später  gingen Tugce und ihre Freundinnen aus dem McDonald`s. Jedoch kamen die Männer mit Verstärkung zurück und beschimpften Tugce und ihre Freundinnen durch die Fensterscheibe. Diese gingen heraus. Es kam zum Streit. Das Überwachungsvideo zeigte daraufhin, wie ein 18-Jähriger Tugce gegen die Schläfe schlug. Sie fiel um und prallte mit dem Kopf auf den Boden. Der genaue Tathergang ist bis heute noch nicht ganz geklärt. Der Täter schweigt und die beiden Mädchen, die mit ihrer Zeugenaussage Klarheit schaffen könnten, sind nicht auffindbar und haben sich bisher noch nicht gemeldet.

Tugce fiel ins Koma. Daraufhin folgte die Welle der Anteilnahme. Zehntausende zeigten bereits auf Facebook und anderen sozialen Netzwerken ihre Bewunderung für Tugce und die Trauer und das Beileid für die Familien. Am Mittwoch, den 26. November, wurde Tugce dann von ihren Ärzten für Hirntot erklärt. Für die Eltern ein unvorstellbar schwieriger Tag. Schließlich entschlossen sie sich die Lebenserhaltenden Maschinen am Freitag, den 28. November, Tugces 23. Geburtstag, abzuschalten und ihre Organe zu spenden. Mehrere tausend Menschen kamen nach Offenbach, versammelten sich vor der Klinik und zündeten eine Kerze für die Lehramtsstudentin an. Auch in anderen Großstädten gab es Kundgebungen und Mahnwachen.

Über 100 000 Menschen haben in einer Online-Petition gefordert, dass Tugce das Bundesverdienstkreuz bekommt. Bundespräsident Gauck „prüfe“ das gerade. Doch was macht Tugces Fall so besonders? Warum trauern tausende Menschen, die sie gar nicht kannten, um die junge Studentin? Weil sie den Mut und den Anstand gezeigt hat, wo viele Leute weggesehen hätten. Zwar wird Zivilcourage stets propagiert, doch die wenigsten hätten das getan, was sie getan hat. Gerade, dass eine junge Frau, die dem Täter eindeutig körperlich unterlegen war, so couragiert handelte, macht den Fall umso besonders. Es gibt auch einige Seiten, die die Herkunft Tugces und ihres Täters in den Vordergrund rücken. Tugce, als perfekt angepasstes Integrationswunder, der Täter, als krimineller, arbeitsloser Ausländer. Beide auf ihre Herkunft zu reduzieren und sie in Schubladen zu stecken, ist, wegen Tugces Mut, mehr als unangemessen. Schließlich war es ihre Courage und nicht ihre Herkunft, die sie so handeln lies.

Alev Bahadir

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