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Frankfurt bleibt nazifrei

Dogus Ali Birdal
Ein Jahr lang, jeden Montag eine Kundgebung, versprach Pegida Frankfurt. Dieses Versprechen versagte bereits im ersten Quartal des Jahres. Blicken wir einmal auf den Anfang des Jahres: Ende Januar haben wir Pegida in Frankfurt mit einer Übermacht von Gegendemonstranten empfangen. 10.000 Menschen versammelten sich auf dem Römerberg unter dem Motto „Freiheit, Gleichheit, Geschwisterlichkeit“, während weitere 4.000-5.0000 Gegendemonstranten die 100 Pegida-Demonstranten in der Innenstadt in ihrem „Käfig“ festhielten. Dass Pegida Frankfurt hier nicht willkommen ist, zeigten wir ihnen lautstark mit einem Pfeifkonzert und Slogans wie “Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda”.
Organisatorin Heidi Mund distanziert sich einerseits von Faschismus und Neo-Nazis, wird andererseits unterstützt von Stefan Jagsch, Vorsitzender der hessischen NPD. Die offensichtliche Verbindung der „Volksbewegung“ und der rechtsextremen Szene verärgerte uns Gegendemonstranten noch mehr. Die Stimmung war leidenschaftlich-antifaschistisch. Jeder war sich einig: „Wir wollen keine Faschisten in unserer Stadt“.
Man musste übrigens kein Hellseher sein, um zu wissen, dass die Genehmigung für Munds Versammlungen viele Verletzte fordern und den Montagsverkehr in Frankfurt lahmlegen würde. Superchristin Mund, die übrigens auch als Rednerin bei „Kagida“ in Kassel und bei der Demonstration von „Hooligans gegen Salafisten“ in Hannover aufgetreten ist, erkennt man überall an ihrem Markenzeichen – einer riesigen Deutschlandfahne um ihre Schultern. An den folgenden Montagen war die Stimmung wieder sehr hitzig, jedoch verloren beide Seiten an Anhängern. Während es auf unserer Seite nur noch rund 2500 Gegendemonstranten waren, waren im “Pegidakäfig” nur ugefähr 70 Jünger von Heidi Mund. Die Polizei beschützte die Faschisten wieder einmal um jeden Preis, drohte schon an, härter gegen Eierwerfer vorzugehen. Heidi Mund ihrerseits setzte alles daran, die Gegendemonstranten über ihre laute Anlage zu provozieren. Sie bezeichnete alle, die hinter der Absperrung standen als “Linksfaschisten” und sie selbst seien keine Nazis, da sie mehrere Staatsbürger und Fahnen westeuropäischer Länder in ihren Reihen hätten und sogar eine Israel Fahne. Sie schrien im Chor “wir sind das Volk!”, sangen die deutsche Nationalhymne und hetzten gegen Muslime und Andersgläubige.
Gegendemonstranten ließen sich davon nicht klein kriegen. Trotzdem war es kaum zu fassen, dass 70 Jahre nach Kriegsende und der Befreiung vom Faschismus wieder Faschisten auf die Straße gehen und das sogar legal unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit, jeden Montag und mit Polizeieskorte. Ein Eierwurf gilt aber schon als Landesfriedensbruch?
Die sechste Pegida-Kundgebung mit dem Gastauftritt des Rechtspopulisten Michael Stürzenberger eskalierte, als Pegida-Anhänger durch die Innenstadt laufen wollten. Die Pegida-Gegner versuchten zu blockieren, doch die Polizei ging rigoros gegen jeden vor, der sich dem Pegida-Marsch in den Weg zu stellen wagte. Mit Pfefferspray und Schlagstöcken schlugen sie ihnen den Weg frei, viele Gegendemonstranten wurden dabei verletzt, der Personenverkehr kam fast vollständig zum Erliegen. Schließlich schaffte es die Frankfurter Polizei, den Pegida-Marsch bis zum Willy-Brandt-Platz zu führen und dort die Pegida-Anhänger einzeln aus der Stadt zu eskortieren. Die Pegida-Führung mit Lutz Bachmann äußerte über Facebook ihren Unmut über diese Situation und kündigte an, dass sich Pegida vorerst aus Frankfurt zurückziehen werde.
Daraufhin gründete Heidi Mund, die noch eine Woche zuvor “Pegida!, Pegida!” rief, die “Freien Bürger für Deutschland”, unterstützt von ihrem Ehemann Mathias Mund und Michael Stürzenberger. Ihre Anhängerschaft zählte bei der nächsten Mahnwache nur noch rund 30 Personen, die ein Blockupy-Verbot und eine Reaktion seitens der Stadt gegen die “Linksfaschisten” forderten. Auch wenn es nur noch 30 Anhänger waren, es waren trotzdem 30 Faschisten, die mitten in Frankfurt hetzten.
In der folgenden Kundgebung provozierte Michael Stürzenberger, indem er in die Nähe der Gegendemonstranten kam. Zwei Gegendemonstranten sprangen über die Absperrung, die Polizei setzte sofort Pfefferspray gegen alles und jeden in der Umgebung ein. Damit war es der Polizei aber nicht genug. Sie kamen selbst vor die Absperrung, griffen die Gegendemonstranten mit Schlagstöcken und Pfefferspray an und nahmen mehrere Personen fest, die einfach mal “im Weg standen”. Sie traten, beleidigten und schlugen in Gruppen auf einzelne Personen ein, ohne einen ersichtlichen Grund. Gegen Ende der Kundgebung war die Stimmung immer noch aufgeheizt und Heidi Mund drohte: “Wir kommen wieder!”. Die Reaktion der Gegendemonstranten war klar:”Wir auch!”.

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