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Frankfurter Jugend: „Ostend bleibt stabil!“

Unser Jugend und Kulturverein e.V. ist seit 2007 im Frankfurter Stadtteil Ostend ansässig. Als Frankfurter Jugendgruppe kommen wir wöchentlich in unseren Vereinsräumen zusammen. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, benachteiligte Jugendliche bei ihren Alltagsproblemen zu unterstützen, sei es in der Schule oder im Privatleben, wobei der Schwerpunkt bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund liegt.

Dass der Ostend inmitten der Frankfurter Innenstadt liegt, hat viele Vorteile für unsere Jugendarbeit.  So konnten bisher täglich zahlreiche Schüler und Studenten aus dem Stadtteil und Umgebung unseren kostenfreien pädagogischen Mittagstisch nutzen. In Zeiten, in denen eine Nachhilfestunde mehr kostet als ein Fernseher, bildete unser Angebot die Alternative für Jugendliche aus allen Schichten. Auch kulturelle Aktivitäten und Informationsabende wurden gerne von all denen besucht, die eine Abwechslung von dem konsumgesteuerten Mainstream-Verhalten wollten. In diesem Sinne haben wir bisher dutzende internationale Abende, Diskussionsrunden, Literaturkreise, Filmabende und Turniere veranstaltet.

Doch das alles könnte sich bald ändern, denn nun droht uns der Verlust unserer Vereinsräume.

Seit einem Vermieterwechsel im letzten Jahr versucht man uns permanent aus dem Ostend zu vertreiben. Mit Hinhaltetaktiken und leeren Versprechungen wollte die Zoo-Passage-KG, unser Vermieter, uns bei Laune halten, nur um uns hinterher eine außerordentliche Kündigung zu servieren.

Dieses Vorgehen ist derzeit im Ostend kein Einzelfall. Neben unserer Jugend sind auch viele andere Mieter des Stadtteils betroffen. Wie alle anderen zentral gelegenen Stadtteile erlebt der Ostend nämlich eine Gentrifizierung:

Seit die Europäische Zentralbank (EZB) in den Ostend gezogen ist, wird mit allen Mitteln versucht, den mit Sozialwohnungen übersäten Stadtteil „aufzupolieren“. So werden systematisch Kündigungen verteilt, massenhaft renoviert und hochwertige Wohnungen gebaut, um ein reicheres Klientel anzulocken. Die Zoopassage ist jedoch groß genug und es wäre ein leichtes, uns dort unterzubringen. Die Zoo-Passage KG will uns diese aber nicht mehr vermieten. Gemeinnützige Vereine wie unserer gehören eben nicht in eine aufstrebende Luxuslandschaft, wenn es doch viel lukrativere Mieter wie ein Rossmann oder eine Fastfood-Kette gibt.

Dazu passendes Zitat von Herrn Sträter (Vertreter der Vermieter): „In ein zwei Jahren kann ich diese Räume für den doppelt-dreifachen Betrag vermieten, weil sich hier im Stadtteil einiges verändern wird.

Zum Jahresende steht nun also die offizielle Räumung des Vereins an. Wir sehen die Kündigung als unbegründet und offensichtliche Verdrängungstaktik und nehmen sie daher nicht hin! Soziale Arbeit und Gemeinnützigkeit bleiben aufgrund purer Profitgier auf der Strecke. Wir sind mit unserer Arbeit fest im Ostend verankert und kämpfen daher um unseren Fortbestand. Mit Pressemitteilungen und Infoständen im Ostend versuchen wir, die Öffentlichkeit auf unsere Situation aufmerksam zu machen. Zurzeit besuchen wir daher Ortsbeiratssitzungen, kontaktieren öffentliche Ämter wie etwa das Amt für multikulturelle Angelegenheiten (AmkA) und bringen unser Anliegen vor das Stadtparlament, dem Frankfurter Römer.

Es ist höchste Zeit, die Machenschaften, die unter dem Deckmantel der Gentrifizierung stattfinden,  aufzudecken. Wenn die Zoo-Passage geplant hat, uns klammheimlich von der Bildfläche verschwinden zu lassen, dann haben sie weit gefehlt. Wir haben erst begonnen und werden  weiterhin um unseren Platz im Ostend kämpfen, denn wir lassen uns nicht verdrängen!

 

Aylin Melis Ayyildiz

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