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Fußball und Gewalt -mal von der anderen Seite

Am Rande des Halbfinalspiels des Confederations Cups in Brasilien kam es bei Protesten erneut zu Straßenschlachten mit der Polizei. Das Land, welches immer mit Fußball und des Samba in Erinnerung gerufen wurde, wird jetzt durch Massendemonstrationen dominiert. Im Augenblick zeigt sich, dass es viel wichtiger ist, die politischen Probleme zu lösen, als Fussball zu schauen. Die Unzufriedenheit über die soziale Lage steigt in der Bevölkerung. 2014 wird in Brasilien die Fußballweltmeisterschaft statt finden. Aus diesem Grund werden in den 12 die Stadien saniert und verschönert. Brasilien ist ein wachsendes Land, doch die Abhängigkeit vom Internationalen Währungsfonds und imperialistischen Staaten zwingen das Land, eine neoliberale Politik auszuüben. Die sozialen Rahmenbedingungen liessen die Menschen zu Massenprotestierenden werden. Für breite Unzufriedenheit sorgen Klientelismus und Korruption in Wirtschaft und Politik, bis in die PT (Arbeiterpartei) hinein, sowie die Misere bei Gesundheit, Bildung und Wohnmöglichkeiten. Vom Staat gibt es hier keine Unterstützung.

Zukunft statt Fussball

Zwar bringt die WM in erster Linie Arbeitsplätze. Infrastruktur und Stadien müssen gebaut werden und der Tourismus wird angekurbelt. Millionen von Sportfans werden nach Brasilien strömen, doch was bringt die WM dem einfachen Bürger? Nur die besseren Schichten können sich die Karten kaufen. Zwar gibt es erst einmal Arbeitsplätze für die Erbauung von Stadien, Infrastruktur etc. aber langfristig hilft es dem Bürger nicht, seinen Lebensstandard zu verbessern. Denn was bringt einem Bürger ein Fußballstadion nach der WM? Das gleiche Spiel wurde bereits bei der letzten EM in Polen und in der Ukraine gespielt.

Die brasilianische Regierung wollte die entstanden Mehrkosten für die WM auch noch von der Bevölkerung zahlen lassen, in dem sie die Fahrpreise für die öffentlichen Verkehrsmittel erhöhte. Hinzu kommt, dass durch die Sanierungen, die Mieten und Grundstückspreise der umliegenden Bezirke in die Höhe schossen. Dies führte letztendlich zu friedlichen Protesten, die die Polizei mit massiver Gewalt zerschlug. Doch ebenso wie in der Türkei breiteten sich die Proteste, wegen der massiven Polizeigewalt wie ein Lauffeuer aus, sodass inzwischen die Proteste erste Wirkung zeigen und die Preise für die öffentlichen Verkehrsmittel gesenkt werden. Das reicht jedoch nicht.

Mehr als nur “Gegen Fahrpreiserhöhung”

Inzwischen richten sich die Proteste nicht nur gegen die Preiserhöhungen, sondern auch gegen das marode Bildungs- und Gesundheitssytem – und dies mit Erfolg, obwohl die Polícia Militar (PM) – eine militärisch organisierte Polizeieinheit zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung – mit großer Brutalität vor ging und zahlreiche Menschen, darunter Presseleute, teilweise schwer verletzte.

Zwar kündigte die Regierung an, über die Einberufung einer außerordentlichen Verfassungsversammlung zur Beratung einer Politikreform eine Volksabstimmung durchzuführen. Das Ziel soll es sein, mehr Stellen im Gesundheitssystem zu schaffen und Ärzte aus dem Ausland sollen engagiert werden (6000 kubanische Ärzte sind bereits vor Ort),um die ärmere Bevölkerungsschichten besser zu betreuen und die gesamten Einnahmen aus Ölförderlizenzen in das Bildungswesen zu investieren. Jedoch setzt Rousseff mit den angekündigten Reformen nur ihre bisherige Politik fort. Das ist also eher ein Marketingversuch der Regierung als tatsächliche Neuerung. Solange sich die Lebensbedingungen der Menschen nicht verändern, werden diese immer wieder auf die Strassen gehen.

 

Sinan Beden

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