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„Gemeinsames Lernen“ nur ein leeres Wort

Nach einer neuen Studie ist jeder vierte Schüler mit einer Behinderung auf einer Regelschule. „Weiter so!“ könnte man meinen, aber wenn man sich die Realität anguckt, sieht man, dass das nichts heißt.

Seit 2009 ist die UN-Behindertenrechtskonvention hierzulande in Kraft getreten und seither ist „Inklusion“ zumindest in Worten gängige Praxis: Gemeinsamer Unterricht von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Handicap findet formal statt. Die UN-Konvention gibt allen Schülern das Recht auf einen gemeinsamen Unterricht, jedoch sieht die Lage nach 5 Jahren beschämend aus. Das Konzept ist immer noch nicht an deutschen Schulen angekommen und zudem der Begriff „Inklusion“ auch nicht im Sprachgebrauch, nicht einmal an Förderschulen.

Wie ernst diese Sache tatsächlich, auch von Seiten der Politik genommen wird, sehen wir in jedem Bundesland: In keinem ist ein rechtlicher Rahmen entwickelt worden, wonach ein „inklusives Bildungssystem“ aufgebaut werden könnte oder gar finanziert würde. Es ist momentan zwar in allen Bundesländern möglich, das gemeinsame Beschulen, aber mit großen Einschränkungen und Vorbehalten und leider nicht wie in der UN-Konvention geplant.

Es werden immer mehr Förderbedürftige

Im vergangenen Schuljahr 2012/13 gab es 495.000 Schüler mit einem sonderpädagogischem Förderbedarf und davon wurden 140.000 in allgemeinbildenden Schulen beschult. Der Rest, also ein ziemlich großer Teil von ca. 72 %, besuchte weiterhin eine Förderschule. Zunächst könnte man aber von einem Erfolg sprechen, da verglichen mit dem Schuljahr 2008/09 der prozentuale Anteil von Schülern mit Förderbedarf an Regelschulen von ca. 18 auf 28% gestiegen ist. Jedoch: im gleichen Zeitraum ist der Anteil an Schülern an den Förderschulen fast gleich geblieben sind (2008/09: 4,9 %; 2012/13: 4,8 %). Dies liegt an dem Anstieg der Förderquoten. Heute wird bei mehr Kindern beispielsweise eine Lern-, Sprach- oder Sozialstörung diagnostiziert und diese Schüler bleiben zumeist weiterhin an einer Regelschule. So steigt der Anteil förderbedürftiger Schüler an Regelschulen, nicht durch eine inklusive Beschulung, indem Förderschüler von einer Förderschule wieder auf eine Regelschule wechseln. Und das ist keine Inklusion. Denn diese wäre messbar oder erkennbar, wenn die Zahl der Schüler an Förderschulen sinken würde. Dann könnte man auch von einem kleinen Erfolg reden.

 

Suphi Sert

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