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Google Street View watching you

Wollten Sie schon immer einmal wissen, was sich in den Straßen von Berlin abspielt? Und hatten Sie jemals Interesse daran, Ihre eigene Hausfassade mal im Internet zu bewundern? Noch dieses Jahr im Herbst wird dies per Mausklick ermöglicht werden. Denn dann wird der amerikanische Internet-Konzern Google seinen Onlinekartendienst „Street View“ in Deutschland herausbringen. Google Street View funktioniert im Grunde relativ simpel: Ein Kamerateam fährt durch die Straßen Deutschlands 20 größter Städte und erfasst dabei Häuser und Straßenzüge, um die Bilder hinterher in 3D-Form ins Netz zu stellen. Google bietet dem neugierigen User auf diese Weise einen virtuellen Rundgang durch die Städte an. Das ganze erfolgt zunächst ohne Zustimmung der gefilmten Personen, Gesichter sollen nach Angaben des Konzerns durch Verpixelung unkenntlich gemacht werden.
Doch so spannend sich das Vorhaben auch anhört, so erschreckend ist dessen Bedeutung für die Datensicherheit der Bürger. Das Bedenken, dass im Vorfeld keine Erlaubnis der betroffenen Personen eingeholt wird, räumt Google  mit einem Widerrufsrecht  mit einer Frist von 4 Wochen aus dem Weg.
Doch ist diese Frist völlig unzureichend. Die Linke bezeichnete es als „skandalös, dass es für den Widerspruch nur eine Frist von vier Wochen“ gebe. Google müsse die Persönlichkeitsrechte „immer und zu jeder Zeit“ respektieren.
Nachdem sich Politiker und Datenschützer öffentlich gegen Google Street View ausgesprochen haben, versucht Google nun mit einem Online-Formular zu beschwichtigen, mit dem man ebenfalls Widerspruch gegen die Filmaufnahmen einlegen könne. In der Tat kann ein Online-Formular jedoch einen derartigen Eingriff in die Privatrechte der Bevölkerung nicht kompensieren.
Google Street View ist lange kein Einzelfall mehr. Von Zeit zu Zeit erreichen immer mehr Nachrichten  die Oberfläche, die viel zu lange im verborgen gewesen sind.  Videoüberwachung am Arbeitsplatz, Kameras an öffentlichen Plätzen, das ganze Facebook-Datenschutz-Desaster, um nur einige dieser Hiobsbotschaften zu nennen. Die Überwachung ist allgegenwärtig und findet schon seit geraumer Zeit statt. Monopole wie Google und Facebook nutzen selbst die intimsten Informationen der Verbraucher, um diese dann zu analysieren und so zu verwerten, dass sie möglichst mehr Profit rausschlagen können. Der Kapitalismus zeigt sein wahres Gesicht.  Während die freie Martkwirtschaft in den Himmel gelobt wurde, hat man gleichzeitig massiv in die Privatsphäre der Bürger eingewirkt. „Der gläserne Mensch“ wird immer erkennbarer. Es geht aber schon lange nicht mehr darum den Einzelnen zu erfassen, sondern alles was in Bewegung ist, sowohl politisch und systemkritisch wie auch sozial- und konsumverhalten der Massen usw. festzuhalten. Wer sagt es ist weithergeholt darin Vorbereitungsmaßnahmen zu sehen, sollte sich die anfänglichen Diskussionen vor Jahren wegen Überwachungsvorhaben zur Erinnerung rufen. Nun zeichnet sich deutlich ab, wie weit der Kapitalismus von Freiheit tatsächlich entfernt ist.

Der Konzern „Google“

Die Anfänge des Konzerngiganten „Google“ gehen auf das Jahr 1995 zurück. Die heute größte „Internetkrake“ wurde damals von den Studenten Larry Page und Sergey Brin gegründet. In den Jahren 1998 und 1999 wurde mithilfe einer millionenschweren Finanzspritze privater Investoren, das Unternehmen „Google Inc.“ gegründet. Im Jahr 2000 war Google offiziell weltweit die größte Suchmaschine. Der Börsengang des gigantischen Konzerns erfolgte schließlich im Jahr 2004. In den vergangenen zehn Jahr nahm die Kapital- und Machtkonzentration von Google auf dem Suchmaschinen- und Internetwerbemarkt weiter zu.  Mit einem Anteil von weltweit mehr als der Hälfte aller abgewickelten Suchanfragen nimmt Google eine gigantische Monopolstellung unter den Suchmaschinen ein. Bei Suchmaschinenanfragen in Deutschland besitzt Google bereits einen Marktanteil von 83 bis 90 Prozent. Sein Börsenwert beläuft sich heute mehr auf mehr als 110 Milliarden (!) US-Dollar.

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