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Häkeln, Stricken und Malen gegen Gewalt an Frauen

In Preungesheim haben sich Frauengruppen kreativ an der 2021 im Rhein-Sieg-Kreis initiierten Aktion „Orange Bänke gegen Gewalt an Frauen“ beteiligt, um mehr Aufmerksamkeit für dieses wichtige Thema an 365 Tagen im Jahr und eine permanente Erinnerung daran, dass Gewalt gegen Frauen mitten in unserer Gesellschaft verübt wird, zu schaffen.

Melis Ayyildiz

Der 25. November ist der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Seit Monaten haben die Kreativkurse in Preungesheim und Ginnheim vom Migrantinnen Verein Frankfurt e.V. unter der Leitung von Fatma Yesil auf diesen Tag hingearbeitet. Sie haben gehäkelt, gestrickt, genäht und gestickt. Sie wollten im Frankfurter Stadtteil Preungesheim ein Zeichen setzen und dieses zu oft totgeschwiegene Thema aus der Dunkelheit in die Öffentlichkeit tragen. Dafür hatten sie geplant, im Rahmen der Kampagne #orangebankgegengewalt eine Bank mitten in Preungesheim mit einer orangenen Patchwork Decke zu überziehen, die in 10 verschiedenen Sprachen den Slogan “Stoppt die Gewalt an Frauen” ziert. Außerdem sollte das Hilfetelefon 116 016 groß auf der Bank zu lesen sein. Die Kreativkurse haben auch etwa 200 orangene Armbänder gehäkelt, um sie am Aktionstag zu verteilen. Alles war in orange im Rahmen der Kampagne “Orange Day” unter gemeinsamer Organisation und Unterstützung von der Diakonie Frankfurt und Offenbach sowie von der Künstlerin Luise Ehrenwerth vom Fliegenden Künstlerzimmer, die mit den Frauen gemeinsam die Decke für die Bank erstellt hat.

Der Migrantinnen Verein entschied sich in der Preungesheimer Gruppe für das Projekt der orangenen Bank. Andere lokale Kreativkurse wie der Nähkurs und das Schmuckcafé haben den Tag auch mit ihren Beiträgen unterstützt, unter anderem mit selbst genähten orangenen Haargummis, bestickt mit dem Hilfetelefon. Am 18. November war es dann so weit. In großer Teilnehmerzahl versammelten sie sich in Preungesheim, um die Bank zu präsentieren und auf den Tag gegen Gewalt an Frauen aufmerksam zu machen. Der Frauenchor vom Migrantinnen Verein trat auf und untermalte mit Liedern über Frieden, Liebe und Solidarität den gesamten Abend.

Die Gewalt an Frauen und Mädchen hat stark zugenommen. Jeden zweiten Tag wird eine Frau durch die Hand ihres Partners oder Expartners getötet. Häusliche Gewalt findet hinter verschlossenen Türen statt und betrifft Frauen aus allen Gesellschaftsschichten. Neben häuslicher Gewalt sind Frauen und Mädchen ständig von Gewalt in unterschiedlicher Form betroffen – ob in den sozialen Medien oder auf der Straße, in Institutionen oder im eigenen Haus – fast jede Frau hat bereits Erfahrungen mit Gewalt oder Diskriminierung aufgrund ihres Geschlechts gemacht.

Aus diesem Grund war es den Frauen besonders wichtig, mit Kunst und Musik an diesem Tag lautstark auf diese verheerenden Zustände aufmerksam zu machen und zur Demo am 25. November aufzurufen. Am Tag der Demo hat Luise vom Fliegenden Künstlerzimmer zum gemeinsamen Plakate-Basteln im Stadtraum Preungesheim eingeladen. Der Raum war aufgeladen mit viel Energie und Tatendrang, während die Teilnehmerinnen Buchstaben aus Stoff ausschnitten, um sie auf die orangenen Filzplakate zu bügeln. Die Forderungen, wie “Frauenhausplätze statt Kriegseinsätze”, strahlten dann von den Plakaten. Mit dieser Stimmung ging es gemeinsam zur Demo. In Zeiten, in denen die Rechte von Frauen und Migrantinnen angegriffen werden, durch die immer stärker nach rechts rückende Politik, ist es besonders wichtig, das Thema nicht nur an einem Tag im Jahr, sondern jeden Tag zum Thema zu machen.

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