Written by 11:32 uncategorized

„Haiyan“ wurde zum Fanal des Übergangs zur globalen Umweltkatastrophe!

Extremwetter und Naturkatastrophen haben erheblich zugenommen. Was mögen die Gründe dafür sein?

Jochen Schaaf: Mit dem Super-Taifun „Haiyan“, ist erstmals ein Sturm aufgetreten, dessen Gewalt alles in den Schatten stellt, was dort in den letzten 30 Jahren an Naturkatastrophen aufgetreten ist. Mindestens 10.000 Menschen sind tot. Die Stadt Tacloban wurde zu 80 Prozent ausradiert. Allein in der Provinz Leyte wurden vier Fünftel aller Häuser zerstört. 800.000 Menschen mussten flüchten, viele von ihnen haben ihr Hab und Gut verloren. 330.000 harren nach wie vor in Notunterkünften aus. Immer noch bietet sich auf dem Archipel ein Bild des Grauens.

Haiyan war der elfte Taifun in Südostasien binnen sieben Wochen. Die Ursache der Häufung solcher Super-Taifune ist die globale Erwärmung – auch der Weltmeere – durch den unnatürlichen Treibhauseffekt. „Haiyan“ wurde zum Fanal des Übergangs zur globalen Umweltkatastrophe!

 

Wie aufrichtig sind Politik und Wirtschaft wirklich, wenn es um nachhaltigen Umweltschutz geht?

J. Schaaf: Der UN-Klimagipfel in Warschau ging wieder ohne verbindliche Vereinbarungen zur Senkung der Treibhausgasemissionen zu Ende. Die Delegierten hatten die verheerenden Folgen des Taifun Haiyan auf den Philippinen vor Augen und wissen, dass weltweit Klimaveränderungen eingetreten sind, deren Folgen viele Millionen Menschen bereits zu spüren bekommen. Trotzdem reden die Vertreter der großen Industrieländer und die Lobbyisten der fossilen Energieträger von der Vereinbarkeit von Ökologie und Ökonomie. Damit meinen sie aber die Unterordnung der Ökologie unter ihre Profite. Sie wollen vor allem jegliche Einschränkungen ihrer Maximalprofite  verhindern. Die weltweit größten Konzerne sind die Hauptverursacher der Umweltzerstörung. Unter den zwanzig Größten sind 14 ÖL-, Gas-, Energie- oder Automobilkonzerne! Für ihre Profite müssen sie heute zerstörerisch gegen die Lebensgrundlagen der Menschheit vorgehen.

  

Nichtregierungsorganisationen wie Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Greenpeace, WWF und Oxfam haben die Klimakonferenz aus Protest verlassen. Warum?

J. Schaaf: Weil diese Konferenz nur den Vorschlag von Doha aufgenommen hat, bis 2015 einen Klima-Fahrplan zu beschließen, der aber erst 2020 in Kraft treten soll. Unverbindlicher geht es nicht. Diese Umweltverbände hoffen aber auf die nächste Konferenz 2014 in Lima. Meiner Meinung nach hat Warschau erneut gezeigt, dass es keinen Sinn macht, auf die Einsicht und Verhandlungsbereitschaft der Haupt-Verursacher zu hoffen. Die Betroffenen der Klimazerstörung können weder auf ausreichende materielle Unterstützung noch auf Anteilnahme für die Opfer hoffen. Das wochenlange Feilschen unter anderem um Hilfsgelder ist entwürdigend und abstoßend. Riesige Summen Geld, um Banken und das Finanz- und Wirtschaftssystem aufrecht zu erhalten, können dagegen immer rasch bereitgestellt werden.

 

 Was sind wirklich nachhaltige Schritte, die Wirtschaft und Politik in den Griff bekommen müssen, damit die Welt noch eine Zukunft hat?

J. Schaaf: Eine der wichtigsten Forderungen heute ist die Durchsetzung von 100 % regenerativen Energien bis zum Jahr 2020, um wirksam den CO²-Ausstoß zu reduzieren. Dieses Ziel wird von der Energielobby torpediert.

Zu dieser Bedrohung des Klimas kommen noch andre Faktoren wie die Plünderung der Ressourcen, Vergiftung von Luft, Boden und Wasser, maßlose Verschwendung usw. hinzu. Das kapitalistische Wirtschaftssystem mit seiner Profitmacherei bedroht alles Leben auf unserem Planeten. Die Umweltbewegung muss deshalb auch gesellschaftliche Alternativen zum Kapitalismus diskutieren.

Um den Kollaps unseres Planeten zu verhindern muss sich der Widerstand von Arbeiter- und Umweltbewegung national und international zusammenschließen und sich gegen die Hauptverursacher wenden statt auf die nächste Klimakonferenz zu hoffen. Millionen Menschen müssen durch Demonstrationen, Proteste, Streiks und andere Kampfmaßnahmen ihren Forderungen Nachdruck verleihen. Deshalb finde ich eine international operierende Umweltgewerkschaft nötiger denn je.

Jochen Schaaf, Dipl Ing Architekt, Vorsitzender der Bürgerbewegung für Kreislaufwirtschaft total www.total-recycling.org

 

Close