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„Harlem Shake“…mehr als ein einfacher Tanz!

Jugendliche nutzen den Harlem-Shake-Tanz, um gegen herrschende Zustände und gegen die islamistische Regierung zu rebellieren.

 

Überall fangen Studenten an, chaotisch herumzutanzen, indem sie einfach nur unkoordiniert Rumzappeln, wovon sie dann Videos ins Internet stellen.

Ein Tanz, der anfangs und in erster Linie Studenten begeisterte, wird nun auch von Arbeitern, Schülern und Prominenten getanzt und hat seit kurzem die ganze Welt erfasst.

Seinen Ursprung hat dieser Tanz in Harlem, New York, wo Anfang der 80er Jahre ein Bewohner namens Al B damit begann. Im Jahre 2001 erneut vom Rapper G. Depp aus Harlem aufgegriffen,  wurde der Tanz dann zum Hit. Entstanden ist der Harlem Shake dann letztendlich durch einen Internetkomiker, welcher ein Video bei YouTube veröffentlichte, indem er seine eigene Version des berühmten Harlem-Shake-Tanzes ablegte. Das Video hat eine regelrechte Internetlawine losgelöst. Bis zu 20 000 Nachahmer hat es innerhalb kürzester Zeit gegeben. Die Tanzenden stellen ihre Version des Harlem Shake auch immer ins Internet. Hollywood-Stars haben sich ebenso vom Zappel-Fieber angesteckt, wie tunesische Jugendliche und Bergarbeiter aus Australien. Doch für die brachte dieser mehr Ärger als Spaß mit sich. Was hierzulande als harmloser Flashmob angesehen wird, hat in Australien 15 Bergarbeiter ihren Job gekostet und in arabischen Ländern zu handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen weltlich gesinnten Studenten und radikalen Islamisten geführt.

Die 15 Bergarbeiter hatten frühmorgens während der Arbeitszeit den Harlem Shake getanzt und das Video später ins Netz gestellt. Der Arbeitgeber Barminco hat sie daraufhin mit der Begründung, sie hätten die Sicherheitsstandards verletzt, entlassen. Selbst Arbeiter, die nur zusahen, blieben vor der Kündigung nicht verschont.

In Tunesien und Ägypten bleibt das Tanzen dieser Art ebenfalls nicht ohne Folgen. In beiden Ländern haben Jugendliche als Zeichen des Protests gegen die Islamisten den Harlem Shake getanzt und die entsprechenden Videos online gestellt. In der tunesischen Hauptstadt Tunis versuchten Islamisten handgreiflich eine Gruppe Studenten vom Drehen eines solchen Videos abzuhalten. Das ließen sich die Studenten aber nicht verbieten. Das als verhältnismäßig „liberal“ geltende Tunesien erlebt einen Aufschwung radikaler Islamisten, steckt jedoch derzeit in einer politischen Krise, denn die Gesellschaft teilt sich zunehmend in ein liberales und ein konservatives Lager auf. Die Aufregung um den Harlem-Shake-Tanz ist Ausdruck dieser zunehmenden Spaltung. Bereits Ende 2011 kam es zu Tumulten zwischen bärtigen Sittenwächtern und Studenten. Die Islamisten besetzten damals einen Hochschulcampus, weil dort Frauen und Männer gemeinsam lernten. Den Triumph, den die Tunesier vor drei Jahren mit dem Sturz des langjährigen Machthabers Ben Ali erlebten, dauerte nicht lange an. Die anschließenden Wahlen gewann nämlich die islamistische Partei Ennahda, wogegen liberale Studenten nun auch mit dem Harlem Shake zum Protest aufrufen.

Nicht nur Muslimbrüder und Salafisten versuchten diese Videoaufnahmen zu verhindern, sogar die Regierung hat sich zu den Tänzen geäußert. Der tunesische Bildungsminister Abdeltif kündigte Schülern einer Oberschule für das Harlem-Shake-Tanzen während der Schulzeit harte Konsequenzen an. Nun drohen Schülern Entlassungen und Schulverweise.

Auch in Ägypten dient der Harlem Shake zum Protest gegen herrschende Zustände. In der Hauptstadt Kairo haben am vergangenen Donnerstag einige Jugendliche vor dem Hauptsitz der Muslimbrüder von Präsident Mursi getanzt. Sie lehnten sich gegen die Festnahme von vier Pharmaziestudenten auf. Die Studierenden waren vier Tage zuvor festgenommen worden, weil sie in einem Wohnviertel nur in Unterwäsche bekleidet getanzt hatten. Die Ereignisse in Ägypten und Tunesien zeigen, welch politisches Potenzial der Harlem Shake in sich birgt.

 

Pınar Akı

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