Written by 16:00 DEUTSCH

Hinds Hall

Kaja Koßmann

So heißt das neue Lied des US-Amerikanischen Musikers Macklemore, der monatlich 33 Millionen Hörer hat. Der Titel ist angelehnt an eine Protestaktion von Studenten, die in Gedenken an Hind Rajab, einem 6-Jährigen palästinensischen Mädchen, welches in Gaza brutal ermordet wurde, „Hinds Hall“ genannt wurde.

Das Lied thematisiert all das Leid und Sterben der Menschen in Gaza, welches durch die Besatzung der israelischen Regierung herbeigeführt wird. Doch vornehmlich ist es eine Systemkritik. Der US-amerikanische Staat und seine Institutionen werden scharf in die Kritik genommen. „Das Problem sind nicht die Proteste, sondern dass sie dagegen protestieren, was unser Land finanziert.“ Es bezeichnet die Polizei als „Schauspieler mit Abzeichen“, die dafür da sind, Eigentum und nicht Menschen zu beschützen. Es geht um korrupte Politiker, die von israelischen Lobbyisten bezahlt werden/ihnen dienen und um die Zensur von pro palästinensischen und politischen Inhalten auf Meta Plattformen, wie Facebook und Instagram und auf TikTok. Auch betont Macklemore, dass Antizionismus nicht mit Antisemitismus gleichzusetzen ist und auch viele jüdische Menschen sich für die Befreiung der Palästinenser einsetzen. In einem Vers geht es darum, dass das Recht zum Widerstand von Profitinteressen und Hautfarben abhängig gemacht wird, im Video wird eine Ukraine Flagge eingeblendet. Im letzten Vers adressiert er direkt die Musikindustrie und deren Schweigen zu Palästina. „Was ist mit den Künstlern los? Was habt ihr zu sagen? (…) Was wenn ihr in Gaza wärt? Was wenn das eure Kinder wären?“ Das Musikvideo zeigt weltweite Protestaktionen und deren gewaltvolle Repression, Videos aus Gaza und Sequenzen von verschiedenen politischen Figuren.

Die Kulturindustrie ist aktuell aufzuteilen in die, die sich solidarisch mit Israel geäußert haben, palästinasolidarische Künstler und eine ganze Menge, die sich zu dem Thema gar nicht äußern. Die Stille und vollkommene Ignoranz vieler Künstler steht unter scharfer Kritik. Erst vor wenigen Tagen fand die Met Gala statt, bei der die US-amerikanische Prominenz in schicken Kleidern über den roten Teppich spazierte – ohne jegliche Erwähnung von den Ereignissen in Gaza. Und das in der gleichen Stadt, in der auf brutale Art und Weise Studentenproteste aufgelöst werden. Wie in Macklemores Lied auch erwähnt wird, werden viele Künstler von ihrem Management oder anderen Vertragspartnern unter Druck dazu gesetzt zu Gaza zu schweigen. Es gibt nur wenige Ausnahmen. Doch während Billie Eilish einen „Artists4Ceasefire“ Button bei den Oscars trägt, The Weekend Geld an Gaza spendet und Bella Hadid Free Palestine auf Instagram postet, hat es eine solche Kampfansage, wie das Lied von Macklemore, noch nicht gegeben. Eine so klare Kritik am kapitalistischen System, ein Statement, welches nicht nur die Rolle der israelischen Armee, sondern auch die von anderen imperialistischen Ländern, wie der USA thematisiert hat es seit Oktober von einem US-amerikanischen Künstler mit einer solchen Reichweite noch nicht gegeben. Das Lied ist innerhalb von wenigen Tagen viral gegangen, es hat auf Instagram mittlerweile 160 Millionen Klicks. Trotz der kontroversen Inhalte, hagelt es auf Social Media vor allem Lob und Bewunderung für das Lied. Es ist klar erkennbar, dass eine große Frustration bezüglich des Schweigens der Kulturindustrie zum Genozid in Gaza herrscht. Die positive Resonanz zu dem Lied zeigt aber auch, wie sich in der Kulturindustrie immer mehr Menschen für ein Ende des Genozids und für die Befreiung des palästinensischen Volkes einsetzen.

Close