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Hrant Dink –Wir sind alle Armenier

Yasemen Ilhan

„Ich bin in einer unruhigen Stimmung, gleich einer Taube. Aber ich weiß, hier schießen Menschen nicht auf Tauben“, sagte Hrant Dink in seiner letzten Kolumne. Und doch, auf ihn wurde geschossen.
Vier Jahre sind nun vergangen, nachdem Hrant Dink, Gründungsmitglied und Chefredakteur der armenisch-türkischen Zeitung „Agos“ am 19. Januar vor dem Verlagsgebäude der Zeitung in Istanbul von einem türkischen Nationalisten erschossen wurde. Noch immer bleibt der Fall ungelöst – trotz den die Öffentlichkeit schockierenden Einzelheiten aus dem Prozess  und durch immer neue Enthüllungen über die Verwicklungen des „tiefen Staates“ in diesem Mord. Die „Hintermänner“ des Anschlags und die Beziehungen mit nationalistisch-faschistischen Parteien und den Sicherheitskräften werden heute noch verschleiert, doch sie sind längst kein Geheimnis mehr. Der Mord an Hrant Dink löste eine große Welle der Solidarität aus. Nicht nur in der Türkei, sondern auch weltweit gingen Hunderttausende auf die Straßen, um gegen das Attentat zu protestieren.
Genauso finden jedes Jahr Gedenkveranstaltungen statt, um die Erinnerungen an das Leben und Wirken des Journalisten aufrechtzuerhalten. In Köln organisiert auch dieses Jahr das Hrant Dink Forum Köln eine Veranstaltungsreihe in der Alten Feuerwache. Mit der Teilnahme von Dogan Akhanli, Schriftsteller aus Köln, der türkischen Autorin Tuba Candar, dem Autor und Herausgeber der Armenisch-Deutschen Korrespondenz, Dr. Raffi Kantian, der armenischen Sopranistin Satik Tumyan und der Sängerin Sakina Tenya begann die Veranstaltungsreihe am 16. Januar in der Alten Feuerwache in Köln. Am Dienstag, 18. Januar fand in der Alten Feuerwache eine Lesung aus der neu, in enger Zusammenarbeit mit der Familie Dink entstandenen Biographie „Hrant“ von Tuba Candar statt. Daraufhin berichtete die Anwältin Arzu Becerik über die gesellschaftliche Entwicklungen in der Türkei seit der Ermordung Dinks und den aktuellen Stand des Prozesses. Des Weiteren wird in Kooperation mit der Deutsch-Armenischen Gesellschaft das Kultur Forum am Dienstag, 25. Januar im Filmhaus Köln den Film „Die Gerichte meines Vaters“ von Karnik Gregoria, Künstler und Regisseur aus München, zeigen. Anschließend findet mit dem Regisseur und dem WDR-Redakteur Murat Bayraktar ein Gespräch statt. Weitere Veranstaltungen finden auch in Berlin in Kooperation mit der Berliner Hrant Dink Initiative und mit Unterstützung des deutschen PEN-Zentrums (Internationale Vereinigung für verfolgte und unterdrückte Schriftsteller) statt.

25. Januar 2011, 19:30 Uhr
Filmvorführung: „Die Gerichte meines Vaters“ (D, 2007, ’90) von Karnik Gregorian, anschließend Gespräch mit dem Regisseur
Ort: Kölner Filmhaus, Maybachstr. 111, 50670 Köln
Veranstalter: KulturForum TürkeiDeutschland, Deutsch-Armenische Gesellschaft

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