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„Ich möchte, dass die Menschen ihre Definition von ‚Deutsch-Sein‘ überdenken.“

 Şilan Küçük

 

Letztes Jahr belegte eine Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, dass an Schulen und Universitäten Diskriminierung zum Alltag gehört. Somit wurde deutlich, dass Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung micht nur ein blosses „Strassenproblem“ ist, sondern auch „gebildete“ Schichten und Klassen aktiv rassistische Ressentiments und Vorurteile schüren.

Um auf dieses Problem aufmerksam zu machen, starteten verschiedene Jugendliche eine Internet-Kampagne. Mit dem Hashtag #AuchIchBinDeutschland werden Bilder ins Netz gestellt. Ebenfalls wurde dafür ein Tumblr-Blog angelegt und gleichzeitig werden auch Facebook und Instagram benutzt, um die Bilder zu verbreiten. Diese Bilder sind allerdings keine einfachen Bilder der betroffenen Personen, sondern ein Bild mit einer weißen Tafel in der Hand, worauf die alltäglichen Erfahrungen mit Diskriminierung geschrieben sind.

Einer schrieb zum Beispiel: „Nein, ich verkaufe kein Weed“. Ein anderer: „Ja, ich darf eine deutsche Freundin haben.“

#AuchIchBinDeutschland möchte zeigen, dass Menschen, die hier geboren oder aufgewachsen sind, von Teilen der deutschen Gesellschaft nicht als „Deutsche“ wahrgenommen werden, weil sie „anders“ aussehen. „Ziel der Kampagne ist es, den Menschen einen Anstoß zum Umdenken zu geben“, sagt Mikolaj Ciechanowicz, der die Aktion koordiniert. Anastasia Erohina wird konkreter: „Ich möchte, dass die Menschen ihre Definition von ‚Deutsch-Sein‘ überdenken.“

Diese Kampagne hat was. Sie ist mal was Neues. Erstens behandelt man ein politisches Problem kreativ. Kreativ in der Hinsicht, dass man mit einer weißen Tafel durch den Campus läuft, fremde Menschen anspricht und gegebenenfalls ein Foto macht. Zweitens steckt in dieser Kreativität ebenfalls Spaß und Humor drin. Eine Person schreibt ihre Erfahrung mit Diskriminierung auf die Tafel und guckt lächelnd in die Kamera. Man versucht auf einer netten Art und Weise für Aufklärung zu sorgen.

Doch die Kritik an der Kampagne beziehungsweise an die Koordinatoren ist, dass ein Anstoß zum Umdenken mit dieser Kampagne nicht ausreichen wird. Das Problem der Diskriminierung muss politisch ebenfalls behandelt werden. Denn es ist richtig, es gibt junge Menschen mit Migrationshintergrund, die immer wieder diskriminiert werden – auch seitens der Politik. Und genau dieses Problem, also das Umdenken der Menschen erzielen zu können, muss sich in einem Land auch die Politik ändern.

 

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