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Immer weiter so !?

Onur Kodas

 

Im Namen der Bundesregierung veröffentlichte die Bundesintegrationsministerin Maria Böhmer den 9. Integrationsbericht. In dem mehr als 650 Seiten umfassenden Bericht wird die „erfolgreiche Integrationsarbeit“ der letzten zwei Jahre bewertet und analysiert. „Noch nie hat sich bei der Integration so viel bewegt, wie in den vergangenen beiden Jahren. Die Chancen der Migranten auf gleiche Teilhabe haben sich durch wichtige gesetzliche Änderungen wesentlich verbessert. Hierfür stehen beispielsweise das Gesetz zur verbesserten Anerkennung ausländischer Abschlüsse oder das eigenständige Bleiberecht für gut integrierte Jugendliche und Heranwachsende. In den Bereichen Sprache, Bildung, Ausbildung und Arbeitsmarkt sind wir große Schritte vorangekommen. Zugleich wird deutlich: Um die Herausforderungen der Zukunft meistern zu können, haben wir einen Paradigmenwechsel von der nachholenden zur vorausschauenden Integrationspolitik eingeleitet. Wir öffnen neben der Reparaturwerkstatt jetzt die Zukunftswerkstatt“, sagte die Ministerin mit breiter Brust. Dazu hat sie auch offenbar allen Grund. Auf dem Ausbildungsmarkt ist nämlich der Anteil der „Ausländer“ um ganze 2 Prozent, von 31,4 Prozent im Jahr 2009 auf 33,5 Prozent im Jahr 2010, gestiegen. Die Arbeitslosenquote sank von 2010 zu 2011 von 18,2 Prozent auf 16,9 Prozent. Auch in der Schulbildung legen die Migrantenkinder und –jugendlichen einen drauf. „Schrittweise nähern sich die schulischen Leistungen von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund jenen ohne Migrationshintergrund an“, heißt es in dem Bericht. Der Anteil der Schulabbrecher bei den Migranten sank von 2004 bis 2010 um 39 Prozent. Auch ist der Anteil der Migrantenjugendlichen unter den Abiturienten in dem Zeitraum zwischen 2005 und 2010 um 36 Prozent gestiegen.

 

Mehr Offenheit

Die Integrationsministerin forderte weiterhin mehr Offenheit gegenüber den Migranten. „Qualifizierte Zuwanderung sichert die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes. Um Deutschland für Fachkräfte attraktiv zu machen, brauchen wir eine überzeugende Willkommens- und Anerkennungskultur. Erforderlich ist ein gesellschaftlicher Wandel bei der Haltung gegenüber Migranten: von der Abwehrhaltung hin zum Willkommen und zur Wertschätzung. Alle, die auf Dauer in unserem Land leben, sollen hier ihre Heimat finden und am Leben in all seinen Facetten teilhaben. Menschen der 3. oder 4. Generation sollten sich nicht mehr als Migranten fühlen müssen oder als solche angesehen werden. Sie gehören schon längst dazu! Jeder Einzelne kann zum Aufbau eines Wir-Gefühls einen Beitrag leisten.“

 

Die Kehrseite der Medaille

Die Auswertung der Regierung gleicht schon an Ignoranz. Die vorgelegt Zahlen werden nicht bestritten. Allerdings ergeben diese ein völlig anderes Bild, wenn man den Vergleich zu Deutschen zieht. So ist beispielsweise in punkto Arbeitsmarkt und Arbeitslosigkeit festzustellen, dass diese zwar sank, allerdings liegt die Arbeitslosenquote bei den Migranten nach wie vor doppelt so hoch, wie die der Deutschen (7,2 Prozent). Auch in der Bildung ist man nicht weitergekommen. So ist die Anzahl der Migrantenschüler an den Hauptschulen überproportional hoch. So besuchen 33 Prozent der Migranten die Hauptschule, während es bei den Deutschen nur 12 Prozent sind. In Sachen Bildung schneiden die Türkei- und Italienischstämmigen Schüler am schlechtesten ab, wobei der Bericht dies auf die soziale Herkunft der Kinder und Jugendlichen zurückführt.

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