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In der Stahlbranche wurde ein Tarifabschluss erreicht

Ein Mitglied der Stahl-Tarifkommission
Nachdem in der zweiten Verhandlung am 17. September kein anständiges Angebot von den Arbeitgebern kam, sind von Duisburg bis Bremen 17 000 Stahlbeschäftigte in Warnstreiks getreten. In der dritten Verhandlungsrunde am 29. September haben sich die Verhandlungsparteien in Düsseldorf nachts um 3:00 Uhr auf ein Ergebnis geeinigt. Nachdem das Ergebnis in den Betrieben diskutiert wurde, hat die große Tarifkommission der IG-Metall am 7. Oktober das Angebot beschlossen.
Der neue Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 13 Monaten. Die Gewerkschaft hatte nach heftigen Diskussionen sich im Vorfeld auf sechs Prozent mehr Lohn bei einer Vertragslaufzeit von zwölf Monaten geeinigt. Ab Oktober bekommen die 85000 Beschäftigten in der deutschen Stahlindustrie 3,6 Prozent mehr Gehalt. Für den Monat September 2010 wurde von den Tarifparteien eine Einmalzahlung von 150 Euro vereinbart. Auszubildende bekommen monatlich 40 Euro mehr. Außerdem einigten sich die Tarifparteien darauf, dass Leiharbeiter ab dem kommenden Jahr für zwei Jahre den gleichen Lohn bekommen sollen, wie die Festangestellten. Zudem wollte die IG Metall als erste Gewerkschaft die gleiche Bezahlung von Festangestellten und Leiharbeitern in einem Tarifvertrag festschreiben lassen, was ihr jetzt gelang. „Erstmals gibt es in einem Flächentarifvertrag eine Fairness-Garantie für Leiharbeiter“, erklärte die Gewerkschaft nach der Einigung. „Wir wollten den Grundsatz ‚Gleiche Arbeit – Gleiches Geld‘ im Flächentarifvertrag verankern.“

Der Tarifvertrag zur Leiharbeit und die Wahrheit darüber
Kein Zweifel, mit dieser Forderung der Gewerkschaft haben die Arbeitgeber sich am schwersten getan. Es wird über diesen Teil des Tarifvertrages auch in der Presse am meisten berichtet. Es wird bis Ende diesen Jahres, aber auch im nächsten Jahr, Tarifverhandlungen geben, von denen Millionen Werktätige betroffen werden. Dass diese Forderung auch in anderen Branchen als Forderung auftauchen wird, davor haben der Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegießer, der Bundesverband Zeitarbeit (BZA) und der Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (IGZ) Angst. Deshalb kritisieren sie von allen Vereinbarungen hauptsächlich diesen Tarifvertrag.
Dass in der Öffentlichkeit eine politische Diskussion darüber angefangen hat, dass die Leiharbeiter nur beinahe halb soviel Lohn wie die Festangestellten bekommen, und dass dies als ungerecht empfunden wird, ist schon sehr positiv.

Gleiche Arbeit – Gleiches Geld nur möglich durch Verbot der Leiharbeit
Aber: Trotz („Gleiche Arbeit, Gleiches Geld“) Tarifvertrag werden Leiharbeiter trotzdem nicht den gleichen Lohn bekommen, wie die Stammbelegschaften.
Zuerst muss man sagen, dass fast alle Stahlbetriebe zwischen Vorstand und Betriebsrat ausgehandelte Betriebsvereinbarungen haben, was die Bezahlung der Leiharbeiter betrifft. Diese Vereinbarungen gibt es auch in den Metall- und Elektrobetrieben. Diese Betriebsvereinbarungen sind wesentlich besser, als die zwischen DGB und den Zeitarbeitsverbänden beschlossenen Tarifverträge. Aber auch nach diesen Betriebsvereinbarungen bekommen Leiharbeiter nicht den gleichen Lohn. Selbst wenn der Tarifvertrag bei Stahl einige Verbesserungen mitbringt, ist er trotzdem nicht sehr viel besser, als die Betriebsvereinbarungen.
Ein Tarifkommissions-Mitglied aus Salzgitter teilte mit folgenden Worten mit, dass sie die Forderung „Gleiche Arbeit, gleicher Lohn“ nicht unterstützen werden: „Wir sind für ein Verbot der Leiharbeit. Wenn wir aber für die Leiharbeiter ‚Gleiche Arbeit – gleicher Lohn‘ fordern und darüber einen Tarifvertrag abschließen, dann bedeutet das, dass wir auch in Zukunft weiter Leiharbeit akzeptieren. Das wollen wir nicht.“ Der Kollege bringt das auf den Punkt. Durch Tarifverträge kann man die Bezahlung und Situation der Leiharbeiter zwar verbessern, aber nicht die sozialen Bedingungen. Daher müssen sich Gewerkschaften politisch für ein Verbot der Leiharbeit einsetzen!

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